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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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den Clayworthes in Sandwich, Massachusetts. Zum Glück kenne ich Graces Mädchennamen ja von dem Brief. Es gibt nur einen Eintrag: Glenn und Mary Clayworth. Sie sind im richtigen Alter, um Graces Eltern sein zu können. Ich wähle die angegebene Nummer. Ein Mann meldet sich. »Hi. Ist Grace da?«
    »Im Augenblick nicht. Sie ist bei ihrer Schwester.«
    Grace lebt! Ich mache einen Freudenhüpfer.
    »Hätten Sie gerne Taras Telefonnummer?«, fragt er.
    Gutgläubige Kinder müssen ja von gutgläubigen Eltern großgezogen worden sein. Ich kämpfe den Drang nieder, ihm entgegenzuschleudern,dass man die Telefonnummern seiner Töchter nicht an Wildfremde weitergibt. »Danke, ich rufe später wieder an. Tschüss«, verabschiede ich mich und lege auf.

KAPITEL 49
    Montag, 12. September
    HAUSINTERNE MITTEILUNG
    ROYCE DURAND & ASSOCIATES
    »Um Großartiges zu bauen, braucht man großartige Menschen.«
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    An : Alle Mitarbeiter
    Von : Terry Bell, Personalabteilung
    Datum : 12. September 2011
    Betreff : Popcornverbot
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    Mit sofortiger Wirkung: Aufgrund des dritten Feueralarms in diesem Monat ist Mikrowellenpopcorn ab sofort im Büro verboten. Wer unbedingt Popcorn haben will, der kauft sich fertiges. Wer mit Mikrowellenpopcorn erwischt wird, kann seine Koffer packen … 
    Punkt!
    Danke

    Am Montagmorgen komme ich ein wenig zu früh zur Arbeit. An meinem Schreibtisch nippe ich an einem Kaffee und warte ab, was geschieht. Auch Scott ist am Freitag nicht zur Arbeit erschienen.
    Sam, meine erste Besucherin, überreicht mir ein Hefeteilchen mit Zuckerguss von unserem Lieblingsdonutladen, dann setzt sie sich auf mein Aktenschränkchen. »Royce und Jin sind in Paris, also habe ich eine Woche frei … irgendwie«, erklärt sie und macht es sich bequem. »Was gibt’s Neues?«
    Ich nehme einen Riesenbissen und überlege. »Lass mal sehen … als Hausfrau in New York hat Vilma alle möglichen Kurse besucht … Ikebana, Menüzusammenstellung … ach ja, und einen Schlosserkurs.« Ich schlecke mir den klebrigen Zucker von den Fingern. »Anscheinend kann man dort lernen, was immer man möchte, und trotzdem noch rechtzeitig die Kinder von der Schule abholen.«
    Mehrere Kollegen schauen vorbei. Ich beantworte allerlei Fragen und zeige ihnen die Brandwunden um meine Handgelenke.
    Nachdem sie wieder weg sind, reden Sam und ich über Scott. Sie sieht mich ernst an. »Glaubst du wirklich, er wusste nicht, dass seine Frau eine Serienmörderin ist?«
    Ich sehe weg. »Ich weiß es nicht … ich habe ihn unterschätzt. Aber irgendwie glaube ich nicht, dass ihm entgangen ist, dass er mit einer komplett durchgeknallten Irren verheiratet ist.«
    »Und Vilma hat dich unterschätzt.« Sam grinst.
    Seit Donnerstag befinde ich mich in einer Gefühlswaschmaschine. Mal bin ich euphorisch, weil Papa und ich noch leben, und im nächsten Moment fühle ich mich furchtbar schuldig, weil meine Freunde tot sind. In meinen Augen brennen plötzlich Tränen.
    Sam, die errät, was in mir vorgeht, tröstet mich. »Du hast das alles nicht getan. Es war dieses Monster … diese Killermaschine.«
    Auch um halb zehn ist Scott noch nicht aufgetaucht. Sam hopst vom Aktenschränkchen und streckt sich. »Nun ja, ich gehe wohl besser mal an meinen Schreibtisch und mache dort mit dem Nichtstun weiter.«
    Genau in diesem Augenblick stürzt Ken, der IT-Typ und Lufterfrischer, in mein Büro. »Tomi … das musst du sehen!«
    Sam holt hörbar Luft und hält dann den Atem an, aber ich kümmere mich nicht darum. Ich bin bereit, es mit allen Gerüchenaufzunehmen, die ihm entströmen – immerhin bin ich mit Iggy aufgewachsen. Als wir noch Kinder waren, hat er sich regelmäßig auf mein Gesicht gesetzt und gefurzt. Was uns nicht umbringt, macht uns stärker, richtig?
    Ken hämmert auf meiner Tastatur herum und redet wie ein Maschinengewehr. »Ich habe die Adresse dieses Gebäudes hier gegoogelt und nach Videos gesucht …« Mehrere Fotos der Jackson Street erscheinen auf dem Bildschirm.
    »Und?«, fragt Sam unbeeindruckt.
    »Und …«, Ken klickt ein YouTube-Video an. Während es geladen wird, erklärt er: »Ein paar Kids haben dieses Stuntin’-Video gedreht.« Stuntin’ heißt, auf einem Fahrrad mitten auf der Straße Stunts und Kunststücke vorzuführen. In einer so bergigen Stadt wie San Francisco ist das natürlich der Renner. Wir sehen einen verwackelten Film von einem Jungen auf einem BMX-Rad, der die Jackson Street hinunterrast. Er düst über den
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