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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe
Autoren: Dale Carnegie
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Liegen zur Qual wurde. Jeden Tag wurde ich schwächer. Schließlich eröffnete mir mein Arzt, dass ich keine zwei Wochen mehr zu leben hätte. Ich war erschüttert. Ich machte mein Testament und lag dann im Bett und wartete auf das Ende. Sich noch weiter Sorgen zu machen, sich aufzuregen, hatte keinen Sinn mehr. Ich gab mich auf, entspannte mich und schlief ein. Seit Wochen hatte ich keine zwei Stunden hintereinander durchgeschlafen. Aber nun, da meine irdischen Sorgen zu Ende gingen, schlummerte ich wie ein kleines Kind. Das zermürbende Angstgefühl ließ nach. Mein Appetit kehrte zurück. Ich nahm zu.
    Nach ein paar Wochen konnte ich schon wieder mit Krücken laufen. Sechs Wochen später war ich imstande, mir Arbeit zu suchen. Ich hatte zwanzigtausend Dollar im Jahr verdient, doch nun musste ich froh sein, dass ich einen Job fand, der dreißig Dollar die Woche einbrachte. Ich verkaufte Bremsklötze, mit denen die Räder der Autos für den Transport festgekeilt werden. Inzwischen hatte ich meine Lektion gelernt. Angst kannte ich nicht mehr, noch spürte ich Bedauern über die vergangenen Ereignisse oder machte mir Sorgen um die Zukunft. Ich konzentrierte mich mit meiner ganzen Zeit, Energie und Begeisterung auf den Verkauf dieser Bremsklötze.»
    Jetzt ging es mit Edward S. Evans’ Karriere steil nach oben. Nach ein paar Jahren war er Generaldirektor der Firma Evans Products. Seit Jahren werden die Aktien des Unternehmens an der New Yorker Börse gehandelt. Sollten Sie einmal nach Grönland reisen wollen, landen Sie vielleicht auf dem Flughafen Evans, der ihm zu Ehren so getauft wurde. Doch Edward S. Evans würde seine Siege nicht errungen haben, wenn er nicht gelernt hätte, «das Leben in Einheiten von Tagen zu gliedern».
    Sie werden sich sicherlich erinnern, was die Weiße Königin zu Alice sagte: «In der Regel gibt es morgen Marmelade, und gestern gab es welche, bloß heute gibt es nie Marmelade.» Die meisten von uns sind so – sie ärgern sich über die Marmelade von gestern oder machen sich wegen der von morgen Sorgen, statt sie heute dick aufs Brot zu streichen.
    Sogar der große französische Philosoph Montaigne machte diesen Fehler. «Mein Leben», sagte er, «war voll von fürchterlichem Unglück, das meistens gar nicht passiert ist.» So war es auch bei mir – und so ist es auch bei Ihnen.
    «Bedenkt, dass dieser Tag niemals wieder heraufdämmern wird», sagte schon Dante. Das Leben entschlüpft uns mit unglaublicher Schnelligkeit. Wir rasen mit einer Geschwindigkeit von mehr als dreißig Kilometern pro Sekunde durch das All. Das Heute ist unser kostbarster Besitz. Das Einzige, was wir ganz sicher besitzen.
    Das ist auch Lowell Thomas’ Maxime. Ich verbrachte kürzlich ein Wochenende auf seiner Farm, und da sah ich, dass er einen Spruch aus dem 118. Psalm gerahmt und im Aufnahmestudio aufgehängt hatte, so dass er ihn immer wieder sehen konnte: «Das ist der Tag, den der Herr macht. Lasset uns uns freuen und fröhlich darinnen sein.»
Das Heute ist unser kostbarster Besitz. Das Einzige, was wir ganz sicher besitzen.
    Der Schriftsteller John Ruskin hatte auf seinem Schreibtisch einen einfachen Stein liegen, in den nur ein einziges Wort eingemeißelt stand: HEUTE. Ich habe zwar keinen solchen Stein auf meinem Schreibtisch liegen, doch dafür habe ich mir ein Blatt Papier mit einem Gedicht an den Spiegel geklebt. Ich lese es jeden Morgen, wenn ich mich rasiere. Es ist ein Gedicht, das Sir William Osler immer auf seinem Schreibtisch liegen hatte und das von dem berühmten indischen Dramatiker Kalidasa stammt:
    Gruß an die Morgendämmerung
    Sieh diesen Tag!
    Denn er ist Leben, ja das Leben selbst.
    In seinem kurzen Lauf
    Liegt alle Wahrheit, alles Wesen deines Seins:
    Die Seligkeit zu wachsen,
    Die Freude zu handeln,
    Die Pracht der Schönheit,
    Denn gestern ist nur noch ein Traum,
    Und morgen ist nur ein Bild der Phantasie,
    Doch heute, richtig gelebt, verwandelt jedes Gestern
    In einen glückseligen Traum
    Und jedes Morgen in ein Bild der Hoffnung.
    So sieh denn diesen Tag genau!
    Das ist der Gruß der Morgendämmerung.
    Das Erste, was Sie über Ihre Sorgen und Ängste also wissen sollten, ist dies: Wenn Sie sie von Ihrem Leben fern halten wollen, machen Sie es wie Sir William Osler: Schließen Sie die eisernen Türen zur Vergangenheit und Zukunft. Gliedern Sie Ihr Leben in Einheiten von Tagen.
Schließen Sie die eisernen Türen zur Vergangenheit und Zukunft. Gliedern Sie Ihr Leben in Einheiten
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