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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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war nur ein ganz kurzer Moment gewesen, der den Vorhang des Geheimnisses gelüftet hatte, doch die Erkenntnis hatte ihm beinahe das Bewusstsein geraubt, so übermächtig war sie über ihn hereingebrochen. Hatte ihn wie ein Tsunami überspült, dass er das Gefühl gehabt hatte, in dieser grellen Flut zu ertrinken.
    Laura, bitte komm bald, ich habe Angst, dass es sonst zu spät ist. Sie war der Schlüssel, das wichtigste Bindeglied.
    Nicht einmal damals, als die fünf Sucher aufgebrochen waren, um den Schattenlord zu stellen, hatte er sich so elend, nervös und ängstlich gefühlt wie jetzt. Dabei war er ein Elf, er sollte sich besser im Griff haben!
    Alle fünf hatten sie in jenem Flugzeug gesessen, von dem aus sie am magischen Kreuzpunkt des Bermudadreiecks nach Innistìr gelangen wollten. Das war so vereinbart gewesen; nachprüfen konnte es keiner, da sie ihre Identitäten strikt voreinander geheim hielten. Das war wichtig, um dem Schattenlord kein Ziel zu bieten. Er durfte nichts von ihnen wissen, niemals von ihnen erfahren. Sollte einer von ihnen dennoch entdeckt werden, konnten die anderen im Geheimen weitermachen.
    Cedric war der Erste gewesen, der aufgeflogen war – der Sucher mit der Holzmaske, kein Wunder. Taktische Spiele waren nicht sein Ding, immer voran wie eine Dampframme.
    Na schön, Maurice musste einräumen, dass er es Lauras wegen getan hatte. Natürlich nicht aus Zuneigung, sondern weil sie der Lockvogel für den Schattenlord darstellte, diejenige war, durch die sie an ihn herankommen konnten.
    Oder aus Zuneigung? Cedric war ziemlich menschlich geworden, er besaß mehr Gefühle als Maurice. Er dachte an den Schutz der anderen und hatte sich um diesen Jungen gekümmert, Luca. Einen richtigen Narren hatte er an dem gefressen. Von der Hand zu weisen war es daher nicht, dass er Laura beschützen wollte und sie auch deswegen gerettet hatte.
    Aber er hatte sich bei den Angriffen gegen den Schattenlord professionell gezeigt. Zweimal hatten sie ihn gestellt, und zweimal war er ihnen so mühelos entkommen, wie man ein Staubkorn vom Ärmel schnippte. Er war mächtiger als alles, was Maurice sich vorstellen konnte. Aber was hätten sie sonst tun sollen? Sicher, ihrem Auftraggeber oblag es, die Sache zu Ende zu bringen – nur, wo war er denn? Simon – der Erste Sucher – hatte damals versichert, dem unbekannten Auftraggeber eine Nachricht zukommen lassen zu können. Maurice war sicher, dass er die Botschaft ebenfalls erhalten hatte. Wann bot er also dem Schattenlord die Stirn?
    Maurice empfand dumpfe Wut. Einer nach dem anderen waren die Sucher aufgedeckt worden, und bald würde es ihnen ebenso ans Leben gehen wie der Fünften Sucherin, die bereits umgekommen war. Bei den anderen, einschließlich nunmehr ihm, war es somit nur noch eine Frage der Zeit. Nach dem zweiten fehlgeschlagenen Angriff blieb dem Schattenlord gar nichts anderes übrig, als sie alle so schnell wie möglich auszuschalten, damit sie keinen dritten Versuch unternehmen konnten. Eigentlich waren damit sie vier jetzt der Köder, und es wurde Zeit, dass der Auftraggeber eingriff!
    »Er ist hier «, flüsterte Maurice vor sich hin. »Ich weiß, dass er hier ist.« Nur, einen Beweis hatte er nicht. Selbst sein Gespür ließ ihn im Stich. Er hatte nicht mehr als eine Vermutung, zusammengetragen aus verschiedenen Beobachtungen, Überlegungen und Kombinationen.
    Und die Schlussfolgerung aus dieser Vermutung war ... hässlich.
    Laura, bitte komm, ich verfange mich hier in meinen Gedanken, verstricke mich immer tiefer darin, und das ist nicht gut. Bald lähmt es mich, und ich kann nicht mehr atmen ...
    Es sollte ihm viel besser gehen. Alberich war vernichtet, Cuan Bé frei, das Lager wurde geräumt, alle Kämpfer der Iolair und weitere Unterstützer würden bald unterwegs nach Morgenröte sein. Der Schattenlord wollte sie dort erwarten. Die Sucher bekamen also möglicherweise eine Frist, um den entscheidenden Gegenschlag vorzubereiten. Aber nur, sobald Laura die Wahrheit erfahren hatte ...
     
    Warum kommt sie denn nicht? Maurice trat nervös von einem Bein auf das andere.
    Dabei war er nur zu ungeduldig; die verabredete Zeit war ja noch gar nicht abgelaufen. Erst wenige Minuten waren vergangen, also sollte er gefälligst ruhiger werden!
    Um ihn herum war es sehr still, was wahrscheinlich nicht nur daran lag, dass er den Platz abgesichert hatte. Nach all den Ereignissen war selbst der letzte Vogel geflohen. Das Schlachtfeld befand sich zwar ein
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