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Splitterndes Glas - Kriminalroman

Splitterndes Glas - Kriminalroman

Titel: Splitterndes Glas - Kriminalroman
Autoren: dtv
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Jahre.«
    »Das ist eine lange Zeit«, sagte sie. Länger, als ich es je geschafft habe, dachte sie. Viel länger. »Sie können doch nicht damit zufrieden gewesen sein?«, sagte sie. »Mit dem Arrangement, meine ich.«
    McKusick lächelte beinahe. »Wir haben eine Zeitlang versucht zusammenzuleben. Als Stephen noch in Leicester war. Ich fand es gut. Wirklich. Natürlich war es nicht perfekt, nichts ist perfekt, aber Stephen hat gesagt, er könne nicht arbeiten, wenn ich die ganze Zeit da sei. Das war ich gar nicht, aber so schien es ihm.«
    »Also zogen Sie wieder aus?«
    »Ja.«
    »Sie haben damals in Leicester gearbeitet?«, fragte Will.
    »Das stimmt.«
    »Und als Stephen die Stellung hier bekam, sind Sie ihm gefolgt und mit Sack und Pack umgezogen?«
    »Ja.«
    »Also wirklich«, sagte Helen, »Sie haben sich ganz schön ins Zeug gelegt.«
    »Könnte man sagen.«
    »Aber er hat gesagt, wo’s langging.«
    McKusick zuckte die Achseln.
    »Na, hören Sie mal. Sie haben Ihren Job hingeschmissen und sich eine neue Wohnung gesucht; und dann hat er es sich anders überlegt und gesagt, er wolle sie nicht mehr sehen.«
    McKusick schüttelte den Kopf. »So einfach war es nicht.« »Aber genau das ist passiert.«
    McKusick antwortete nicht.
    »Wenn mir das passieren würde«, sagte Helen, »wenn mich jemand so behandeln würde, wäre ich wirklich stinksauer. Milde gesagt.«
    |34| »Und? Was? Ich hab die Fassung verloren und ihm den Kopf eingeschlagen? Wollen Sie das sagen?«
    »Haben Sie es getan?«
    »Seien Sie nicht albern.«
    »Ist das albern?«, fragte Will.
    »Natürlich.«
    Will klopfte auf den Busch. »Wie kommen Sie denn darauf«, sagte er, »dass Stephen der Kopf eingeschlagen wurde?«
    »Ich weiß nicht. Ich weiß doch nicht, was passiert ist. Sie wollen es mir ja nicht sagen.«
    »Und trotzdem haben Sie davon gesprochen, dass ihm der Kopf eingeschlagen wurde.«
    »Und soll das irgendwas beweisen?«
    »Überlegen wir mal«, sagte Will. »Er könnte erstochen worden sein, erschossen, vergiftet, vergast, erdrosselt, an einem Balken aufgehängt, alles mögliche.«
    »Gekreuzigt«, schlug Helen leise vor.
    »Aber Sie entscheiden sich dafür, dass ihm der Kopf eingeschlagen wurde«, sagte Will. »Ich frage mich, warum?«
     
    Will holte zwei Kaffee aus dem Automaten und trotz der Kälte gingen sie nach draußen, damit Helen eine Zigarette rauchen konnte. Einen Augenblick hatte Mark McKusick überrascht gewirkt, als sie ihm mitteilten, dass er gehen könne, natürlich nach den üblichen Warnungen, nicht umzuziehen und das Land nicht zu verlassen etc. Sie hatten ihm ganz deutlich klargemacht, dass sie ein weiteres Mal mit ihm würden sprechen wollen. Beim Verlassen des Polizeireviers hatte er auf den flachen Stufen nicht nur einmal, sondern zweimal über die Schulter geblickt, als erwartete er, zurückgerufen zu werden.
    »Glaubst du immer noch, dass er lügt?«, fragte Will.
    |35| »Immer noch lügt?«
    »Na gut, dass er uns was vorspielt.«
    »Muss nicht ein und dasselbe sein.« »Nein?«
    »Nein.« Helen zog kräftig an ihrer Zigarette, inhalierte tief, dann stieß sie mit abgewandtem Kopf langsam eine blaugraue Fahne aus. »Ich will damit sagen, dass sich jemand auf eine bestimmte Art und Weise verhält, weil er denkt, das wird von ihm erwartet, weil er die richtigen Gefühle zeigen will. Das muss nicht heißen, dass die Gefühle unecht sind.«
    »Und in diesem Fall? Du glaubst, er will uns für dumm verkaufen?«
    Helen zuckte die Achseln. »Er ist schließlich Verkäufer.« Sie ließ ihren Zigarettenstummel auf den Boden fallen, drückte ihn mit der Schuhsohle platt und grinste. »Aber woher soll ich das wissen? Du bist der leitende Ermittler.«

3
    Stephen Bryans Brieftasche wurde weniger als eine halbe Meile von seinem Wohnort entfernt in einer grünen Recyclingtonne gefunden. Der größte Teil des Inhalts war wohl tatsächlich recycelt worden, denn nur ein zerknitterter Fünf-Euro-Schein und eine abgelaufene Tate-Mitgliedskarte waren übrig geblieben. Von dem Laptop gab es immer noch keine Spur, und wenn sie nicht einen Beamten zu allen privaten Flohmärkten in der Grafschaft schickten oder eifrig bei eBay nachforschten, war es fraglich, ob es je eine geben würde.
    Die Autopsie erbrachte, dass Bryans Schädel an fünf |36| Stellen gebrochen war, das Ergebnis zahlreicher Schläge mit einem hölzernen Gegenstand, der offenbar wie eine Keule geschwungen worden war. Mehrere winzige Splitter hatten in seinem Schädel
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