Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Special - Zeig dein wahres Gesicht

Special - Zeig dein wahres Gesicht

Titel: Special - Zeig dein wahres Gesicht
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
sich in die Dunkelheit fallen und verschwanden zwischen den Bäumen. Tally stieg hoch, um den Wald zu überblicken, im scharfen Mondlicht suchte sie nach Anzeichen des Weges, den die beiden sich bahnten. Jenseits der Naturzone lag die wahre Wildnis, die pure Schwärze des Außerhalb.
    Ein Zittern durchlief die Baumwipfel, die Hubbretter der beiden Smokies strichen wie ein Windstoß durch den Wald ...
    „Die fliegen noch immer geradewegs nach draußen“, sagte sie.
    „Wir sind direkt hinter dir, Tally-wa“, antwortete Shay. „Willst du nicht hier runter zu uns kommen?“
    „Klar, Boss.“ Tally bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und ließ sich fallen. Ein Hagel aus Kiefernnadeln wanderte von ihren Füßen zu ihrem Kopf, die Zweige fuhren mit hartem Streicheln über ihren Körper. Dann befand sie sich zwischen den
    Baumstämmen und bahnte sich mit gebeugten Knien und weit aufgerissenen Augen ihren Weg durch den Wald.
    Die drei anderen Schlitzer hatten sie jetzt eingeholt. Sie hielten jeweils hundert Meter Abstand zueinander und ihre grausam-schönen Gesichter flackerten teuflisch im Mondlicht.
    Vor ihnen, auf der Grenze zwischen der Naturzone und der wahren Wildnis, ließen die beiden Smokies sich bereits sinken, ihre magnetischen Hubvorrichtungen hatten hier kaum noch Metallkontakt. Ihre wacklige Landung hallte durch das Unterholz, gefolgt vom Geräusch rennender Füße.
    „Jetzt ist das Spiel zu Ende“, sagte Shay.
    Die Hubrotoren von Tallys Brett schalteten sich ein, das dumpfe Dröhnen rollte durch den Wald wie das Knurren eines Tieres im Winterschlaf. Die Schlitzer wurden langsamer, ließen sich auf eine Höhe von wenigen Metern fallen und suchten den dunklen Horizont nach Bewegungen ab.
    Ein Freudenschauer lief über Tallys Rückgrat. Die Jagd war jetzt zum Versteckspiel geworden.
    Aber es war nicht gerade ein faires Spiel. Sie bewegte die Finger. Die Chips in ihren Händen und ihrem Gehirn reagierten und legten einen Infrarotkanal vor Tallys Sicht. Die Welt verwandelte sich - der verschneite Boden zeigte ein kaltes Blau, die Bäume hatten sanfte grüne Lichtkreise. Jedes Objekt wurde durch seine eigene Wärme erleuchtet. Einige kleine Säugetiere stachen hervor, rot und pulsierend, ihre Köpfe zuckten, als wüssten sie instinktiv, dass in der Nähe Gefahr lauerte. Nicht weit von Tally entfernt glühte ein schwebender Fausto, sein fiebriger Special-Körper war hellgelb. Tallys eigene Hände schienen orangefarbene Flammen auszuschicken.
    Aber in der jetzt violetten Dunkelheit vor ihr war nichts in Menschengröße zu erkennen.
    Tally runzelte die Stirn und schaltete zwischen Infrarot- und normaler Sicht hin und her. „Wo stecken die denn?“
    „Die müssen Tarnanzüge haben“, flüsterte Fausto. „Sonst würden wir sie sehen.“
    „Oder sie wenigstens riechen“, sagte Shay. „Vielleicht ist dein Schatz doch nicht ganz Zufall, Tally-wa.“
    „Was machen wir jetzt?“, fragte Tachs.
    „Wir steigen ab und benutzen unsere Ohren.“
    Tally ließ ihr Brett zu Boden sinken, die Hubrotoren zerfetzten Zweige und trockenes Laub, während sie zum Stillstand kamen. Sie stieg von der noch vibrierenden Fahrfläche und die Kälte des späten Winters kroch durch ihre Griffschuhe.
    Sie wackelte mit den Zehen und lauschte auf den Wald, während sie zusah, wie ihr Atem sich vor ihrem Gesicht kräuselte, und darauf wartete, dass das Kreischen der anderen Bretter verstummte. Als die Stille sich vertiefte, fingen ihre Ohren ein leises, raschelndes Geräusch auf, das sie von allen Seiten umgab - der Wind, der die Kiefernnadeln in ihren winzigen Eishülsen zum Klirren brachte. Einige wenige Vögel bewegten die Luft, und hungrige Eichhörnchen, die aus ihrem Winterschlaf geweckt worden waren, kratzten nach vergrabenen Nüssen. Der Atem der anderen Schlitzer drang durch den geisterhaften Kanal der Hautantennen, getrennt vom Rest der Welt.
    Aber auf dem Waldboden bewegte sich nichts, was sich irgendwie menschlich anhörte.
    Tally lächelte. Wenigstens machte David die Sache interessant, indem er sich so vollkommen still verhielt. Aber auch wenn Tarnanzüge die Körperwärme der Smokies verbargen, sie würden nicht ewig bewegungslos bleiben können.
    Und außerdem konnte sie ihn dort draußen spüren. Er war in der Nähe.
    Tally brachte ihre Hautantenne zum Schweigen, sie schaltete die Geräusche der anderen Schlitzer aus, so dass sie sich allein in einer stummen infraroten Welt befand. Dann kniete sie nieder, schloss die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher