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Spiegel der Offenbarung

Spiegel der Offenbarung

Titel: Spiegel der Offenbarung
Autoren: Susan Schwartz
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drei Kameraden waren ebenfalls sprachlos.
    »Ist ... ist das dein Ernst?«, stammelte Peddyr.
    »Ja. Lebt wohl.« Deochar machte sich auf den Weg.
    Von den Geflügelten rief Milt herüber und winkte. »Laura! Komm endlich!«
    »Also dann ...« Laura stupste Peddyr leicht an. »Macht es euch gemütlich! Ich werde Luca von euch grüßen.«
    Sie lief los, ohne sich noch einmal umzudrehen. »Sind alle Gestrandeten an Bord?«, fragte sie, als sie bei Milt und Finn ankam, die ungeduldig auf sie warteten.
    »Ja, alle«, antwortete der Bahamaer. »Viele sind es ja nicht mehr.« Er umfing die überraschte Laura und hob sie sanft auf den Reitadler. Dann drückte er ihr noch einen kurzen Kuss auf den Mund. »Wir sehen uns oben.«
    Und schon hob der Vogel ab, angetrieben von seinem Reiter, und steuerte auf den hoch über ihnen kreisenden Titanendactylen zu. Laura sah sich um und erkannte Milt und Finn, die von einem Reiterdrac hochgebracht wurden. Milt klammerte sich wie immer verkrampft fest und hatte die Augen geschlossen. Still lächelte Laura. Sie hatte angenommen, dass ihr Geliebter seine Flugangst inzwischen überwunden hatte, aber das war wohl nur entweder auf der Cyria Rani oder unter Stress der Fall. Finn hingegen saß völlig entspannt dahinter und winkte Laura zu, als er sie entdeckte. Er lachte vergnügt. Wahrscheinlich hätte er das Drachenwesen am liebsten allein geflogen.
    Die Plattform war Laura inzwischen nur zu vertraut. Unwillkürlich zuckte ihre Hand hoch zur Schulter, aber Nidi war nicht mehr da. Er war auch kein Schrazel mehr. Sondern ein sehr alter, mächtiger Zwerg, der Alberich den Garaus gemacht hatte. Laura vermisste den fröhlichen kleinen Kerl, der er in seiner Löwenäffchengestalt gewesen war.
    Die Gestrandeten waren am hinteren Teil der Plattform untergebracht worden, man hatte speziell für sie Holzpfosten auf den Planken befestigt und ein Zeltdach darübergespannt. Es gab die Möglichkeit, durch das Zuziehen von Vorhängen kleine Separees zu gestalten; hinzu kam eine sanitäre Einrichtung, sodass sie unter sich bleiben konnten.
    Lautlos saß die deutlich zusammengeschmolzene Gruppe beisammen, mit traurigen und verzweifelten Gesichtern. Kein Einziger trug mehr eine weiße Binde oder ein weißes Stück Stoff. Alle konnten es sich mit vielen Decken und Kissen bequem machen. Die Iolair hatten ihnen zudem in Kisten Essen und Trinken bereitgestellt, aber niemand griff zu.
    Sie sahen auf, als Laura sich ihnen näherte. Ein wenig mulmig war ihr schon; wie würden sie ihr begegnen?
    Einer von ihnen ist der Schattenlord , dachte sie. Aber genauso wenig, wie die Sucher als Elfen zu entlarven gewesen waren, würde sie den Finsteren hier entdecken können. Obwohl sie ein untrügliches Gespür für ihn hatte, seit er ihren Geist in der Gewalt gehabt hatte, war er in seiner Manifestation ein ganz normaler Mensch wie jeder andere. Laura hatte keine Vorstellung, wie der Schattenlord das bewerkstelligen konnte. Er war jedoch sehr erfolgreich damit.
    Sie ließ ihren Blick schweifen, erkannte das eine oder andere Gesicht.
    Die immer noch leicht pummlige Gina aus Norditalien, die viel zäher war als angenommen. Kurz nach Beginn der Reise war sie beinahe einem gefräßigen Füllhorn geopfert worden, weil sie trotz ihrer neunzehn Jahre noch Jungfrau gewesen war. Seither hatte sie einiges dazugelernt.
    Rudy, der Däne, der seinen Lebensgefährten Frans an den Schattenlord verloren hatte, die Schuld an seinem Tod Naburo und seinem Schwert gegeben hatte und dafür einen heimtückischen Mordanschlag auf Hanin verübt hatte. Mitten in der Schlacht. Naburo hatte Rudy verletzt, aber offenbar nicht allzu schwer. Nun saß er bleich und abwesend zwischen den anderen. Er wurde nicht gemieden, und auch Naburo, der weit vorn mit Hanin zusammenstand und sicherlich wusste, dass Rudy sich an Bord befand, hielt die Angelegenheit offenbar für erledigt. Eine sehr großzügige Geste für einen Elfen. Laura hoffte, dass Rudy wieder zu sich fand. Ihm war ein zweites Leben geschenkt worden.
    Anais, die gazellenhafte Schönheit aus Antigua, und Karen, die Liechtensteinerin, die einst als Sklavinnen verkauft und von Finn befreit worden waren.
    War der Schattenlord einer von ihnen? Verbarg er sich in der harmlos wirkenden Gina? Alles war möglich.
    Indes glaubte sie nicht daran. Eine andere Überlegung formierte sich in ihrem Geist. Etwas, woran sie bisher nicht gedacht hatten.
    Reggie war nicht dabei, er hielt sich bei Emma und den anderen
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