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Spiel, Kuss & Sieg

Spiel, Kuss & Sieg

Titel: Spiel, Kuss & Sieg
Autoren: India Grey
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Kind war. Ihre Ahnen hatten sich nämlich unter den ersten conquistadores befunden, die von Spanien aus in die Neue Welt gesegelt waren.
    Seine Teamkameraden standen in Gruppen zusammen, lachten und tranken mit den Funktionären der Rugby Football Union und den wenigen Journalisten, die es geschafft hatten, einen Platz auf der Gästeliste zu ergattern. Dazwischen schwirrten flirtend einige blonde schlanke Rugby-Groupies umher.
    Henry Calthorpe, der Trainer des englischen Rugbyteams hatte eine große Show daraus gemacht, die neue Nationalmannschaft in seinem prächtigen Landhaus vorzustellen. So sollte gezeigt werden, dass alle ein Team, eine Einheit, eine Familie waren. Ein höhnisches Grinsen schlich sich auf Alejandros Lippen.
    Harcourt Manor wirkte, als sei es nur zu dem Zweck entworfen worden, um ihn, Alejandro, daran zu erinnern, wie sehr er in Wirklichkeit eine Außenseiterrolle einnahm. Und er war sich verdammt sicher, dass genau das Henry Calthorpes Absicht war.
    Anfangs hatte er noch geglaubt, er sei übersensibel. Doch mittlerweile ließ sich die offene Feindseligkeit des Trainers ihm gegenüber nicht mehr leugnen. Alejandro spielte besser denn je – zumindest zu gut, um ihn grundlos aus dem Team zu werfen. Dennoch wollte Calthorpe ihn feuern. Er wartete nur darauf, dass Alejandro einen Fehler beging.
    Alejandro hoffte nur, dass Calthorpe ein geduldiger Mann war. Denn er hatte nicht vor, ihm diesen Gefallen zu tun.
    Er leerte sein Champagnerglas in einem Zug und stellte es auf einer besonders wertvoll aussehenden antiken Truhe ab. Im ganzen Raum gab es keinen Menschen, mit dem er sich hätte unterhalten wollen.
    Die jungen Frauen glichen einander wie ein Ei dem anderen. Gespräche mit ihnen drehten sich immer nur um Leute, die sie kannten und von denen sie annahmen, dass auch Alejandro sie kannte. Oft genug hatten Partys wie diese damit geendet, dass er mit einer Blondine ins Bett gegangen war, nur damit sie endlich den Mund hielt.
    Heute Abend jedoch erschien ihm selbst das zu mühsam. Auf einmal überwältigte ihn das Bedürfnis nach frischer Luft.
    Und dann sah er sie.
    Den Kopf leicht gesenkt, stand sie auf der Türschwelle, eine Hand an den Rahmen gelegt, als müsste sie sich festhalten. Die Geste verlieh ihr eine Aura von Schüchternheit und Unsicherheit, die in krassem Gegensatz zu ihrem kurzen schwarzen Kleid und den sehr hohen Absätzen stand. Doch die Details ihrer Kleiderwahl entgingen ihm. Es waren ihre Augen, die ihn in ihren Bann zogen.
    Sie waren wunderschön – grün, mandelförmig, ein wenig schräg stehend. Aber auch das waren nur Nebensächlichkeiten. Was ihm schier den Atem raubte, war die Intensität ihres Blickes.
    Unwillkürlich verlangsamten sich seine Schritte, je näher er ihr kam. Ihr Blick blieb fest auf ihn gerichtet.
    „Du gehst schon?“
    Ihre Stimme klang zögernd, die Worte zwischen Frage und Feststellung. Er lächelte träge.
    „Das halte ich für das Beste.“
    Aus der Nähe sah er, dass sie jünger war, als er angenommen hatte. Sie zitterte ein wenig.
    „Nein“, erwiderte sie bestimmt. „Bitte, geh nicht.“
    Interesse flackerte in ihm auf, plötzlich und heiß. Sie schaute ihn unter dunkel getuschten langen Wimpern hervor fast flehend an.
    „Warum nicht?“
    Ohne ihn aus den Augen zu lassen, griff sie nach seiner Hand und machte einen Schritt rückwärts. Die Berührung sandte ein Kribbeln seinen Arm entlang.
    „Weil ich es will.“ Sie lächelte schüchtern. „Ich will, dass du bleibst.“

1. KAPITEL
    Sechs Jahre später.
    Sich nach dem Abpfiff gegen die Wand des Spielertunnels in Twickenham zu lehnen, fühlte sich ein bisschen so an, als sei man im Bauch einer gigantischen Bestie gefangen, die zudem noch höllische Schmerzen litt. Tamsin hatte es nicht über sich gebracht, sich das Spiel anzusehen, aber der Lärm der Zuschauer verriet ihr auch so, dass England gerade eine haushohe Niederlage erlitten hatte.
    Nicht, dass es Tamsin interessierte. Das Team hätte gegen eine Schar aufgeweckte Sechsjährige verlieren können – solange sie dabei gut aussahen!
    Sie atmete zitternd aus und stieß sich von der Wand ab. Ihre Knie fühlten sich weich an, ihre Beine wollten sie kaum tragen. Jetzt war der Moment gekommen, in dem sie herausfinden musste, ob sich die Arbeit der letzten Monate – und die panische Schadensbegrenzung der vergangenen achtzehn Stunden – bezahlt gemacht hatte.
    Wie eine Schlafwandlerin bewegte sie sich auf den Ausgang des Tunnels zu und
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