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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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Mixgetränke hineingestellt.
    »Der ist nicht eingesteckt!«, sagt Papa schnell, als würde das etwas ändern.
    Vilma grinst teuflisch. »Das muss er auch nicht sein.«
    Als Papa das letzte Ablagebrett aus dem Kühlschrank holt und sich gegen einen Küchenschrank lehnt, sehe ich, dass sein Gesicht nass von Tränen ist.
    Da erklingt
The Girl’s Attractive
von
Diamond Nights
aus meiner Tasche. Nickels ruft an. Moment mal … das kann nicht sein. Fieberhaft suche ich nach des Rätsels Lösung, als es mir einfällt: Vilma muss Herpes’ Taser-Handy versenkt haben.
    »Helsinki!«, brüllt Vilma und schüttet den Inhalt meiner Tasche auf den Boden. »Wie viele Handys braucht man denn?«
    Panisch suchen wir beide den Boden ab. Da liegen mein Geldbeutel, Stifte, mein Schminktäschchen, ein Lippenstift. Genau gleichzeitig sehen wir das Handy, und bevor ich reagieren kann, stampft sie mit aller Wucht darauf, als wollte sie eine Dose für die Recyclingtonne platt treten.
    Dann wendet sie sich wieder ihrem Vorhaben zu. »Setz dich, Opa«, fordert sie Papa auf und gestikuliert in Richtung Kühlschrank.
    »Das halte ich nicht aus«, flehe ich. »Ich gehe zuerst.«
    Vilma stemmt sich eine dicke Faust in die Hüfte. »Hier gibt es keine Extrawürste.
Er
hat den Kühlschrank ausgeräumt!«
    Geschwächt von all den Stromstößen krieche ich auf die Küchenzeile zu. Da landet meine Hand auf dem Lippenstift, der in Wahrheit Pfefferspray enthält. Ich ziehe die Kappe ab.
    »Schon, aber der in der Garage ist größer. Da passt er viel besser rein.« Das stimmt nicht. Ich versuche nur sie abzulenken, während ich meinen Zeigefinger auf den Sprühknopf lege. Hoffentlich zeigt die Düse nicht in meine Richtung.
    Ich lehne den Rücken gegen einen Küchenschrank, ziele auf ihr Gesicht und drücke zu … nichts passiert. Ich drücke noch einmal. Nichts. Ich drücke so fest zu, dass mein Zeigefinger weiß wird.
    Ich versuche noch immer, dieses Mistding in Gang zu kriegen, als mich Vilmas Fuß in die Rippen trifft. Der Tritt verschlägt mir nicht nur den Atem, er wirft mich auch zur Seite. Wieder tritt sie zu – diesmal trifft sie meinen Rücken.
    Wenn ich das hier überlebe, ist Herpes erledigt. Ich ringe nach Luft, als sie den Fuß hebt, um ihn auf meinen Schädel krachen zu lassen. Ich rolle zur Seite weg.
    »Moppelkotze! Halt still!«, brüllt sie und donnert auf mich zu wie eine Ein-Frau-Stampede. Wieder rolle ich mich herum und finde mich mit Kopf und Schulter unter dem Spülbecken wieder. Der Vorhang unter der Spüle versperrt mir die Sicht, aber ich weiß,dass sie über mir steht. »Das passt ja perfekt. Die Nachofresserin verkriecht sich unter der Spüle wie eine Kakerlake.«
    Keuchend ringe ich nach Luft und trotz allem finde ich es bemerkenswert, dass diese Frau, die keinen anständigen Fluch über die Lippen bringt, die übelsten rassistischen Beleidigungen raushaut, als wäre es nichts.
    Papa ruft »Nein!« von etwas weiter weg, dann ertönt ein Poltern.
    Schnell schnappe ich mir wahllos eine der Sprühdosen unter der Spüle und rolle darunter hervor. Als ich mich aufsetze, sehe ich, wie Vilma Papa grob auf einen Stuhl stößt und ihm den Taser auf die Brust setzt. Ich reiße den Arm mit der Sprühdose hoch.
    »Schon wieder dieses Ding«, schmunzelt sie gehässig, bevor sie ein Schwall aus dem Sprühkopf trifft. Sofort kneift sie die Augen zu und ihre Haut läuft purpurrot an.
    Beeindruckt lese ich, was auf der Dose steht. Wespenspray. Das hier ist die Dose, die Iggy vorbeigebracht hat. Na toll, denke ich, jetzt streicht Iggy den ganzen Applaus ein, weil er uns mit diesem Ding das Leben gerettet hat, und dann bricht Vilma auf dem Boden zusammen – erledigt. Ihr Gesicht ist geschwollen, sie hustet und ringt röchelnd nach Luft.
    Ich entreiße ihr den Taser und umklammere ihn mit der linken Hand. Eigentlich bin ich Rechtshänderin, aber was soll’s. »Das … ist für Justin«, fauche ich und verpasse ihr einen Stromstoß. Sie wird steif wie ein Brett. »Das … ist für Whim.« Wieder drücke ich auf den Auslöser. Sie heult auf vor Schmerz. »Das … ist für die Lehrerin.« Noch ein Stromstoß. Ihr Schrei hat nichts Menschliches mehr. »Das … ist für die Nachofresserin!« Ein weiterer Schock. Ich bin in Fahrt. »Das … ist dafür, dass du Papa zum Weinen gebracht hast.«
    Gerade will ich wieder abdrücken, als ich Papa »Tomi« flüstern höre. Hätte er meinen Namen laut gerufen, dann hätte ich ihn
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