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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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fragte Scott.
    »Das weiß ich nicht, aber er und seine Familie leben in North Beach.«
    Justin sieht uns nach, als wir gehen, und ich fühle mich schlecht, weil ich nicht zu ihm gehen und »Hi« oder »Was zum Teufel machst du hier?« sagen kann. Ich hebe entschuldigend eine Schulter und winke ihm zum Abschied.

    Auf der Jackson Street treffen wir auf Royce und eine Gruppe Männer in Anzügen. Ich lasse den unangenehmen Augenzwinker-Schulterklopf-Moment über mich ergehen und erinnere Scott dann an seine Telefonkonferenz. Als ich die Lobby betrete, spüre ich ihre versammelten Blicke auf meinem Hintern. Ich fühle mich plötzlich befangen und meine Muskeln verkrampfen sich leicht, sodass ich mich zwingen muss, nicht wie ein Roboter zu laufen.
    Ich bin über eine halbe Stunde zu spät und Doris spuckt bei meinem Anblick Gift und Galle. Nachdem sie davongestürmt ist, rufe ich in Justins Restaurant an und verlange die Bar. Während ich in der Warteschleife hänge, beobachte ich Scott durch das große Fenster und achte auf Anzeichen, dass er ebenfalls vorhat hereinzukommen. Ich will nicht, dass er mich bei einem persönlichen Telefonat erwischt, besonders nicht, wenn ich mit dem umwerfend gut aussehenden Barkeeper telefoniere, der Drinks an unseren Tisch geschickt hat.
    Die Sekunden vergehen. Gerade als ich denke, dass das alles viel zu lange dauert, höre ich: »Jicamas Bar.«
    »Würden Sie bitte Al ans Telefon holen? Sein Nachname ist Koholiker.«
    »Wie bitte?«
    Ich schnappe eine Spur von Ostküstenakzent auf und begreife, dass ich gar nicht mit Justin spreche. »Ist … Justin da?«, bringe ich heraus.
    »Einen Augenblick«, sagt er und legt den Hörer beiseite. Aus einiger Entfernung höre ich dann seine Stimme: »Justin, da ist wieder eine von deinen armen Irren am Telefon.«
    Scott will gerade nach der Türklinke greifen, als ihm Royce noch etwas zuruft, woraufhin sich Scott wieder zu ihm umdreht. Ich bin schon drauf und dran aufzulegen, als »Hier Justin« an meinem Ohr erklingt.
    Plötzlich hat mich aller Mut verlassen. Die Fenster sind zwar schallisoliert, aber obwohl ich weiß, dass mich Scott nicht hören kann, senke ich die Stimme fast zu einem Flüstern. »Hi … hier ist Tomi«, sage ich ein bisschen schwach.
    »Hey Tomi. Ich hatte gehofft, dass du dich meldest.«
    »Hi Justin. Ich wollte mich nur entschuldigen, weil ich vorhin einfach gegangen bin, ohne was zu sagen. Wir waren spät dran.«
    »Dein Freund ist von der eifersüchtigen Sorte, was?«
    »Er ist nicht mein Freund. Er ist mein Boss.«
    »Weiß er das auch?«
    »Natürlich weiß er das.« Ich verstehe nicht ganz, was das soll. »Was meinst du damit?«
    »Er hat mir einen reichlich drohenden Blick verpasst.«
    »Wirklich? Wo war ich denn da?«, frage ich überrascht.
    »Du bist vor ihm gelaufen und hast es nicht mitbekommen. Hör mal, ich muss los. Hast du noch dieselbe Handynummer?«
    »Nein«, lüge ich ein bisschen zu hastig. Jetzt, wo ich mit Justin spreche, bin ich mir wirklich nicht sicher, ob ich will, dass alles wieder von vorne losgeht.
    Plötzlich plärrt mein Handy: »Wookie, Wookie, in the kitchen, macho man is on a mission …« Schnell krame ich in meiner Tasche, fische das Mistding heraus und schalte es aus.
    Justin lacht. »Das fasse ich mal als Ja auf«, erklärt er. Diesen anzüglichen Klingelton hat er selbst einmal für Anrufe von seinem Handy ausgesucht. »Dann sehen wir uns morgen Abend um acht? Im
Susurrus?«
    Gute Wahl. Das
Susurrus
ist eine ruhige kleine Bar mit einer ausgezeichneten Weinkarte. »Bis dann.«
    Gerade als Scott die Glastür öffnet, lege ich auf. Von draußen ruft ihm noch einmal jemand etwas nach und Scott dreht sich wieder zu den Anzugmännern um. Während ich ihm so bei dieser Tratscherei mit den anderen Yuppies zusehe, frage ich mich, was denn eigentlich aus seiner Telefonkonferenz geworden ist.
    Er wendet sich um und unsere Blicke treffen sich. Ich lächle. Scotts Augen verengen sich zu Schlitzen, so als wollte er mir jeden Cent für das Mittagessen wieder abknöpfen. Meine Augen dagegen weiten sich, als ich begreife, dass mich mein zukünftiger Chef wütend anstarrt.
    Nimmt er es mir tatsächlich übel, dass ich ein Leben habe?

KAPITEL 4
    Freitag, 15. Juli
    An meinem ersten Tag als Vorstandsassistentin erscheine ich eine halbe Stunde zu früh zur Arbeit, also zu meiner bisherigen Anfangszeit. Ich trage schwarze Pumps, einen grauen Bleistiftrock, eine klassische, cremefarbene Bluse und einen
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