Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)

Titel: Spinnenkuss: Elemental Assassin 1 (German Edition)
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
nicht gern verspottet, selbst wenn ich die letzten paar Tage damit verbracht hatte, mich als Irre auszugeben.
    Um Leute umzubringen, muss ich in ihre Nähe kommen. Muss mich in ihre Welt begeben. Das mögen, was sie mögen. Ihre Gewohnheiten annehmen. So denken wie sie.
    Mich für diesen Auftrag in Evelyn Edwards Welt zu begeben, hatte bedeutet, dass ich mich in die Ashland-Klinik einliefern ließ. Für Evelyn und die Wärter, die auf ihre Befehle hörten, war ich nicht mehr als eine weitere Verrückte, die man von der Straße aufgesammelt hatte, in den Wahnsinn getrieben durch Elementarmagie, Drogen oder eine Kombination aus beidem. Ein weiteres armes verlorenes Sorgenkind des Staates, das ihrer Zeit, ihrer Aufmerksamkeit, ihrer Rücksicht oder ihres Mitgefühls im Grunde jedoch nicht wert war.
    Ich hatte die letzten paar Tage in der Klinik damit verbracht, Evelyn und die anderen davon zu überzeugen, dass ich genauso verrückt war wie der Rest der brabbelnden Psychos. Hatte mit wirrem Gesichtsausdruck behauptet, dass ich eine Auftragsmörderin sei. Hatte gesabbert und mit den schleimigen Erbsen, die es zum Mittagessen gab, die Wände bemalt. Ich hatte mir sogar während der Bastelstunde Strähnen meiner langen blondierten Haare abgeschnitten, und das alles nur, um die Illusion aufrechtzuerhalten. Die diensthabenden Wärter hatten mir die Schere abgenommen, allerdings erst nachdem ich es geschafft hatte, im Gemeinschaftsraum damit eine Schraube aus einem der Tische zu drehen.
    Und genau diese Schraube verwandelte ich kurze Zeit später in eine fünf Zentimeter lange, spitze Waffe. Genau diese Schraube hielt ich nun in der Hand. Und genau diese Schraube würde ich Evelyn in die Kehle rammen. Die Waffe schmiegte sich in meine Handfläche, lag kalt auf meiner vernarbten Haut. Hart. Solide. Beruhigend.
    Natürlich brauchte ich eigentlich keine Waffe, um die Irrenärztin zu töten. Ich hätte Evelyn auch mit meiner Steinmagie erledigen können. Hätte nach der elementaren Macht greifen können, die durch meine Adern floss. Hätte die unzähligen Granitsteine nutzen, aus denen die Klinik erbaut war, und dafür sorgen können, dass das gesamte Gebäude über ihrem Kopf zusammenbrach. Meine Steinmagie einzusetzen fiel mir genauso leicht wie das Atmen.
    Vielleicht war es verkorkster professioneller Stolz, aber ich setzte meine Elementarmagie nicht zum Töten ein, außer mir blieb absolut keine andere Wahl und es gab definitiv keinen anderen Weg, den Auftrag zu erledigen. Sonst war es einfach zu leicht. Aber noch wichtiger war, dass Magie hierzulande Aufmerksamkeit erregte. Besonders Elementarmagie. Wenn ich anfing, Gebäude über Leuten zum Einstürzen zu bringen oder ihnen den Schädel von herabfallenden Ziegelsteinen einschlagen ließ, würden die Polizei und noch andere, widerwärtigere Charaktere es bemerken – und anfangen, ein ungesundes Interesse an mir zu entwickeln. Ich hatte mir über die Jahre mehr als genug Feinde geschaffen, und ich hatte nur deswegen so lange überlebt, weil ich mich im Schatten hielt. Weil ich vollkommen unbemerkt in Gebäude eindrang und wieder verschwand, genau wie meine achtbeinige Namenspatronin es tat.
    Davon abgesehen gab es eine Menge Wege, dafür zu sorgen, dass jemand das Atmen einstellte. Dafür brauchte ich nun wirklich keine Magie.
    »Die Spinne.« Evelyn verzog für einen Moment den Mund und erlaubte sich ein amüsiertes Kichern. »Als könnte jemand wie du die Spinne sein. Der gefürchtetste Killer des Südens.«
    »Östlich des Mississippi«, korrigierte ich sie erneut. »Und natürlich bin ich die Spinne. Tatsächlich werde ich Sie umbringen, Evelyn. In drei Minuten. Der Countdown läuft.«
    Vielleicht lag es an der Art, wie meine grauen Augen sie ruhig anstarrten. Vielleicht lag es auch an dem vollkommen emotionslosen Tonfall meiner Stimme. Aber das Lachen erstarb in ihrer Kehle wie ein kleines Tier in der Falle. Und bald schon würde sie selbst folgen.
    Ich stand auf und streckte die Arme über den Kopf, um die Schraube in meiner Hand besser zu greifen. Mein weißes Hemd mit den langen Ärmeln rutschte nach oben, als ich mich reckte, und gab den Blick auf meinen flachen Bauch frei. Der große Wärter starrte auf meinen Schoß und leckte sich die Lippen. Dead man walking.
    »Genug von mir«, sagte ich und ließ mich wieder auf den Stuhl fallen. »Lassen Sie uns über Sie reden, Evelyn.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Gin, du weißt doch, dass das gegen die Regeln verstößt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher