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Soulbound (Ghostbound) (German Edition)

Soulbound (Ghostbound) (German Edition)

Titel: Soulbound (Ghostbound) (German Edition)
Autoren: C.M. Singer
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wenn auch nicht mehr so deutlich wie zuvor. Riley hatte schon öfter erlebt, dass er vertraute Schwingungen stärker empfing als fremde, somit überraschte ihn das nicht sonderlich.
    „Ich weiß, dass die U-Bahn wegen der vielen Menschen auf engem Raum die Hölle für dich ist“, keuchte er, die Hände in die Seiten pressend. „Außerdem will ich es nicht riskieren, dass du da unten für einen Stromausfall sorgst. Also warte in der Liverpool Street auf mich, okay? Und versprich mir, dich von Finny fernzuhalten!“ Falls Owen eine Antwort gab, hörte er sie nicht, doch nur eine Sekunde später konnte er den Geist nicht mehr spüren.
    Die U-Bahn-Fahrt war auch für Riley die reinste Qual. Erst Warten, dann Umsteigen und schließlich noch ein kurzer Stillstand in der Röhre. Er meinte bald durchzudrehen und sandte ein ums andere Stoßgebet gen Himmel, dass er nicht zu spät kam. Schließlich erreichte er die Station in der Liverpool Street und hetzte zum Ausgang, wo er sich erst kurz orientieren musste, bevor er sich so schnell wie möglich durch die Berufstätigen schlängelte, die zielstrebig auf ihren Arbeitsplatz in der Londoner City zusteuerten.
    Er hatte erst wenige Schritte zurückgelegt, als er Owens Präsenz erneut neben sich fühlte. Gemeinsam hetzten sie auf das neu errichtete Bürogebäude zu, das sich etwa fünfhundert Meter vor ihnen in den dämmrigen Himmel erhob. Es verfügte über mindestens dreißig oder vierzig Stockwerke, wobei das obere Drittel noch nicht ganz fertiggestellt war.
    Um den Eingang zu erreichen, musste sich Riley durch einen Gitterzaun zwängen und über schneebedeckte Metallträger und Geröllhaufen klettern. Komplett außer Atem erreichte er die unverschlossenen Glastüren. Entweder hatten einige Bauarbeiter ihre Schicht bereits angetreten oder Fiona hatte hinter sich nicht mehr abgesperrt, als sie die Türen mit dem Schlüssel ihres Vaters geöffnet hatte.
    „Sie ist bestimmt schon auf dem Dach!“ Owens aufgeregte Stimme klang gedämpft, aber verständlich. „Ich sehe nach.“
    „Nein, wa-.“
    „Ich sehe nach, und komm sofort wieder runter! Sie wird mich nicht spüren, keine Angst!“ Seine Schwingungen verschwanden, nur um zwei Herzschläge später wieder aufzutauchen. „Sie ist gerade oben angekommen! Los, beeil dich!“
    Riley sprintete durch die unbeleuchtete und mit Planen ausgelegte Eingangshalle zu den Aufzügen und drückte einen Knopf. Doch nichts geschah. Offenbar waren sie nicht in Betrieb. Hatte Fiona etwa die Treppe aufs Dach genommen? Wenn Riley ihr auf dem gleichen Weg folgte, würde er vermutlich auf halben Weg zusammenbrechen! Fluchend sah er sich bereits nach dem Treppenhaus um, als sich mit einem hallenden Ping die Aufzugtüren öffneten.
    „Steig ein“, drängte Owen.
    Riley zögerte. „Bist du sicher, dass du dich gut genug im Griff hast? Ich hab echt keine Lust abzustürzen oder stecken zu bleiben, nur weil du einen Kurzschluss verursacht hast.“
    „Vertrau mir. Ich kann mich kontrollieren.“
    Tief durchatmend betrat Riley die Kabine und drückte den obersten Knopf. Das Herz trommelte wild in seinem Hals, während er beobachtete, wie die im Display angezeigten Etagennummern immer weiter anstiegen. Bei 42 angekommen, öffneten die Türen den Blick in einen kahlen, dunklen Korridor.
    Riley stürmte hinaus und folgte Owens Stimme, die ihn an Leitern, Farbeimern und Kabelrollen vorbei zur Treppe aufs Dach dirigierte. Da Owen hier oben weit und breit der einzige Geist war, hatte Riley keine Probleme, ihn klar und deutlich zu hören und zu spüren.
    Immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend erklomm er die Treppe, bis er schließlich im Freien stand. Es hatte wieder zu schneien begonnen, und eisiger Wind schnitt ihm ins Gesicht. Er drehte sich im Kreis und sah sich auf dem Flachdach um, doch er konnte Fiona nirgends entdecken. Nun ergriff die Panik endgültig von ihm Besitz. War er zu spät? War sie schon gesprungen?
    „Hier drüben!“, hörte er Owen rufen.
    Riley wirbelte herum. Halb verborgen hinter dem Aufstieg einer Feuerleiter erspähte er ihren Haarschopf, der sich kupfern vom silbrig-grauen Morgenhimmel abhob. Sie saß auf der Betonumrandung des Dachs, die Beine baumelnd über dem Abgrund. Rileys erste Reaktion war grenzenlose Erleichterung, sie zu sehen, doch dann wurde ihm klar, dass sie nur ein winziges Stück nach vorne zu rutschen brauchte, um in die Tiefe zu stürzen. Er durfte sie also keinesfalls erschrecken oder gar in die Enge
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