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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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hinausblickte. Man konnte das riesenhafte Wesen nicht übersehen, und es sah so ganz anders aus als die Angehörigen seines Volkes. Sie besaßen menschliche Gestalt, nur die Köpfe waren die von Hunden oder Wölfen. Doch ihr König war ein aufrecht gehender Wolf, sie alle weit überragend, und löste allein durch seinen Anblick Angst und Schrecken aus. Selbst unter den Gog/Magog, die sonst nichts fürchteten.
    Der Urvater der Albträume. Akuró.
    »Herr.« Effar verneigte sich tief. Er verharrte in dieser Stellung, bis sein König sich ihm zuwandte.
    »Ist nun die Zeit gekommen? Wir alle haben den Ruf des Schattenlords gehört.«
    »In Kürze«, antwortete Akuró. »Sobald er bei uns eingetroffen ist.«
    »Er ist nicht hier?« Der General war erstaunt.
    »Nein. Aber es kann nicht mehr lange dauern, und dann wird er uns anführen.«
    »Wir werden bereit sein.«
    »Ohne jeden Zweifel.« Der König wandte sich ab zum Zeichen, dass das Gespräch beendet war.
    Effar zog sich zurück. Bald , dachte er und spürte, wie Blutdurst in ihm erwachte. Seine Lefzen zogen sich zurück und entblößten große weiße Raubtierzähne. Endlich. Endlich können wir unserer Bestimmung folgen!
     
    Delios fand den Löwengeneral auf der höchsten Mauerzinne, wie er, die Arme auf dem Rücken verschränkt, über das Land schaute. Der Wind spielte mit seiner goldfarbenen Mähne, und sein Umhang flatterte.
    »Er ist tot«, sagte der Stellvertreter.
    »Das ist nicht unbemerkt geblieben.« Leonidas' Stimme klang düster. »Niemandem in Innistìr dürfte Alberichs Tod entgangen sein.«
    Alberich oder in Wirklichkeit Regin, der Name, den er einst in der Horde getragen hatte, war durch den gegen ihn geschmiedeten Dolch umgekommen. Nidi, Zwerg aus der Ersten Horde, hatte ihn damit getötet. Es war seine von Odin übertragene Aufgabe gewesen, aber auch ein Akt der Rache für seinen von Alberich ermordeten Bruder. Alberich war verhältnismäßig still gestorben und hatte sich aufgelöst, aber das Abbild des sterbenden Drachen hatten alle Bewohner Innistìrs sehen können. Und danach war der Regen gekommen, der alles fortgewaschen hatte, was Alberich gewesen war. Seine Magie, seine Geißel, seine Macht.
    Nahezu alles, das eine oder andere »Erbe« gab es noch. Alberich war einer der Großen gewesen, sein Tod zeitigte daher Auswirkungen. Zumindest noch für eine Weile.
    »Dann sind sie jetzt alle frei.«
    »So sieht es aus.«
    »Weshalb stürmen sie Morgenröte nicht?«
    Leonidas wandte sich seinem Stellvertreter zu. »Weil ich hier bin«, antwortete er mit tief grollender Stimme.
    Delios nickte. Er überlegte eine Weile, was er sagen sollte, denn ihn beschäftigte eine ganze Menge. Und ihm lag vieles auf der Zunge. Aber Worte konnten kaum ausdrücken, was ihn bewegte. Wie viel ... Mitgefühl er empfand. Würde es etwas ändern? Konnte er etwas tun? Nein. Aber er konnte treu bleiben.
    Er räusperte sich. »Und was tun wir jetzt?«
    »Warten«, antwortete Leonidas und sah wieder aufs Land.
    »Wie immer«, murmelte Delios, mehr für sich. »Wie seit Anbeginn.«
    Er wandte sich schon zum Gehen, da sprach der General noch einmal. »Du hast nun das Kommando, Delios.«
    Der Stellvertreter stutzte. »Herr ...?«
    »Es ist mein Ernst. Lass die Wachen verdoppeln. Kontrolliere noch einmal ganz genau, wie gut Morgenröte abgesichert ist. Haltet euch alle bereit. Der Kampf wird bald beginnen, und du musst dann schnell handeln und das Richtige tun. Wir alle haben den Ruf des Schattenlords vernommen.« Leonidas deutete Richtung Vedas Lager. »Sie werden kommen.« Sein Arm schwenkte nach links zu den Gog/Magog. »Und sie auch. Mal sehen, wer als Erster hier ist.«
    »Und dann wird es zu einem Ende kommen?« Der Löwenkrieger klang hoffnungsvoller, als er sich fühlte. Schon jetzt drückte ihn die Last der Verantwortung nieder.
    Leonidas drehte das Löwenhaupt zu ihm. »Das wird es, Delios, so oder so. Alles kommt zum Ende, irgendwann. Und unseres ... ist sehr nahe. Schreckt dich das?«
    »Nein. Im Gegenteil. Ich denke dabei vor allem an dich.«
    Ein Lächeln zuckte kurz in den Mundwinkeln des Generals, er legte seine starke Krallenhand auf die Schulter des Vertrauten und drückte sie. »Glücklich muss sich schätzen, wer dich als treuen Freund und Begleiter hat, Delios«, sagte er nachdrücklich. »Das ist beinahe alles wert. Ich lege das Schicksal Innistìrs in deine Hände. Ich befehle es dir nicht, es soll deine freie Entscheidung sein.«
    »Ich habe mich schon
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