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Späte Sühne - Island-Krimi

Späte Sühne - Island-Krimi

Titel: Späte Sühne - Island-Krimi
Autoren: Bastei Lübbe
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dass sie zusammen ein Taxi genommen hätten. Daraufhin verließen wir zusammen mit den beiden das Haus. Der Botschafter musste dann noch Jón am Ausgang helfen, weil der seinen Gästeausweis verloren hatte.
    Als wir im Hotel angekommen waren, hat mir Fabían seine ganze Leidensgeschichte erzählt. Wir wussten zwar alle, dass er als kleiner Junge Schlimmes erlebt hatte, aber es war ein Schock, die ganze Wahrheit zu erfahren. Es war jedenfalls kaum möglich, ihm Vorwürfe zu machen, dass er diesen ekelerregenden Menschen umgebracht hatte. Er hat Fabíans Körper und sein Leben zerstört. Und dann brüstete sich dieses Scheusal auch noch damit, dass er sich immer noch an Kindern verging.
    Fabían und ich kamen überein, am nächsten Morgen nach Island zurückzufliegen. Von dem, was in Berlin passiert war, haben Jón und Starkaður erst am letzten Donnerstag erfahren, als wir uns hier in Island trafen. Starkaður und Jón waren entschlossen, einen letzten Versuch zu machen, um die ausstehende Rechnung mit Arngrímur Ingason zu begleichen. Sie hatten da auch schon einen Plan, oder eigentlich sogar mehrere, wie sie das machen wollten. Ich wollte mich aber nicht mehr daran beteiligen, mir war das alles über den Kopf gewachsen. Ich war lange Zeit bereit gewesen, Arngrímur unter Druck zu setzen, um ein Geständnis von ihm zu erzwingen, selbst wenn ich dafür zur Verantwortung gezogen und womöglich ins Gefängnis kommen würde. Aber ich konnte nicht mehr. Meine Nerven spielten nicht mehr mit.«
    »Wir glauben, dass Jón Sváfnisson und Lúðvík Bjarnason irgendwo zwei Männer gefangen halten. Weißt du etwas darüber?«
    »Nein.«
    »Du hast mir gesagt, dass du und Jón und Starkaður Pläne hattet, wie ihr Arngrímur in eure Gewalt bekommen könntet«, fuhr Birkir fort. »Ist das richtig?«
    »Ja«, sagte Helgi. »Das stimmt.«
    »Wo wolltet ihr ihn hinbringen?«
    »Das stand noch nicht fest. Wir gingen davon aus, dass wir im Fall des Falles schon ein geeignetes Haus finden würden. Aber so weit kam es ja nie.«
    »Hattet ihr ein bestimmtes Haus im Sinn?«
    »Irgendein leer stehendes Gebäude. Irgendwo an einem abgeschiedenen Ort.«
    »Auf dem Land vielleicht?«
    »Möglich. Aber es sollte nicht zu weit von Reykjavík entfernt sein.«
    »Weißt du, was sie mit Arngrímur vorhaben, wenn er seine Schuld am Tod von Sunna gestanden hat?«
    Helgi schwieg.
    Birkir wiederholte die Frage.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Helgi schließlich. »Ich glaube aber, ihr solltet versuchen, ihn so schnell wie möglich zu finden.«
    »Weshalb?«
    »Es gab den Vorschlag, Arngrímur angekettet mit einer brennenden Kerze zurückzulassen. Die Kerze sollte das Haus in Flammen aufgehen lassen, wenn sie heruntergebrannt war.«
    »Sollte er in einem Haus verbrannt werden?«
    »Er sollte eine Chance haben zu entkommen, das ist mehr, als Sunna hatte.«
    »Inwiefern?«
    »In seiner Reichweite sollte eine Säge liegen. Um sich von der Kette zu befreien und sich zu retten, hätte er sich den Fuß absägen müssen.«
    Birkirs Handy klingelte. Das Display zeigte an, dass es Gunnar war.
    »Hallo«, sagte Birkir. »Wo bist du?«
    »Im Augenblick stecke ich in einer Schneewehe im Borgarfjörður.«
    »Was in aller Welt machst du denn da?«
    »Ich glaube, ich habe es rausbekommen.«
    »Was?«
    »Wohin diese Wegbeschreibung führt, die der Sonnendichter sich auf dem Zettel notiert hat.«
    »Wie hast du das denn geschafft?«
    »Ich habe mir ein Auto besorgt und bin auf der Ringstraße Richtung Borgarnes gefahren.«
    »Du sitzt doch nicht etwa selber am Steuer?«
    »Doch, es geht ganz gut. Ich kann bloß nicht nach rechts und links gucken.«
    »Und was machst du, wenn du an eine Kreuzung kommst?«
    »Ich habe den Rückspiegel abmontiert, mit dem peile ich die Lage.«
    »Du bist ja wahnsinnig. Wie bist du dahintergekommen?«
    »Eine meiner genialen Eingebungen, die kennst du ja.«
    »Und wo ist dieser Ort?«
    »Als ich auf die Ringstraße kam, habe ich den Kilometerzähler auf null gestellt, und nach dreiundsechzig Kilometern war ich im Borgarfjörður, genauer gesagt da, wo die Straße mit der Nummer 50 abzweigt. Das war die dritte Zahl auf dem Blatt.«
    »Ich verstehe. Und dann bist du siebzehn Kilometer auf dieser Straße gefahren?«
    »Nein, nicht sofort. Ich bin erst noch nach Borgarnes rein und hab was gefuttert. Du weißt, dass ich sofort Hunger kriege, wenn ich das Städtchen auch nur aus der Ferne sehe.«
    »Ja, ich weiß. Und was dann?«
    »Dann bin ich
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