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Spatz mit Familienanschluß

Spatz mit Familienanschluß

Titel: Spatz mit Familienanschluß
Autoren: Othmar Franz Lang
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weg. Es dauerte eine geraume Weile, bis er zurückkam und freudig »si« sagte.
    So ging es eine Zeitlang zwischen den beiden hin und her, einmal sagte Markus »uno momento« und verschwand, das anderemal sagte der andere »uno momento« und verschwand ebenfalls. Schließlich wollte Markus wissen, wie der Junge hieß, mit dem er die Sandburg baute, und er stellte die Frage auf Italienisch. »Uno momento«, rief sein Spielgefährte und rannte wieder weg. Als er zurückkam, erfuhr er, daß der andere Ernesto hieß. Und etwas später stürzte ihnen ein Eckturm ein, sicherlich war der feuchte Sand zu schnell getrocknet.
    »Maledetto«, sagte Markus, weil er das Wort noch vom Vorjahr her kannte.
    »Verdammte dicke Senfsoße«, sagte Ernesto.
    Markus klappte zunächst den Mund auf. »Was?« entfuhr es ihm dann. »Du kannst Deutsch?«
    Ernesto, der schlicht und einfach Ernst hieß, war ebenso überrascht. »Was, und du auch? Warum haben wir dann die ganze Zeit italienisch miteinander gesprochen?«
    »Ich hab gedacht, du bist Italiener.«
    »Das hab ich auch von dir gedacht.«
    »Und warum?«
    »Du hast italienische Sachen an.«
    Und Markus hatte der dunklen Haare wegen Ernst für einen Italiener gehalten. Nun war es ein leichtes, die Burg mit Mauern und Türmen weiterzubauen, denn sie mußten beide nicht mehr »uno momento« sagen und zu ihren Eltern wetzen, um sich eine Frage oder eine Antwort mühselig übersetzen zu lassen. Sie erzählten einander, während sie die Burg eifrig weiterbauten, wo sie wohnten, wie es da sei und warum sie von dort nicht woanders hinwollten.
    Ernst war ein Einzelkind, hatte also keine Geschwister und schon gar nicht Schwestern, und er fand es interessant, daß Markus gleich zwei Schwestern hatte. Im übrigen hieß er Müller.
    »Meine Eltern sagen, ein Kind genügt«, berichtete er. »Mein Onkel, ein Bruder von meiner Mutter, überprüft immer das Wasser im Rhein, er sagt, was da alles an Dreck drinnen ist, da darf man keine Kinder bekommen. Er meint, wir werden einmal nix zu trinken haben, wie die Leute in der Wüste.«
    »Und wenn man dann nur Mineralwasser trinkt?« fragte Markus und fand, sein Vorschlag sei eine patente Idee.
    »Meinst du, gibt’s das dann noch?«
    »Vielleicht nicht mit Kohlensäure, aber sonst sicher.«
    »Mensch, dann könnte er doch Kinder haben, ich muß es ihm sagen, wenn er das nächstemal kommt. Willst du eigentlich heiraten?«
    »Ich?« Markus war erstaunt. Das hatte ihn noch keiner gefragt. Er und heiraten! Das dauerte noch eine Ewigkeit, bis er soweit war. Schließlich sagte er: »Eine Frau wie meine Mutter würde ich sofort heiraten, denn sie ist gerecht. Und auch nicht eifersüchtig. Wir haben eine Nachbarin, Frau Grünwald heißt sie, die läßt ihren Mann nur zur Arbeit allein aus dem Haus, aber sonst nicht. Sie rechnet ihm sogar die Kilometer vor, die er zu seiner Arbeit fahren darf. Und wehe, er hat mal fünf oder sechs Kilometer mehr drauf. — >Wo bist du da herumgefahren!< brüllt sie. »Wem hast du da wieder den Hof gemachte«
    »Meine Mutter ist nicht eifersüchtig«, überlegte Ernst mit gerunzelter Stirn. »Aber mein Vater. Er sagt, man muß eifersüchtig sein, wenn man eine hübsche Frau hat. Ich find’s trotzdem blöd.«
    »Also«, meinte jetzt Markus, »solche Frauen wie meine Schwestern würde ich nie heiraten, die sind mir zu dumm. Kathrin redet fortwährend, und Stefanie frißt jeden Mann arm, und dabei ist sie gar nicht dick.«
    »Ich hätte gern eine Schwester«, seufzte Ernst. »Eine jüngere, eine ältere nicht. Aber leider, meine Eltern spielen da nicht mit.«
    Sie waren froh, daß sie einander verstanden und miteinander sprechen konnten, so daß sie gar nicht merkten, wie schnell sich der Tag neigte. Sie mußten erinnert werden, daß es Zeit sei, das Tagwerk zu vollenden und den Weg ins Hotel einzuschlagen. Leider taten dies Stefanie und Kathrin auf eine Weise, die Markus sehr verletzte.
    »Kleiner«, sagte Kathrin, »Papa und Mama haben schon ihre Liegestühle zusammengeklappt, sie wollen ins Hotel zurück.«
    »Du sollst sofort kommen«, ergänzte Stefanie den Spruch »und zwar dalli, dalli. Übrigens, was habt ihr da gebaut, ein Indianerfort?«
    »Nein, siehst du nicht, was es ist?«
    »Ach, jetzt erkenne ich’s, ein Fußballstadion, ein bißchen verschoben das Ganze und mit viel zu dicken Scheinwerfertürmen, aber ansonsten ganz hübsch, wahrscheinlich wird diese Anlage nicht die Nacht überleben.«
    »Dann bauen wir morgen etwas
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