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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman
Autoren: dtv
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sein Haus in der Chester Street für siebzehntausend Pfund ausstatten wollte. Beide waren Akademiker und hatten das Haus langfristig gemietet, jetzt wollten sie die beste Audio- und DV D-Technologie , die sie sich von ihren nicht unbeträchtlichen Gehältern leisten konnten. McKusick hatte sie zunächst davon überzeugt, dass es günstig wäre, in ein voll integriertes System zu investieren, unterstützt von einem Subwoofer und kompatiblen Lautsprechern in den Haupträumen. Alles mit einer einfachen Philips-Pronto-Universalfernbedienung mit Touchscreen zu bedienen. Sah großartig aus und klang großartig, und in neun Monaten würde er sich wieder bei ihnen melden und ihnen ein Upgrade mit einem besseren Surroundsound-Verstärker vorschlagen.
    Er war noch dabei, die voraussichtliche Provision für das hübsche kleine Paket zu berechnen, als der Summer über dem Haupteingang ertönte und ein paar Augenblicke später einer der anderen Verkäufer seinen Kopf in die Tür zur Abteilung Multi-Room-Systeme streckte, die McKusicks Domäne war.
    »Dein Typ wird verlangt.«
    McKusick schlenderte in den Verkaufsraum und versuchte, das Paar in der Mitte des Raumes einzuschätzen. Ein Mann Mitte bis Ende dreißig, groß; er trug einen dunklen Anzug, der bessere Tage gesehen hatte; locker gebundener Schlips, blaues Hemd, das braune Haar musste dringend mal geschnitten werden; die Frau in seiner Begleitung war fünf oder sechs Jahre jünger, trug schwarze Hosen und ein |25| schwarzes T-Shirt unter einer kurzen Lederjacke; wenig Make-up, volles, dunkles, kurz geschnittenes Haar, nicht ohne einen gewissen Stil: Auf gar keinen Fall würden die beiden mehr als tausend ausgeben, zweitausend höchstens, und das nur, wenn es dem Mann gelang, die genaue Summe im Unklaren zu lassen.
    »Morgen. Mark McKusick. Womit kann ich dienen?«
    Beide hatten einen festen Handschlag, geschäftsmäßig, sie griff sogar noch fester zu als er; beide sahen ihn direkt an.
    »Detective Inspector Grayson«, sagte Will und zeigte seinen Polizeiausweis. »Das ist Detective Sergeant Walker. Können wir irgendwo reden?«
    Also kein Verkauf, dachte McKusick. Erst als sie in dem kleineren der beiden Vorführräume saßen, machten die beiden ihm klar, dass es sich um etwas anderes handelte als eine gestohlene Hi-Fi-Anlage.
    »Stephen Bryan«, sagte Will, »ist das ein Freund von Ihnen?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie ihn gut?«
    »Ja, ja. Warum? Warum wollen Sie das wissen?«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, fragte Helen Walker.
    »Stephen?«
    »Ja, Stephen.«
    In McKusicks Eingeweiden begann sich etwas zu verkrampfen. »Schon   … schon eine ganze Weile nicht mehr. Etliche Wochen, denke ich, einen Monat oder so. Ich bin mir nicht sicher.«
    »Aber wenn Sie so gut befreundet sind   …«
    »Wir   … also, wir haben beschlossen, uns nicht mehr zu sehen, jedenfalls nicht mehr so oft.« McKusicks Hals war |26| trocken und er konnte deutlicher als sonst das Geräusch seines eigenen Atems hören.
    »Sie hatten Krach.«
    »Nein.«
    »Einen Streit.«
    »Nein.«
    Will hielt die Hände ganz ruhig, seine Finger waren leicht verschränkt. Helens Ellenbogen lagen locker auf den Armlehnen ihres Stuhls; sie hatte Schwierigkeiten, den Schreiber der unverhüllten Briefe mit dem Mann in Verbindung zu bringen, den sie vor sich hatten. Aber wenn es um Sex ging, gab es immer Überraschungen.
    »Was ist passiert?«, fragte McKusick. »Es ist doch etwas passiert.«
    Sie sahen ihn ausdruckslos an.
    »Sie wissen es nicht?«, sagte Will.
    »Was weiß ich nicht?«
    »Stephen Bryan wurde gestern Morgen ermordet aufgefunden.«
    McKusick schreckte zurück, als hätte man ihm einen Schlag auf die Brust versetzt; die Farbe wich aus seinem Gesicht. Er drehte den Kopf zur Seite, beugte sich über die Lehne seines Stuhls und würgte, aber außer Spucke und ein paar dünnen Speichelfäden kam nichts heraus. Seine Augen stachen, aber noch kamen keine Tränen.
    »Hier«, sagte Helen und reichte ihm ein paar Papiertaschentücher.
    »Wie   …?«, begann McKusick, dann verstummte er. Der Schmerz in seiner Brust war echt, etwas bohrte sich in sein Brustbein, in seine Rippen. Das Atmen fiel ihm immer schwerer. »Wo? Wo ist es passiert?«
    »In seinem eigenen Haus.«
    McKusicks Schrei war ein schmerzerfülltes Klagen. Er |27| fiel auf die Knie, und dann begann er, sich selbst mit den Fäusten ins Gesicht zu boxen.
    »Nein«, sagte Will und ergriff McKusicks Handgelenke. »Tun Sie das nicht.«
    Helen
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