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Spittelmarkt

Spittelmarkt

Titel: Spittelmarkt
Autoren: Bernwald Schneider
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sowie er zurückkam, sagte er: »Überall Feuerwehr! Keine Gefahr für uns!«
    Der Kommissar betrachtete mich schweigend. Dann trat er zur Seite und nahm den Umschlag mit dem Foto zur Hand. Er öffnete ihn und nahm die Aufnahme heraus, um sie zu betrachten.
    Ich hätte am liebsten die Augen zugemacht.
    »Sie haben doch den Brandstifter schon verhaftet«, brachte ich in meiner Verzweiflung ein. »Den jungen Mann dort draußen, den Sie zum Revier bringen ließen.«
    Der Kommissar antwortete nicht, sondern stand stumm da und blickte auf das Bild. Sein Gesicht war todernst, aber er zeigte keine Reaktion, ließ sich in keiner Weise anmerken, was er empfand.
    Verzweifelt dachte ich darüber nach, was ich als Erklärung vorbringen könnte, und auch darüber, was ich sonst noch sagen könnte, damit er den Entschluss fasste, mich laufen zu lassen – eine Hoffnung, an der ich trotz allem festhielt, sei es nur, um mir das Leben nicht selbst durch böse Erwartungen schwer zu machen. Sollte ich die Namen Theodor Hartmann oder Wilhelm Santor ins Spiel bringen, um mich ihrer als meine Fürsprecher zu versichern?
    »Woher sollen wir wissen, ob der Mann, den wir verhaftet haben, ein Einzeltäter war«, sagte der Kommissar und starrte weiter auf das Bild, »auch wenn er das behauptet? Ein Gebäude wie dieses in Brand zu stecken ist keine Kleinigkeit.«
    Er griff nach dem Briefumschlag neben sich und schob das Foto langsam wieder in den Umschlag hinein.
    »Wir werden Ihre Schwester fragen, ob Sie heute Besuch von Ihnen hatte, Herr Goltz«, fügte er hinzu und sah mich noch immer nicht an. »Sollten Sie uns in irgendeinem Punkt belogen haben, wird das unangenehme Folgen für Sie haben; sehr unangenehme Folgen, seien Sie ganz sicher! Ihr Name steht auf unserer Liste Ich würde mir an Ihrer Stelle wünschen, mich nicht auf einer solchen Liste wiederzufinden. Also: Falls Sie uns noch etwas zu sagen haben, dann tun Sie es jetzt!«
    Er legte den Umschlag mit dem Foto auf den Tisch zurück.
    »Darf ich auch einen Blick auf seine Hübsche werfen?«, fragte der Drahtige und nickte mit dem Kopf hinüber zu dem Tisch.
    Der Kommissar sah ihm eine Weile direkt ins Gesicht. »Lassen Sie uns allein. Von dem Mann geht keine Gefahr aus. Ich melde mich, wenn ich jemanden brauche.«
    Der Drahtige brummte etwas, das nicht zu verstehen war. Es war ihm anzumerken, dass er den Befehl seines Vorgesetzten ungern befolgte. Dennoch ließen sein Kumpan und er mich nun stehen und schlenderten zur Tür.
    »Keine Sorge, mein Freund«, sagte das Rattengesicht spöttisch in meine Richtung, als er die Tür aufmachte. »Wir sind noch lange nicht mit dir fertig!« Er lachte und warf mir einen vernichtenden Blick zu, dann gingen sie hinaus.
    Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, sah mich der hagere Kommissar eine Zeit lang nachdenklich an. »Stecken Sie Ihre Sachen wieder ein!«, ordnete er an und deutete auf den Tisch. »Und dieses Foto – ich will gar nicht wissen, woher Sie es haben – sollten Sie schnell verschwinden lassen! Am besten, Sie vernichten es bei der ersten sich bietenden Gelegenheit! Versprechen Sie mir das?«
    »Auf jeden Fall.«
    Sprachlos und erstaunt über seine Reaktion, lauschte ich der Erklärung.
    »Sie müssen verstehen«, erläuterte er, »dass ich so zu Ihnen sprechen musste, wie ich es gerade tat. Die beiden, die Sie hereinbrachten, sind sehr gefährlich. Ich musste den normalen Anschein wahren. Einen Fehler kann man sich heutzutage nicht mehr leisten. Hätte ich Sie nicht verhört, wie es inzwischen Vorschrift ist, so hätten sie mich an vorgesetzter Stelle angezeigt. Wir kennen uns, nicht wahr?«
    »Ja, ich glaube«, sagte ich.
    »Vor zwei Jahren ging es mir ziemlich schlecht«, fuhr er fort. »Ich hatte das Gefühl, ganz unten angekommen zu sein, und so war es wohl auch. In solchen Situationen ist man dankbar, wenn einem jemand hilft.«
    »Ja«, murmelte ich. »Das verstehe ich gut.«
    »Damals brauchte ich einen Anwalt, der dafür sorgte, dass ich meine Wohnung nicht verlor. Dieser Anwalt waren Sie. Ich sagte Ihnen, dass ich kein Geld hätte, um Sie zu bezahlen. Sie haben mir geantwortet, ich solle sie bezahlen, wenn ich dazu in der Lage sei. Heute kann ich meine Schuld begleichen. Sie können gehen!«
    Ich atmete tief durch und erhob mich langsam vom Stuhl. »Vielen Dank! Ich werde es Ihnen nicht vergessen – auch wenn es zurzeit nicht so aussehen mag, dass Sie meine Hilfe nötig hätten.«
    »Ich bin nicht so dumm, mir
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