Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß
Autoren: Othmar Franz Lang
Vom Netzwerk:
ich dann einem eine runterhauen will, fallen sie über mich her und verprügeln mich.«
    »Und da hilft dir keiner?«
    »Nein, die Buben verprügeln mich, und die Mädchen schauen zu. Als ob das ganze nur Fernsehen wäre. Und wenn die anderen zu schlagen beginnen, dann... dann...«
    »Was dann?«
    »Ich kann mich nicht richtig wehren, ich werde dann ganz starr und stecke ein, was die Post bringt. Das ist., das ist auch bei meinen Schwestern so. Die mögen miteinander noch so gestritten haben, wenn es gegen mich geht, sind sie sich immer einig. — Aber wieso weißt du, wie es um mich steht?«
    »Ich hab dich beobachtet. Ich sagte doch schon, daß ich eine gute Beobachtungsgabe besitze.«
    »Und wann hast du mich beobachtet?«
    »Gestern abend. Zuerst von dem Palmblatt aus, dann von der Stuhllehne und zuletzt vom Tellerrand.«
    »Markus! Frühstück!« rief da Stefanie von oben. »Beeil dich. Wir frühstücken auf dem Balkon.«
    »Tja, dann muß ich wohl. Entschuldige. Wann sehen wir uns wieder?«
    »Sofort... Ich bin längst oben auf der Balkonbrüstung, wenn du hinaufkommst.«
    »Ach ja, richtig, du kannst ja den abgekürzten Weg nehmen.«
    »Und noch etwas.« Lucas schien jetzt ein wenig verlegen zu sein. »Du kannst ja bei Gelegenheit einen kleinen Happen für mich abfallen lassen. Ein Stückchen Weißbrot mit Streichkäse darauf, das mag ich furchtbar gern und meine Frau auch.«
    Markus ging ins Residence hinein zum Lift. Vor der Lifttür warteten die Zwillinge.
    »Markus!« riefen sie wie aus einem Mund mit ihren piepsigen Stimmen. »Bist du auch schon auf?«
    »Nein«, knurrte er. »Ich tu nur so.«
    »Kommst du dann mit uns an den Strand?« fragte die eine.
    »Weiß ich noch nicht. Meine Hand.«
    Er hatte keine Ahnung, war es nun Anne oder Marie, die ihn gefragt hatte. Sein Vater hatte gesagt, daß es eineiige Zwillinge seien, weil sie einander so ähnlich waren. Endlich war der Lift unten. Ein älteres Ehepaar in Bademänteln stieg aus.
    »Fährst du auch hinauf?« fragte der andere Zwilling. »Würde ich sonst hier warten?«
    Die Mädchen kicherten und stiegen in den Lift. Markus drückte sich in die Ecke, möglichst weit von ihnen entfernt.
    »Welcher Stock?« fragte er.
    »Fünfter«, sagten Anne und Marie gleichzeitig.
    »Auch das noch«, brummte er kaum hörbar.
    »Und in welchem Stock wohnt ihr?«
    »Im selben«, sagte Markus einsilbig.
    Der Lift fuhr an und hob sie hinauf. Anne — er hatte das A auf ihrem T-Shirt entdeckt — lachte und sagte: »Im Fernsehen küssen sich ein Mann und eine Frau immer, wenn sie im Lift sind.«
    »Ja, und dann steht der Lift längst, und sie küssen sich noch immer und merken gar nicht, daß der Lift steht. Glaubst du, daß es das im wirklichen Leben gibt?«
    »Nein«, sagte Markus und stieg als erster aus. Da lachten die Mädchen und rannten Hand in Hand den langen Flur entlang. Vor der Tür zu ihrem Appartement bogen und krümmten sie sich, weil sie offensichtlich nicht anders lachen konnten.
    »Was ist denn dir über die Leber gelaufen?« fragte Vater, der wohlgelaunt am Frühstückstisch saß.
    »Die Zwillinge vom vorigen Jahr«, sagte Markus düster. »Anne und Marie?« erkundigte sich Mutter interessiert. »Ja, genau die.«
    »Nun, das ist schließlich keine Katastrophe«, stellte Mutter fest.
    »Doch«, widersprach Markus, »das ist eine.«
    »Und warum?« wollte Vater wissen.
    »Sie haben mich gefragt, ob ich mit ihnen spiele.« Vater fand das sehr erfreulich. »Nun, wunderbar, da hast du von Anfang an jemanden, der mit dir spielt. Nicht erst am Schluß unseres Aufenthaltes, wenn die Koffer schon wieder gepackt sind. Ist das nichts?«
    »Noch zwei Mädchen«, stöhnte Markus und wies auf seine Schwestern. »Da sitzen doch schon zwei.«
    »Dann spiel halt mit deinem Vogel«, schlug Kathrin giftig vor.
    »Deiner ist viel größer!« entgegnete Markus.
    »Ach«, seufzte Mutter, »wenigstens im Urlaub möchte ich Kinder, die sich vertragen.«
    »Und die frühstücken, wenn das Frühstück auf dem Tisch steht«, fügte Vater hinzu. »Iß etwas, Markus.«
    »Ja«, sagte Markus gedehnt.
    »Guck, wie dünn sie hier in Italien die Mortadella schneiden können«, versuchte Mutter ihrem appetitlosen Sohn Appetit zu machen.
    »Und die Salami erst«, schwärmte Kathrin.
    »Und der Parmaschinken! Eine Wonne ist das«, meldete sich Stefanie mit vollem Mund.
    »Iß etwas«, sagte da Lucas von der Balkonbrüstung her. »Und denk bitte daran, worum ich dich gebeten habe.«
    »Ach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher