Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
in die Hand, wir verließen die Botschaft und fuhren ins Hotel, wo ich ihm meine ganze Geschichte erzählt habe. Am nächsten Tag sind wir nach Hause geflogen.«
    Birkir fragte: »Hast du Antons Kreditkarte an dich genommen?«
    Fabían überlegte. »Ja«, sagte er schließlich. »Die Karte lag vor ihm auf dem Tisch. Er hatte am Telefon ein Hotelzimmer gebucht und die Nummer der Karte durchgegeben. Ich steckte sie ein.«
    »Weshalb hast du das getan?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht war es irgendwie eine symbolische Handlung. Alles war so unwirklich. Ich musste irgendetwas mitnehmen, wie zum Beweis dafür, dass es kein Traum gewesen war. Oder besser kein Albtraum. Das Blut an meinen Sachen hätte ja eigentlich genügt, aber trotzdem habe ich die Karte eingesteckt.«
    »Wem hast du sie dann gegeben?«
    »Ich weiß es nicht mehr. Ich habe sie Helgi gezeigt, als ich ihm erzählte, was passiert war. Und dann auch Jón und Starkaður, als wir uns später trafen. Vielleicht ist sie hier irgendwo. Vielleicht hat Jón sie an sich genommen. Mehr weiß ich nicht. Brauchst du die Karte?«
    Birkir schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Gedanken deswegen«, sagte er. »Diese Kreditkarte spielt von jetzt an keine Rolle mehr.«
    12:30
    Birkir fuhr in die Hverfisgata und informierte seine Vorgesetzten darüber, dass im Fall des Mordes in der Berliner Botschaft ein glaubwürdiges Geständnis vorlag. Die Tüte mit Fabíans Sachen, die Rakel aus der Gefriertruhe geholt und ihm mitgegeben hatte, brachte er zur Analyse ins Labor. Anschließend schickte er zwei Polizisten zu Helgi Kárason, die ihn ins Kommissariat bringen sollten. Birkir brauchte von ihm die Bestätigung für seinen Anteil am Geschehen. Birkir verspürte aber keine Lust, sich ein weiteres Mal mit der Tür zu Helgis Atelier auseinanderzusetzen.
    Bei der Vernehmung von Helgi war Dóra anwesend. Es war nicht auszuschließen, dass Helgi für seinen Versuch der Verschleierung zur Verantwortung gezogen wurde. Er hatte sehr genau gewusst, wer Anton Eiríksson ermordet hatte, und es verschwiegen. Damit hatte er sich mitschuldig gemacht. Birkir teilte ihm mit, dass es sein Recht sei, die Fragen nur im Beisein eines Rechtsanwalts zu beantworten.
    »Nein, ich brauche keinen Anwalt«, sagte Helgi. »Ich habe nichts zu verbergen. Ich möchte alle Unklarheiten jetzt gleich beseitigen, soweit ich das kann.«
    Birkir sagte: »Am Montagabend, den 12. Oktober hast du deinen Namen unter das Geständnis von Fabían Sigríðarson gesetzt. Ist das korrekt?«
    »Ja.«
    »Hat Fabían Sigríðarson dieses Geständnis aus freien Stücken abgefasst und unterzeichnet?«
    »Ja.«
    »Das hast du mit deiner Unterschrift bezeugt. Sind dir noch weitere Details bekannt, die Licht auf den Mord werfen, den Fabían gesteht?«
    »Ja.«
    »Dann bitte schildere uns, was du weißt.«
    »Über diese Zusammenkunft in der Botschaft haben wir schon einmal gesprochen, und ich habe dem, was ich gesagt habe, nichts hinzuzufügen«, erklärte Helgi. »Kurz bevor die Party endlich aufgelöst wurde, setzte sich Fabían auf einmal zu mir und gestand mir, dass er Anton im Büro des Botschafters erstochen und dazu das Messer aus meinem Kerzenleuchter verwendet hatte. Ich war äußerst überrascht, denn eine derartige Tatkraft hätte ich Fabían nie zugetraut. Ich wollte aber nicht, dass das noch in derselben Nacht ans Licht kommen würde. Wir mussten uns unbedingt beratschlagen, was als Nächstes zu tun war, und vor allem mussten wir auf dem schnellsten Wege zurück nach Island. Fabían in seiner physischen Verfassung durfte auf keinen Fall in einem deutschen Untersuchungsgefängnis landen. Die Frau des Botschafters sorgte für einige Verwirrung, als sie nach ihrem Schuh suchte. Das kam uns sehr entgegen, allerdings muss ich zugeben, dass ich selber dafür gesorgt habe, dass der Schuh nicht allzu schnell gefunden wurde. Vor Anspannung und Kälte zitterte Fabían am ganzen Leib. Er hatte sein Jackett ausgezogen und trug es zusammengefaltet über dem Arm, und außerdem war der Hemdsärmel, aus dem er das Blut ausgewaschen hatte, klatschnass. Ich brachte den Sonnendichter dazu, ihm sein Jackett zu leihen, und veranlasste Starkaður, mit Unnar sofort zu einem der Taxis zu gehen, die draußen warteten. Dann weckte ich Lúðvík, der auf der Toilette eingeschlafen war, und teilte dem Botschafter und seiner Frau mit, dass wir vier jetzt ins Hotel fahren würden. Der Botschafter fragte nach den anderen Gästen, und ich sagte ihm,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher