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Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Autoren: Jennifer Estep
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darunter. Dann hielt ich meine Hand über die Glasöffnung und griff wieder nach meiner Magie. Ein kaltes silbernes Licht flackerte in meiner Handfläche, ziemlich genau in der Mitte meiner Spinnenrunen-Narbe. Ich konzentrierte mich, und das Eis formte einen eckigen Würfel. Ich ließ ihn in die gelbe Flüssigkeit hineinfallen, formte noch ein paar weitere und wiederholte den Vorgang. Dann probierte ich die Limonade erneut. »Viel besser.«
    In diesem Moment servierte mir Fletcher einen riesigen Hamburger. Die Mayonnaise überzog das Fleisch, auf dem sich geräucherter Schweizer Käse, zarte Salatblättchen, eine saftige Tomatenscheibe und dicke rote Zwiebelringe stapelten. Als Nächstes stellte er eine Schale mit würzigen Baked Beans auf den Tresen, gefolgt von einer Schüssel Krautsalat mit Karotten.
    Ich stürzte mich auf das Essen und genoss die feine Kombination aus süß und würzig, Salz und Essig auf meiner Zunge. Ich schlang einen Löffel voll warmer Bohnen in mich hinein und konzentrierte mich dann auf die Soße, in der sie lagen, in dem Versuch, die verschiedenen Geschmäcker zu identifizieren.
    Das Pork Pit war berühmt für seine Barbecuesoße, die Fletcher unter größter Geheimhaltung ganz hinten im Restaurant zusammenmischte. Die Leute kauften sie flaschenweise. Über die Jahre hatte ich mich immer wieder bemüht, Fletchers geheimes Rezept aufzudecken. Aber egal wie sehr ich mich bemühte, egal wie viele Ladungen ich von dem Zeug selbst anrührte, meine Soße schmeckte nie so wie seine. Fletcher behauptete, dass es eine einzelne geheime Zutat war, die der Soße ihren würzigen Kick verlieh. Aber der ruppige alte Mann wollte mir nicht verraten, was es war oder wie viel davon er verwendete.
    »Wirst du mir jemals verraten, was in der Barbecuesoße ist?«, fragte ich.
    »Nein«, antwortete er. »Wirst du je aufhören zu versuchen es herauszufinden?«
    »Nein.«
    »Tja, dann haben wir wohl eine Pattsituation.«
    »Dagegen könnte ich etwas unternehmen«, murmelte ich.
    Ein amüsiertes Grinsen huschte über Fletchers Gesicht. »Aber dann würdest du das Rezept nie kriegen.«
    Ich schüttelte nur den Kopf und konzentrierte mich auf mein Essen. Fletcher griff nach seinem Buch und las noch ein paar Seiten. Er fragte mich nicht nach dem Auftrag. Das hatte er nicht nötig. Er wusste, dass ich nicht zurückgekommen wäre, wenn ich meinen Job nicht erledigt hätte.
    Wann immer ich arbeitete, vermisste ich das Essen im Pork Pit. Vermisste den Geruch nach Gewürzen und Fett, der meine Nase erfüllte. Das laute Klappern von Tellern und das fröhliche Kratzen von Besteck. Die Zubereitung der Speisen hinter dem Tresen, das Gemecker über anstrengende Kunden und lächerlich niedrige Trinkgelder. Doch am meisten vermisste ich es, mich spätnachts mit Fletcher zu unterhalten, wenn die Eingangstür verschlossen und alles ruhig war und nur wir beide übrig blieben. Das Pork Pit war für mich mehr als nur ein Restaurant. Es war mein Zuhause – oder zumindest das, was einem Zuhause in den letzten siebzehn Jahren am nächsten gekommen war. Das einzige, das ich jemals haben würde. Das Leben eines Auftragsmörders war nur schwer mit einem kleinen Reihenhaus und Welpen im Garten zu vereinbaren.
    »Wie geht’s Finn?«, fragte ich, nachdem ich genug gegessen hatte, um den ersten Hunger zu stillen.
    Fletcher zuckte mit den Achseln. »Es geht ihm gut. Er macht seinen Abschluss. Und dann übernimmt er die Kontrolle über das Geld anderer Leute. Mein Sohn, Investmentbanker und Computergenie. Er hätte einen ehrlichen Beruf ergreifen sollen, zum Beispiel als Dieb.«
    Ich versteckte mein Grinsen hinter dem Limonadenglas. Finnegan Lanes vorgetäuschte Seriosität hörte nie auf, seinen Vater zu amüsieren. Oder mich.
    Ich hatte mir gerade das letzte Stück des überwältigend leckeren Hamburgers in den Mund geschoben, als Fletcher unter den Tresen griff. Er zog eine Aktenmappe heraus und legte sie neben meinen leeren Teller. Seine altersfleckigen braunen Hände blieben einen Moment auf der Mappe liegen, bevor er sie zurückzog.
    »Was ist das?«, fragte ich. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich nach der Irrenärztin ein bisschen Freizeit will.«
    »Du hattest jetzt mehrere Tage Freizeit.« Fletcher nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee.
    »Unter Freizeit stelle ich mir eigentlich nicht vor, sechs Tage in einem Irrenhaus eingesperrt zu sein.«
    Fletcher antwortete nicht. Die Mappe lag wie eine stumme Frage zwischen uns. Ich
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