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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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bauen, braucht man großartige Menschen.«
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    An : Alle Mitarbeiter
    Von : Terry Bell, Personalabteilung
    Datum : 12. September 2011
    Betreff : Mit sofortiger Wirkung
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    Scott Martin hat unser Unternehmen aus persönlichen Gründen verlassen. Wir wünschen ihm alles Gute.
    Bertha Cruz wurde in den Verwaltungsdienst befördert. Herzlichen Glückwunsch, Boots!
    Tomi Reyes kehrt in ihre frühere Position als Rezeptionistin zurück.

    Wieder zurück in meinem baldigen Ex-Büro, rufe ich Nickels an, um mit ihm über das YouTube-Video zu sprechen. »Hat dich Sam erreicht?« Bevor Nickels antworten kann, rede ich schon weiter:»Ich glaube, dass sie beide mit drinstecken. Scott hasst Frauen. Keine Ahnung … es ist, als ob er einfach jedes weibliche Wesen in seiner Umgebung kontrollieren muss.«
    Nickels versucht mich zu unterbrechen, aber ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. »Vilma und er decken sich gegenseitig. Er wird behaupten, sie sei während der Morde bei ihm zu Hause gewesen und umgekehrt …«
    Dieses Mal schafft es Nickels, mir ins Wort zu fallen.
    »Scott ist verschwunden.«
    Mir verschlägt es die Sprache. »W-was soll das heißen: verschwunden?«
    »Am Wochenende hat Scott die Kinder in ein Flugzeug nach New York gesetzt, seine Sachen gepackt und sich aus dem Staub gemacht. Seine Eltern haben die Kinder am Flughafen abgeholt.«
    »Und wohin ist Scott verschwunden?«
    »Wir sind ziemlich sicher, dass er in Argentinien ist. Wir warten nur noch auf die Bestätigung.«
    Kopfschüttelnd dränge ich: »Wir müssen die Behörden da unten informieren, bevor noch jemand verletzt wird.«
    »Wir haben immer noch keinen Beweis, Tomi. Hör mal … ich muss los. Wir reden später darüber.«
    Ich will gerade total am Rad drehen, als Nickels weiterspricht: »Hey Tomahawk … Ich liebe dich.«
    Damit hat er mich kalt erwischt! Mein Körper wird taub und das Luftholen fällt mir schwer. Ein leichter Film aus Angstschweiß bedeckt meine Haut. Ich lege auf und lasse das Handy fallen, als hätte ich mich daran verbrannt.

    Boots und ich verschwenden keine Zeit und ziehen sofort um. Ich bin nicht mehr sauer, weil sie sich bei Scott einschleimen wollte. Herrje, von mir aus kann sie so oft befördert werden, wie sie will. Irgendjemand muss den Laden hier ja schließlich am Laufen halten.
    Wir plappern und kichern, während sie ihre Sachen packt. Sie ist begeistert wegen der Beförderung und der Gehaltserhöhung. Ironischerweise muss ich zwar eine Gehaltskürzung in Kauf nehmen, weil ich keine Assistentin der Geschäftsleitung mehr bin, dafür bekomme ich aber als Rezeptionistin einen Teuerungszuschlag.
    Sobald Boots weg ist, lasse ich mich auf den Drehstuhl fallen und vollführe eine Triumphpirouette. Ich bin für diesen Job zwar eindeutig überqualifiziert, aber dafür ist San Francisco mein Paris der Zwanzigerjahre. Unter der Woche entspanne ich mich bis fünf Uhr bei der Arbeit und genieße danach jeden Augenblick, den ich hier, in einer der aufregendsten Städte der Welt, verbringen darf.
    Ich schiebe die Dinge auf meinem Schreibtisch herum und denke darüber nach, ob ich wohl einen Kurs für Spezialeffekte beim Film belegen sollte. Als ich die Tastatur ein Stück zu mir herziehe, fällt eine Visitenkarte zu Boden. Ich hebe sie auf und lese Cal T. Macher. Der Typ, den ich beim Minimarkt in der Schlange vor der Kasse getroffen habe. Derjenige, der mir auf die Brüste gestiert und mich mit einem McDonald’s-Hamburger verglichen hat. Ich drehe die Karte um und sehe da wieder Username und Passwort für Cals E-Mail-Account.
    Man könnte meinen, ich hätte meine Lektion mittlerweile gelernt, was das Herumschnüffeln in den E-Mails anderer Leute angeht. Hab ich aber nicht. »Aber hallo!« Ich beuge mich über die Tastatur.
    Und schon bin ich drin! Ist anscheinend sein Arbeitsaccount. Ich überfliege die Betreffzeilen und da begreife ich. Cal T. Macher repariert Kühlschränke.

EPILOG
    Für meinen Dokumentarfilm über arme Leute, die in der Lotterie gewonnen haben, konnte ich keine Fördermittel lockermachen. Aber dafür hat mein Kurzfilm
Da weiß man, was man hat
beim Alameda-Kurzfilm-Festival, besser bekannt als Jetzt-bloß-nicht-blinzeln-Festspiel, den ersten Preis gewonnen.
    Weil ihr den Film ja nicht sehen könnt, folgt hier eine Liste der Anmachsprüche:
Du ignorierst mich doch bloß, weil du mich willst.
Findest du auch, dass dieser Lappen nach Chloroform riecht?
Wusstest du, dass Motel rückwärts
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