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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe
Autoren: Dale Carnegie
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ich es nicht bergen. Wenn es versenkt werden soll, kann ich es nicht verhindern. Ich kann meine Zeit viel besser nützen, wenn ich über künftige Probleme nachdenke und nicht über die von gestern nachgrüble. Außerdem – wenn ich mich von solchen Dingen unterkriegen ließe, würde ich nicht lange durchhalten.»
Ich kann meine Zeit viel besser nützen, wenn ich über künftige Probleme nachdenke und nicht über die von gestern nachgrüble.
    Ob friedliche oder kriegerische Zeiten, der Hauptunterschied zwischen positivem und negativem Denken ist folgender: Positives Denken beschäftigt sich mit Ursache und Wirkung und führt zu logischer, konstruktiver Planung. Negatives Denken hat häufig Spannungen und Nervenzusammenbrüche zur Folge.
    Ich hatte einmal die Ehre, Arthur Hays Sulzberger, den Herausgeber der weltberühmten New York Times , zu interviewen. Er erzählte mir, dass er, als der Zweite Weltkrieg in Europa ausbrach, so bestürzt, so besorgt war, dass er kaum schlafen konnte. Häufig stand er mitten in der Nacht auf, nahm Leinwand und Farbtuben, setzte sich vor einen Spiegel und versuchte, sein Porträt zu malen. Er hatte keine Ahnung vom Malen, trotzdem malte er, um sich von seinen Sorgen abzulenken. Doch dies sei ihm nie gelungen. Er habe erst Ruhe gefunden, als er sich folgende Zeile aus einem Kirchenlied als Motto nahm: Für mich genügt ein Schritt.
    Geleite mich, du liebes Licht,
    Du stütze meinen Tritt.
    Das ferne Land zu schaun begehr ich nicht,
    Für mich genügt ein Schritt.
    Ungefähr zur gleichen Zeit machte ein junger Mann in Uniform irgendwo in Europa die gleiche Erfahrung. Sein Name war Ted Bengermino. Er stammte aus Baltimore in Maryland. Er hatte sich in einen erstklassigen Fall von Kriegsneurose hineingesteigert.
    «Im April 1945», schrieb Ted Bengermino, «hatten meine Ängste so zugenommen, dass ich heftige Unterleibsschmerzen bekam, die die Ärzte als Dickdarmkrämpfe diagnostizierten. Wenn der Krieg damals nicht zu Ende gegangen wäre, hätte ich sicherlich einen totalen körperlichen Zusammenbruch erlitten.
    Ich war völlig erschöpft. Ich hatte die Basedowsche Krankheit und war Unteroffizier bei der 94. Infanteriedivision. Ich arbeitete in der Registratur und führte die Listen über Gefallene, Vermisste und Verwundete. Außerdem half ich beim Ausgraben der alliierten und feindlichen toten Soldaten, die während des Kampfes nur hastig in flachen Gruben verscharrt worden waren. Die persönlichen Besitztümer dieser Männer sammelte ich ein und schickte sie an Eltern oder nahe Verwandte, für die sie teure Erinnerungen bedeuteten. Ständig machte ich mir Sorgen, dass wir schreckliche, folgenschwere Fehler machen könnten. Ich quälte mich mit der Frage, ob ich durchhalten würde oder nicht. Ich überlegte, ob ich es noch erleben würde, meinen Sohn in den Armen zu halten. Er war damals gerade sechzehn Monate alt, und ich hatte ihn noch nie gesehen. Ich war so verängstigt und erschöpft, dass ich mehr als dreißig Pfund abnahm. Ich war in einer solchen Panik, dass ich fast den Verstand verlor. Ich betrachtete meine Hände, sie waren kaum mehr als Haut und Knochen. Die Vorstellung, ich könnte als körperliches Wrack nach Hause kommen, entsetzte mich. Ich brach zusammen und schluchzte wie ein Kind. Ich war so durcheinander, dass ich jedes Mal weinte, wenn ich allein war. Eine Zeit lang, kurz nachdem die Schlacht um Caen begann, weinte ich so oft, dass ich beinahe die Hoffnung aufgab, je wieder ein normaler Mensch zu werden.
    Geleite mich, du liebes Licht,
    Du stütze meinen Tritt.
    Das ferne Land zu schaun begehr ich nicht,
    Für mich genügt ein Schritt.
    Schließlich landete ich im Lazarett. Ein Armeearzt gab mir einen Rat, der mein Leben völlig veränderte. Nachdem er mich gründlich untersucht hatte, erklärte er mir, dass meine Schwierigkeiten psychisch bedingt seien. ‹Ted›, sagte er, ‹stellen Sie sich Ihr Leben einmal wie eine Sanduhr vor! Sie wissen, dass sich Hunderte von Sandkörnern im oberen Teil befinden und sie alle langsam und gleichmäßig durch den engen Hals in der Mitte rinnen. Nichts, was Sie oder ich tun, kann verhindern, dass ein Sandkorn nach dem anderen hindurchgleitet – außer Sie machen die Sanduhr kaputt. Sie und ich und alle Menschen sind wie diese Sanduhr. Morgens, wenn wir aufwachen, haben wir das Gefühl Hunderte von Dingen an diesem Tag erledigen zu müssen, doch wenn wir nicht eins nach dem andern tun, langsam und gleichmäßig, so wie die
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