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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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Aufenthalt in Innistìr genoss. Er hatte ihn auf sein ganz ursprüngliches Sein reduziert, hatte ihm eine zweite Chance gegeben, und die würde er auf keinen Fall verstreichen lassen.
    Er rauchte zu Ende, drückte den Rest aus und schnippte ihn über die Plattform.
    »Jack?« Ein verwuschelter brauner Schopf schob sich über die Kante. Gefolgt von einem Paar ziemlich müder blauer Augen. Nicht einmal die Sommersprossen waren wach, sondern schlummerten bleich vor sich hin.
    »Luca, was machst du denn schon so früh auf den Beinen?« Jack beugte sich vor, ergriff den Arm des Jungen und hievte ihn herauf. Der Kleine zitterte in der Morgenkühle, und so zog er ihn vor sich und drückte ihn an seine Brust, umhüllte ihn mit seinem großen Körper, um ihn zu wärmen.
    »Konnte nicht mehr schlafen. Ich habe ständig den gleichen Traum. Die Gog/Magog greifen an, und alles geht im Blut unter.«
    »Ja, das sehe ich dauernd vor mir.«
    »Glaubst du, das ist er? «
    »Um uns zu demoralisieren? Schon möglich.«
    »Dann ist es so weit.«
    »Hm. Ich bin sicher, es geht bald los.« Jack blickte zur Cyria Rani hinüber, die am Rand der Palisade Anker geworfen hatte. Arun befand sich an Bord seines fliegenden Schiffes, man sah ihn kaum noch. Genauso wie alle anderen wartete er.
    »Luca, ich möchte, dass du an Bord des Schiffes gehst, dort bist du am sichersten.«
    »Vergiss es.«
    »Sei vernünftig. Du verpasst ja nichts, sondern bist mittendrin.«
    Luca hörte langsam auf zu zittern. Er drehte sich leicht und sah zu Jack hoch. »Was wirst du tun?«
    »Na, ich nehme einen Adler und fliege in den Kampf.«
    »Du fliegst also.«
    »Yep.«
    »Also, wenn ich sowieso fliegen werde, dann fliege ich mit dir.«
    Jack holte Luft. Was er jetzt sagte, durfte nicht zu belehrend daherkommen. Trotzdem musste es gesagt werden. »Luca, du bist dreizehn Jahre alt. Ich kann und will die Verantwortung für dich im Kampf nicht übernehmen. Ich muss frei agieren können – und mein Leben riskieren, ohne mich um dich sorgen zu müssen.«
    »Schöne Rede«, sagte Luca ruhig. »Aber es ist mir ernst. Ich habe meine ganze Familie verloren. Wenn ich an der Reihe bin, ist das dann eben so. Ich lasse mich keinesfalls von euch in Watte packen, nur weil ich ein Kind bin und ihr ein schlechtes Gewissen habt.«
    »So ist das nicht.«
    »Du hast gesagt, ich sei erwachsen.«
    »Ändert nichts.«
    »Jack, ich begleite dich, und wenn es uns beide erwischt, dann ist wenigstens keiner von uns allein.«
    »Luca, ich werde das nicht zulassen.«
    »Du wirst.« Luca zog eine Handschleuder hervor. Kein Kinderspielzeug, sondern eine tödliche Waffe, wenn die richtige Munition verwendet wurde. Die hielt der Junge in der anderen Hand. »Als Knirps hab ich mal eine Zwille gehabt. Jetzt bin ich richtig gut damit. Nicht nur schnell, ich treffe auch. In der letzten Zeit habe ich viel geübt. Ein Naturtalent, sagt Dyrte.«
    » Dyrte hat dich unterrichtet?« Dyrte war einer der Hauptbefehlshaber, ein ziemlich distanzierter, strenger Kriegerelf.
    »Tja. Die Elfen behandeln mich eben anders. Ich bin gut, und damit bin ich ein vollwertiger Krieger, selbst als Dreizehnjähriger. Noch dazu, weil sie jetzt jeden gebrauchen können.« Luca ließ die schimmernden Kugeln auf seiner Handfläche rollen. Eisen verarbeiteten die Elfen aus naheliegenden Gründen nicht – sie reagierten darauf extrem allergisch mit Schmerzen bis zu Schocks. Eisen brach vor allem jegliche Magie.
    Jack nahm eine Kugel hoch und fühlte ein Kribbeln an den Fingerkuppen. »Was ist das für ein Material?«
    »Ein Menschenschmied schlug vor, Eisen zu verwenden«, antwortete Luca, »aber die Elfen lehnten ab, weil das zu wenig wirksam wäre. Die Gog/Magog sind schließlich keine Elfen. Also haben sie eine Kupfer-Silber-Legierung geschaffen mit einem weichen Kern. Das Kupfer hat die Gog/Magog bisher in ihrem Land gehalten und bekommt ihnen daher wohl nicht. Das Silber wirkt gegen Verwandlung. Der weiche Kern innen wird geöffnet, sobald die Kugel beim Aufprall zerquetscht wird, und es fließt was heraus, was man mir nicht erklärt hat. Aber wir können uns wohl denken, dass es keine pflegende Körpermilch ist.«
    »Wow«, sagte Jack beeindruckt.
    Luca verstaute die Kugeln griffbereit in einer Tasche. »Ich habe mehr als zweihundert Schuss. Damit kann ich dir den Rücken freihalten. Und wir fliegen gemeinsam nach Morgenröte rein.«
    »Du wirst töten.«
    »Diese ... Monster haben nichts mit dir oder mir gemein, auch nicht
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