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und der Ruf der Karibikwoelfe

und der Ruf der Karibikwoelfe

Titel: und der Ruf der Karibikwoelfe
Autoren: Martin Klein
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Am Ziel

    R ita das Raubschaf und Ruth das Raubmeerschwein sind berühmt und beste Freunde fürs ganze Leben.
    Die Kampfkunst von Rita ist einfach unvergleichlich. Sie kann ihre Hufe benutzen wie ein Karatekönig. Sie knickt Palmen wie Essstäbchen und spaltet Kokosnüsse wie weich gekochte Eier.
    Ruth ist ein Rosettenmeerschwein. Jeder, der so ein niedliches Tier sieht, will es sofort streicheln, knuddeln und abknutschen. Ruth kann das nicht leiden. Ihre Stimme ist einzigartig. Sie klingt nach Wirbelstürmen und Gorillagebrüll oder wie eine Punkband, die bei voll aufgedrehten Verstärkern ihre Instrumente zertrümmert. Jeder, der Ruth abknutschen will, bekommt sie zu hören.
    Seitdem die beiden in einem erfolgreichen Piratenfilm in den Hauptrollen aufgetreten sind, kennt jedes Kind Rita und Ruth. Sobald sie irgendwo auftauchten, gab es auf der Stelle einen Riesenrummel:
    »Schaut mal, wer da vorne läuft! Ist das nicht Rita das Raubschaf aus dem Fluch der Karibikhunde ?!«
    »Genau, sie ist es! Und das süße kleine flauschige Etwas daneben muss Ruth das Raubmeerschwein sein!«
    »Ist die niiieeedlich!«
    »Wisst ihr noch, wie Rita dem Riesendobermann eine vors Schienbein verpasst hat?!«
    »Haha! Der jaulte wie ein Schakal!«
    »Oder wie Ruth dem Monstermastino ihr Freibeuterlied in die Ohren gepustet hat?!«
    »Hoho! Seine Augen drehten sich wie Flipperkugeln!«
    »Los, nichts wie hin zu den beiden!«
    »Ein Autogramm, ein Autogramm! Wir wollen Autogramme!«
    »Und ein paar Fotos!«
    »He, Ruth, ist dein Fell wirklich so flauschig, wie es aussieht?!«
    »He, stehen bleiben!«
    »Wo wollt ihr hin?!«
    »Wir sind eure Fans!«
    Rita und Ruth gefiel es nicht, überall Aufsehen zu erregen. Die Angrapscherei passte ihnen noch weniger, und es machte ihnen auch keinen Spaß, ihre Namen auf schmutzige Zettel, Einkaufstüten, T-Shirts, dicke Oberarme und nackte Busen zu schreiben.
    Kurzerhand sind sie abgetaucht und in die Karibik ausgewandert. Dort leben sie nun schon seit einiger Zeit geheim in einer unnachahmlich schönen Bucht auf einer abgelegenen Insel. Früher waren ein Nordseedeich und die kleine Stadt dahinter ihre Heimat. In der Karibik ist jeder Tag schön.
    Aber Ärger kann es überall geben. Deshalb ziehen Rita und Ruth manchmal los und schauen unauffällig nach dem Rechten. Heute ist wieder so ein Tag.
    Ritas und Ruths Gespür führt sie geradewegs in einen Vorort der Inselhauptstadt. Und siehe da: Sie streifen noch gar nicht lange durch die Gegend, da verstellen auch schon zwei große Kerle mit finsteren Mienen einem kleinen Jungen den Weg. Der kleine Junge hat dunkle Locken und ein zartes Gesicht. Rita und Ruth sind ganz in der Nähe hinter einer Mülltonne verborgen. Sie hören alles mit.
    »Wen haben wir denn da, Pedro?«, sagt der eine Kerl.
    »Ich glaube, das ist ein echter Märchenprinz, Fernando. Wie süß! Wie heißt unser Prinzchen denn?«

    Der kleine Junge macht ein trotziges Gesicht und schweigt.
    »Los, antworte!« Pedro tippt dem Kleinen mit der Hand gegen die Brust. »Wie du heißt, habe ich gefragt!«
    »Luis«, murmelt der kleine Junge.
    »Ein schöner Name«, grunzt Pedro und grapscht nach ihm.
    Der kleine Junge schlägt einen Haken und huscht los wie eine Rennmaus. Ein großer Fuß schnellt vor. Luis stolpert und stürzt.
    »Oje, Prinzchen ist hingefallen!« Fernando, dem der große Fuß gehört, tut erschrocken.
    »Hast du dir wehgetan? Onkel Pedro tröstet dich!« Pedro beugt sich nach unten und fährt dem kleinen Jungen durchs Haar. »Du bist Onkel Pedro bestimmt dankbar dafür und willst ihm für seine Hilfe unbedingt dein ganzes Taschengeld geben!«
    Pedro grapscht wieder nach Luis.
    » SOFORT LOSLASSEN !«, knurrt eine Stimme. Sie klingt so wild und laut wie ein Tornado plus Hurrikan und so gefährlich wie das Wutgebrüll einer Horde Riesengorillas.
    Pedro und Fernando zucken zusammen.
    Der kleine Luis kommt frei und springt auf, geradewegs hinter etwas, das aussieht wie ein Knäuel weißer Wolle auf vier dünnen Beinen. Es handelt sich um ein kleines, grimmig dreinschauendes Schaf.
    Es scheint ebenso aus dem Nichts aufgetaucht zu sein wie sein winziger Begleiter.
    Der hat krauses Fell, das wie ungekämmt aussieht. Das Tierchen sieht sogar mit finsterem Gesicht noch sehr niedlich aus. Niedlichkeit ist eben ein unveränderliches Meerschwein-Kennzeichen, erst recht, wenn es sich um ein Rosettenmeerschweinchen handelt.
    »Nun schau dir diese beiden zerrupften Fellknäuel an, Pedro!«
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