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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe
Autoren: Dale Carnegie
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Körner durch die Sanduhr rinnen, dann werden wir irgendwann körperlich und geistig zusammenbrechen.›
    Seit jenem denkwürdigen Tag, an dem der Armeearzt mir diesen Rat gab, habe ich ihn befolgt: Ein Sandkorn nach dem andern … eine Arbeit nach der andern … Diese Worte halfen mir, körperlich und geistig den Krieg durchzustehen, und sie halfen mir auch in meinem Beruf. Ich bin Werbe- und Anzeigenleiter bei einem Druckereiunternehmen und habe festgestellt, dass es im Berufsleben die gleichen Probleme gibt wie im Krieg: Ein Haufen Dinge muss zur gleichen Zeit erledigt werden, und zwar in sehr wenig Zeit. Wir hatten nur ein kleines Warenlager, wir mussten neue Geräte installieren, die Lagerhaltung ändern, Adressen ändern, Zweigstellen eröffnen und schließen und so weiter. Statt angespannt und nervös zu reagieren, erinnerte ich mich an die Worte des Arztes: Ein Sandkorn nach dem andern … eine Arbeit nach der andern. Ich wiederholte mir diesen Rat wieder und wieder, erledigte alle meine Aufgaben wirksamer und besser, ohne das Gefühl der Unsicherheit und Verwirrung, das mich an der Front fast umgebracht hätte.»
    Eine der schrecklichsten Zeiterscheinungen der Gegenwart ist die Tatsache, dass die Hälfte der Krankenhausbetten von Nerven- und Geisteskranken belegt ist, Patienten, die unter der niederschmetternden Last des angehäuften Gestern und der Angst vor der Zukunft zusammengebrochen sind. Aber die große Mehrzahl dieser Menschen hätte nicht ins Krankenhaus gehen müssen, sondern hätte ein glückliches Leben führen können – wenn sie nur die Worte von Jesus beherzigt haben würde: «Darum sorget nicht für den anderen Morgen.» Oder Sir William Oslers Worte: «Lernt in Tageseinheiten zu leben!»
    Sie und ich, wir stehen genau in dieser Sekunde an der Nahtstelle zweier Ewigkeiten: die weite Vergangenheit, die ewig andauert, und die Zukunft, die sich bis zum letzten Hauch der messbaren Zeit ausdehnt. Wir können unmöglich in einer dieser Welten leben – nein, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. Und wenn wir es dennoch versuchen, können wir sowohl unseren Körper wie unseren Verstand zerstören. Also begnügen wir uns damit, den Zeitraum zu leben, den wir tatsächlich leben können: von jetzt bis zum Schlafengehen. «Jeder Mensch kann seine Last tragen. Wie schwer sie auch ist, bis die Nacht einbricht», schrieb der Schriftsteller Robert Louis Stevenson. «Jeder Mensch kann seine Arbeit tun, wie schwer sie auch ist. Für einen Tag. Jeder Mensch kann freundlich sein, geduldig, mitfühlend, rein, bis die Sonne untergeht. Und das ist alles, was im Leben wirklich zählt.»
    Ja, das ist alles, was das Leben von uns verlangt. Nehmen wir als Beispiel Mrs. E. K. Shields aus Saginaw in Michigan. Sie war völlig verzweifelt, nahe daran, Selbstmord zu begehen. Ehe sie lernte, nur zu leben bis zum Abend. «Nach dem Tod meines Mannes», erzählte mir Mrs.Shields, «war ich sehr deprimiert und hatte fast kein Geld. Ich schrieb meinem früheren Arbeitgeber. Und er gab mir meinen alten Job zurück. Ich hatte mir früher meinen Lebensunterhalt durch den Verkauf von Büchern an Schulen auf dem Land und in kleinen Orten verdient. Als mein Mann vor zwei Jahren krank wurde, verkaufte ich meinen Wagen. Nach seinem Tod konnte ich genug Geld zusammenkratzen, um einen gebrauchten Wagen anzuzahlen, und fing wieder an, Bücher zu verkaufen.
Begnügen wir uns damit, den Zeitraum zu leben, den wir
tatsächlich leben können: von jetzt bis zum Schlafengehen.
    Ich dachte, dass es mir helfen würde, wieder unterwegs zu sein. Aber immer allein im Wagen zu fahren und immer allein zu essen, war fast mehr, als ich aushalten konnte. In manchen Gegenden verkaufte ich nicht viel und stellte bald fest, dass ich die Raten für den Wagen kaum zusammenbekam, obwohl sie nicht sehr hoch waren.
    Ein Jahr später arbeitete ich im Gebiet von Versailles in Missouri. Die Schulen waren arm, die Straßen schlecht. Ich fühlte mich so einsam und mutlos, dass ich einmal sogar an Selbstmord dachte. Mir schien es unmöglich, je auf einen grünen Zweig zu kommen. Das Leben hatte jeden Sinn verloren. Jeden Morgen hatte ich Angst davor, aufzustehen und mich mit dem Leben herumschlagen zu müssen. Ich hatte vor allem Angst: Angst, die Raten für den Wagen nicht zahlen zu können; Angst, dass das Geld für die Miete fehlte, dass ich nicht genug zu essen hätte, ich krank würde und mir keinen Arzt leisten könnte. Nur der Gedanke, wie
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