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Spitfire: Kühler Tod

Spitfire: Kühler Tod

Titel: Spitfire: Kühler Tod
Autoren: Annette Sandoval
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Randstein, hebt ab und knallt beinahe gegen einen Briefkasten.
    »Genau da.« Ken hält den Film an und deutet auf die Gasse neben unserem Bürogebäude, wo ein Auto parkt. Sam und ich beugen uns vor.
    Auf dem Standbild ist ein Mann zu sehen, der gerade in einen Hummer steigt. Das Gesicht kann ich zwar nicht erkennen, dafür aber den Anzug und den Tennisschläger in seiner Hand. Sam und ich sehen uns an.
    »Wissen wir, wann das Video aufgenommen wurde?«, frage ich.
    Kens Finger fliegen über die Tastatur und Datum und Uhrzeit der Aufnahme erscheinen: 15-07-2011, 9.28.
    Alles fügt sich zusammen. Scott mit dem Tennisschläger. Das war der Tag, an dem Justin gestorben ist. An jenem Morgen hat mir Scott die völlig sinnlose Aufgabe übertragen, einen Tennisplatz zu reservieren. Damit habe ich eine volle halbe Stunde meines Lebens verschwendet.
    Laut denke ich: »Von hier aus braucht man nur fünf Minuten zu Justins Wohnung.«
    »Höchstens sechs«, stimmt mir Sam zu.
    Unter dem Vorwand, nach Royce zu suchen, hat Scott damals sein Büro verlassen. »Kannst du mal Royces Kalender für diesen Tag prüfen?«, bitte ich Sam.
    Sie beugt sich über die Tastatur, wechselt ins Firmennetz und tippt ihr Passwort ein. »Da war Royce bei einem Frühstücksmeeting.«
    »Hier?«
    »Nein. In seinem Club.«
    »Und wann ist er hier angekommen?«
    »Gegen zehn.«
    Mein Herzschlag beschleunigt sich. »Hast du Scott an diesem Morgen gesehen … mit einem Tennisschläger, auf der Suche nach Royce?«
    »Nein. Warum?«
    Luis Manuel fällt mir wieder ein, er hat Scott als denjenigen identifiziert, der an Justins Tür geklopft hat. Dann hat mich Justin aus Versehen angerufen und ich habe eine männliche Stimme »Komm schon« keuchen hören.
    Ken lässt das Video weiterlaufen. Schweigend beobachten wir den Radfahrer, der an Scott vorübersaust und fast mit dem Briefkasten kollidiert. Lachend fängt er sich und radelt weiter. Da weckt ein geparktes Auto meine Aufmerksamkeit.
    Ich schiebe Ken beiseite und spule das Video zurück. Am Straßenrand steht ein Volvo-Kombi. Hinter dem Steuer sitzt eine Frau und schaut auf das Bürogebäude.
    »O mein Gott«, keucht Sam. »Das ist Vilma.«
    Ich fühle einen Kloß im Hals. »Scott ist zu Justin gefahren und Vilma hat ihn verfolgt. Durch das Kellerfenster konnte sie alles mitanhören – und sehen.«
    »Und nachdem Scott wieder weg war, hat sie Justin umgebracht«, beendet Sam den Gedankengang.
    »Aber warum?« Mir ist leicht schwindelig.
    »Sie muss total durchgedreht sein«, meint Ken.
    Das zu verarbeiten fällt mir mehr als schwer. »Und wie passt Whim in diese ganze Sache?«
    »Wahrscheinlich hat sie einfach auf dem Weg kurz Halt gemacht, aber weil Justin nicht aufgemacht hat, ist sie wieder gefahren«, versucht Sam zu erklären.
    »Aber warum hat sie das nie erzählt?« Diese Frage beantworte ich mir gleich selbst. »Sie war unschuldig und wollte nicht unter Verdacht geraten.«
    Ich schließe die Augen und lasse einen inneren Film vor meinem geistigen Auge ablaufen. Ich sehe Scott, der in Justins Wohnung stürmt und verlangt, Justin solle die Finger von seinem Eigentum – nämlich mir – lassen. Vermutlich hat sich Justin vorsichtshalber nicht gewehrt, sobald er begriffen hatte, dass er es hier mit einem Psychopaten zu tun hatte.
    Vilma hat all das wahrscheinlich durchs Fenster beobachtet. Nachdem Scott wieder weg war, kam Whim vorbei, um kurz Hallo zu sagen, und klingelte. Weil er dachte, es wäre vielleicht noch einmal Scott, öffnete ihr Justin aber nicht. Zu dieser Zeit ist dann wohl auch Luis Manuel vorbeigekommen und hat Whim gesehen. Es passt alles zusammen.
    Aber auch Vilma muss Whim gesehen und angenommen haben, dass sie selbst dabei beobachtet wurde, wie sie durchs Fenster spionierte. Nachdem alle inklusive Luis Manuel verschwunden waren, brach Vilma in die Wohnung ein. Scott hatte beim Hinausgehen ja wohl kaum die Tür hinter sich abgeschlossen. Rasend vor Eifersucht wegen Scotts zur Schau getragener Leidenschaft für mich brauchte Vilma sofort ein Ventil für ihre Wut. Den Taser wie eine Schusswaffe vor sich gestreckt, fand sie Justin in der Küche, wo er sich vermutlich eine Packung Tiefkühlerbsen aufs Auge drückte. Er hat Vilma nicht kommen sehen.
    So muss es gewesen sein.
    »Tomi?« Eine Stimme dröhnt aus dem Lautsprecher meines Telefons. Wir zucken zusammen.
    »Ja?«
    »Ich brauche Sie hier … sofort.«
    »Mit wem spreche ich?«
    »Terry.«
    »Terry wer?«
    Sam
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