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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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bestimmt nicht gehört, aber die Weichheit in seiner Stimme bringt mich mit einem Schlag wieder zur Besinnung.
    Wir hören das Geräusch rennender Schritte auf den Stufen der Hintertür. Dann taucht ein Polizist im Rahmen auf, mit gezogenerPistole – allerdings ist diese da mit Kugeln geladen. Er brüllt etwas, wieder und wieder. Wenn er geflüstert hätte wie Papa, dann hätte ich ihn bestimmt gleich verstanden.
    Endlich begreife ich: »Waffe runter! Sofort!«

KAPITEL 47
    Immer noch Donnerstag
    Der Polizist betritt die Küche, geduckt und mit der Pistole am Anschlag. Er befiehlt mir, die Waffe fallen zu lassen. Zusammengekrümmt wie eine fette Garnele kauert Vilma auf dem Boden und heult.
    Langsam lasse ich den Taser sinken und er fällt zu Boden. »Sie wollte mich umbringen!«, jammert Vilma mit überzeugend brechender Stimme.
    »Das stimmt nicht!«, rufe ich.
    Weitere Polizisten strömen in die Küche. Sechs Pistolenmündungen deuten plötzlich auf mich! Vielleicht liegt es an meiner braunen Haut, vielleicht auch an den Handschellen, jedenfalls scheine ich irgendwie schuldig auszusehen, denn der erste Polizist brüllt mich an: »Auf den Boden! Sofort!«
    Papa protestiert, aber ich versichere ihm, dass alles in Ordnung ist. Hoffentlich habe ich damit recht. Ich lege mich auf den Bauch, so weit von Vilma entfernt, wie es geht. So harmlos wie möglich schlage ich vor: »Vielleicht könnten Sie die da auch in Handschellen legen … nur vorsichtshalber.« Aber niemand hört auf mich.
    Ich behalte Vilma scharf im Auge. Sie ist ganz die geschändete Hausfrau mit einer roten Triefnase und zerlaufener Wimperntusche. Sie wirkt viel mehr wie ein Opfer als ich. Ich schlucke.
    Der befehlshabende Polizist setzt sich mit dem FBI in Verbindung. Er wird an Nickels weitergeleitet, der auf dem Weg von San Francisco nach Alameda ist. Chief Ellis – wie ihn seine Dienstmarke ausweist – lauscht aufmerksam. Plötzlich schwenkt der Lauf seiner Waffe von mir zu Vilma. »Nehmt sie fest!«, bellt er.
    Ein kräftiger Cop macht einen Satz. Er zieht Vilma die Hände auf den Rücken und lässt die erste Handschelle zuschnappen. Sobald Vilma das kalte Metall auf der Haut spürt, lässt sie die Unschuldsmaske fallen. Sie kreischt und buckelt wie ein Wildpferd.
    Chief Ellis hilft mir auf und zieht mich aus der Gefahrenzone. Mit zerknirschtem Schulterzucken reicht er mir sein Handy. Ich halte es mir ans Ohr. »Sekunde«, sage ich zu Nickels. Das will ich auf keinen Fall verpassen.
    Gleich mehrere Polizisten werden gebraucht, um Vilma auch die zweite Handschelle anzulegen und sie anschließend zum Auto zu treiben. Ja … das tut gut.

    Zum zweiten Mal in diesem Monat werde ich zum Kernspin in die Notaufnahme gebracht. Während ich in der lärmenden Maschine stecke, verarbeite ich das Gespräch mit Nickels. Als ich nicht zur Arbeit erschienen bin, hat sich Sam zuerst nicht viel dabei gedacht. Doch dann ist sie über die Ohrringe gestolpert, die sie mir zu Weihnachten geschenkt hatte – die hatte ich nämlich wie eine Brotkrümelspur heimlich zurückgelassen. Da war ihr klar, dass etwas nicht stimmte.
    Sie versuchte mich anzurufen. Als sie jedoch nur bei der Mailbox landete, rief sie Nickels an und erklärte ihm, dass ich verschwunden sei. Da war es 9 Uhr 19.
    Die Spezialeinheit war gerade dabei, den GPS-Sender unter Scotts Wagen zu untersuchen, als Sams Anruf kam. Nickels fragte beim Überwachungsteam an, ob ich das Gebäude verlassen hätte, doch die Agenten vor der Tür hatten nichts gesehen.
    Dann verfolgte Nickels mein Handysignal zurück, ganz wie ich es erwartet hatte. Als er begriff, dass ich in Papas Haus sein musste, alarmierte er die Polizei in Alameda. Nur Minuten später scharten sich Polizisten um unser Haus wie Ameisen um ein Stück Honigschinken.
    Der Kernspin ist vorbei. Ich habe schon wieder eine leichte Gehirnerschütterung, aber sonst geht es mir gut. Ich ziehe mich an und ein Pfleger schiebt mich zurück ins Wartezimmer. Als ich dort Papa auf einem der Plastikstühle sitzen und Nickels hin und her tigern sehe, weiß ich, dass es wirklich vorbei ist. Ich beginne zu weinen.

    Nickels fährt uns zurück nach Hause. »Vilma ist im Gefängnis … in San Francisco. Scott wurde aufgegriffen und beide werden gerade verhört«, erklärt er.
    Noch immer benommen vor Schreck, schweigen Papa und ich.
    Gelbes Absperrband umgibt Papas Haus. In der Küche birgt die Spurensicherung Beweise. Mit ihren weißen Handschuhen und
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