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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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setzen.«
    »Vor allem, weil der Schattenlord nun die Gog/Magog führt«, gab Yevgenji zu bedenken. »Wir alle haben seine Stimme gehört – er ist doch bereits überall.«
    Cedric hob die Hand. »Aber noch hat er nicht die Macht. Wozu braucht er denn die Gog/Magog, frage ich euch, wenn er so stark ist? Wenn er über Schöpfungsmacht verfügt? Nein, ich sage euch, er geht jetzt deswegen in die Offensive, weil er noch etwas braucht.«
    »Das Herrscherpaar«, flüsterte Laura.
    »Ganz genau. Sein Schicksal muss sich erst vollenden, er hat es nicht gänzlich geschafft. Es braucht noch etwas Letztes, um vollkommen zu werden, und dazu braucht er dich, Laura. Das ist vielleicht genau die Schwäche, wo wir ihn packen können.«
    »Tja, wie es aussieht, müssen wir es ohne unseren Auftraggeber zu Ende bringen.« Simon zuckte die Achseln. »Möglicherweise hat er ja inzwischen sogar das Zeitliche gesegnet, und wir haben es nicht mitbekommen. So oder so, wir bringen es zu Ende.«
    »Ich bin dabei«, bekräftigte Emma und legte den Arm auf den Tisch, die Finger gespreizt. Nacheinander legten alle Anwesenden ihre Hand darüber, obenauf Finn, dann Milt und zuletzt Laura.

2.
    Aufbruch
     
    Jack saß oben auf der Plattform, ein Horn und eine schwere Armbrust bei sich. Still rauchte er selbst gedrehte trockene Tabakblätter, die ihm ein Assassine gegeben hatte. Die Bergwölfe liefen in schwingendem Trab außen an den Palisaden entlang. Hier kam niemand unbemerkt herein, schon gar nicht konnte er sich unerkannt nähern, selbst wenn er einen Unsichtbarkeitszauber benutzte. Der Instinkt dieser großen Tiere war nicht zu überlisten. Sie waren wertvolle Verbündete, ebenso wie die nicht minder mächtigen Assassinen.
    Das Kraut war gut und stark. Es beruhigte und vermittelte Wohlgefühl, ohne den Verstand zu trüben. Jack inhalierte tief und blies Rauchringe.
    Der Morgen tastete sich gerade über den Horizont. Eine weitere ereignislose Nacht war verstrichen, aber Jack hätte einiges darauf verwettet, dass es die letzte dieser Art war. Alberich war tot, seine Gewaltherrschaft beendet. Im Lager hatte großer Jubel geherrscht. Ein Feind weniger! Nun warteten sie voller Bangen auf Nachricht aus Cuan Bé. Befand es sich noch in der Hand des Schattenlords? Was war mit den Ewigen Todfeinden? Und all den anderen?
    Was unternahm Leonidas, der Morgenröte besetzt hielt? Er hatte keinen Herrn mehr, dem er verpflichtet war. Würde er sich nun auf den verwaisten Thron schwingen? Niemand wusste den Löwengeneral einzuschätzen. Veda schwieg sich dazu vollständig aus. Sie war recht wortkarg geworden seit Alberichs Tod. Stattdessen traf sie Vorbereitungen zum Sturm auf Morgenröte. Das war die einzig mögliche Strategie, die ihnen blieb. Die Gog/Magog würden gewiss nicht mehr lange mit dem Angriff zögern, insbesondere durch die »Ansprache« des Schattenlords, die noch immer wie ein düsteres Banner durch die Lüfte schwang.
    Jack fragte sich ohnehin, warum sie noch verharrten.
    Weil Laura nicht da ist.
    Der Schattenlord wollte schließlich durch sie in den Palast gelangen, weil dort der Weg zu dem verschwundenen Herrscherpaar lag. Sein primäres Ziel schien zu sein, die Königin und den König zu finden und – tja, was?
    Seine Botschaft hatten sie jedenfalls alle deutlich in ihren Köpfen vernommen: Zudem fragte sich Jack, wieso ein derart mächtiges Wesen überhaupt zögern musste, wieso es von einer unscheinbaren Sterblichen abhängig sein sollte. Das Beunruhigende war, diese Frage konnte ihm kein Elf beantworten. Wenn nicht einmal die magischen Wesen eine Vorstellung hatten – wie sollten sie dem Schattenlord überhaupt begegnen?
    Der Schattenlord hatte ganz deutlich die Unterwerfung gefordert und von Morgenröte gesprochen, wo er sie alle erwarten würde.
    Und die Elfen sagten, dass die magische Macht an sich ganz bestimmte Gesetzmäßigkeiten hatte, die nur selten nachvollziehbar und verständlich waren, denen aber bedingungslos Folge zu leisten war.
    Das ist mir zu hoch , dachte der Amerikaner. Er war nüchterner Pragmatiker, ein Mensch, der überhaupt nichts mit übernatürlichen Phänomenen am Hut hatte. Er wusste mittlerweile zwar, dass es bedeutend mehr gab als die Welt der Menschen und dass die Mythen nicht von ungefähr kamen. Dass es Götter und Unsterbliche, Geister und Fabelwesen wirklich gab. Er würde diese Übersinnlichkeit jedoch nie erfassen können, sie würde ihm immer fremd bleiben. Was nichts daran änderte, dass er den
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