Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spritztour - Roman

Spritztour - Roman

Titel: Spritztour - Roman
Autoren: Andy Behrens
Vom Netzwerk:
Ganghebel auf Parken und hörte den Motor noch eine Minute lang stottern. Dann knallte es laut unter der Haube. Die Kreatur stieß eine weiße Wolke aus, wie einen letzten Atemzug, und verstummte. Felicia drehte den Zündschlüssel um, erfolglos. Es war kurz nach 23 Uhr.
    »Verdammt«, sagte Lance und stieg aus. »Wenigstens sind wir hier. Ich kann nicht glauben, dass wir’s tatsächlich geschafft haben.« Er zog das schweißnasse Hemd von seiner Brust ab und wedelte sich heftig Luft zu.
    Ian schob sich aus dem Wagen und knallte die Tür zu, dann griff er bei der Fahrerseite durchs Fenster und zog an einem Hebel unterhalb des Armaturenbrettes, mit dem sich die Kofferraumhaube öffnen ließ. »Bitte nehmt all eure Sachen raus.« Er schnappte sich seinen Rucksack und die Plastiktüte mit dem vollgekotzten Donut-Kostüm.
    »Häh?«, machte Felicia.
    »Wir lassen den Wagen stehen und gehen zu Fuß.«
    »Was meinst du mit ›den Wagen stehen lassen‹?«, fragte Lance, deutlich geschockt.
    »Ganz einfach: Wir gehen weiter und das Auto bleibt da. Oder: Wir lassen es am Straßenrand stehen. Oder: Hasta la vista , Kreatur.« Ian hängte sich den Rucksack über die Schulter, dann warf er Felicia und Lance ihre Sachen zu.
    »Aber Ian«, sagte Felicia. »Es ist dein Auto .«
    »Es hat nur dreihundertundfünfzig Dollar gekostet. Lance hat doch die ganze Zeit gesagt, es ist praktisch zum Wegwerfen. Also werfe ich es weg. Und außerdem, wenn ich es nie wieder von innen sehe, ist das in Ordnung. Wisst ihr, woran es mich erinnert? An drei Dinge: Arbeit, Schule und die völlige Erschöpfung nach der Arbeit oder nach der Schule.«
    »Ich glaube, das sind vier Dinge, Alter.«
    »Egal. Mir gefällt nichts davon. Und es erinnert mich auch an diese verdammte Fahrt. Auch das spricht nicht für das Auto.« Er wickelte das Donut-Kostüm in eine zweite Plastiktüte, die er dann in eine freie Tasche seines Rucksackes stopfte. »Gehen wir, Leute.«
    »Ähm … wie sollen wir denn ohne Auto irgendwohin kommen?«
    »Wir laufen. Es ist nicht weit bis zu Danielles College, wirklich. Vielleicht noch eine Meile oder so.« Er hielt inne. Felicia machte einen erschöpften Eindruck. »Hier gibt’s jede Menge historischen Krempel, Felicia. Es könnte ein schöner Spaziergang werden.«
    »Wie kommen wir nach Hause?«
    »Amtrak. Es gibt täglich einen Zug. Oder vielleicht mit dem Greyhound. Busse fahren immer. Ich habe jede Menge Dunkin’-Donuts-Geld auf dem Konto, mit dem ich die Fahrkarten bezahlen kann. Mach dir keine Sorgen, Felicia.«
    »Wird dein Dad nicht einen Anfall kriegen wegen dem Auto?«, meinte Lance.
    »Klar. Keine Frage. Ich glaube, wir werden ihm sagen müssen, ich hab’s verkauft.«
    »Verkauft?«, fragte Felicia. »Wer würde das denn kaufen?«
    »Lances’ Cousin Doug.«
    »Doug? Der hat noch nicht mal genug Geld für Bier , ganz abgesehen von Knete für ein Au…«
    »Darauf kommt’s nicht an. Wir sagen meinem Dad einfach nur, Doug hat mir, sagen wir, vierhundert Dollar geboten und ich hab’s angenommen. Wenn er denkt, ich habe fünfzig Dollar aus einem Auto rausgeholt, das älter ist als ich, dann umarmt er mich und stellt weiter keine Fragen.«
    »Wird die Stadt Charleston euch nicht eine Menge Strafzettel nach Hause schicken und das Teil dann irgendwann mal abschleppen lassen?«, fragte Felicia.
    »Das ist wirklich Dougs Problem«, antwortete Ian.
    Felicia und Lance schauten sich einigermaßen verwundert an.
    »Können wir jetzt bitte losgehen?«, sagte Ian.
    Sie gingen los, vorbei an den stattlichen alten Häusern der Stadt, von denen viele mit verschlungenen Geländern, vornehmen Säulen, Gittern und bleigefassten Fenstern ausgestattet waren. Die drei Vorstadtmenschen kamen sich vor wie in einer anderen Welt. Beziehungsweise zwei von ihnen fühlten sich wie in einer anderen Welt. Auch Ian hätte sich wie in einer anderen Welt gefühlt, wenn er seine Umgebung wahrgenommen hätte. Aber er war damit beschäftigt, Danielle eine Nachricht zu schicken. Sie jedoch antwortete nicht.
    Das war’s. Ich hab’s total vermasselt. Wenn ich vor ihrer Tür stehe, ist es Mitternacht, sie wird irgendwo eingepennt sein und ich muss – nein, Lance, Felicia and ich müssen uns einen Ort zum Übernachten suchen. Weiß Gott, wo. Und ich werde mit Sicherheit keinen Sex haben. Und warum nennt mich Felicia andauernd Schisser und Mega-Schisser? Das gefällt mir nicht.
    »Sind wir bald da?«, fragte Lance.
    »Es ist nicht weit. Halte das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher