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Sorge dich nicht - lebe

Sorge dich nicht - lebe

Titel: Sorge dich nicht - lebe
Autoren: Dale Carnegie
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die Fahrer angestellt hatten, und drohte mir, sie dem Staatsanwalt zu geben, wenn ich nichts ausspuckte.
    Natürlich wusste ich, dass ich nichts zu befürchten hatte – zumindest persönlich nicht. Aber ich wusste auch, dass dem Gesetz nach eine Firma für die Handlungen ihrer Mitarbeiter verantwortlich ist. Außerdem war ich überzeugt, dass eine Gerichtsverhandlung und Berichte in der Presse schlechte Reklame für mein Geschäft sein und es ruinieren würden. Ich war nämlich sehr stolz auf das Unternehmen – es war von meinem Vater vor vierundzwanzig Jahren gegründet worden.
    Ich machte mir solche Sorgen, dass ich krank wurde. Drei Tage und Nächte konnte ich weder essen noch schlafen. Ich drehte mich mit meinen Gedanken immer wieder wie verrückt im Kreis. Sollte ich bezahlen – fünftausend Dollar – oder sollte ich dem Mann sagen, dass er sich zum Teufel scheren könne? Ich wusste nicht, wie ich mich entscheiden sollte. Es war wie in einem Alptraum.
    Dann, am Sonntagabend, fiel mir das Heft Wie man aufhört, sich Sorgen zu machen in die Hände, das ich im Carnegie-Kurs über freie Rede erhalten hatte. Ich fing an, darin zu lesen, und stieß auf die Geschichte von Willis Carrier. ‹Machen Sie sich auf das Schlimmste gefasst›, hieß es da einmal. Und da fragte ich mich: Was kann als Schlimmstes passieren, wenn ich mich weigere zu zahlen und der Erpresser seine Beweise an den Staatsanwalt weiterleitet?
    Die Antwort lautete: Das bedeutet meinen geschäftlichen Ruin – schlimmstenfalls. Ins Gefängnis komme ich nicht. Es kann nur passieren, dass mich das Aufsehen, das die Geschichte macht, ruiniert.
    Dann überlegte ich weiter. Na schön, mein Geschäft ist also kaputt. Ich finde mich damit ab. Wie geht es weiter?
    Nun, wenn mein Geschäft ruiniert ist, werde ich mir vermutlich einen Job suchen müssen. Das war nicht schlimm. Ich wusste eine Menge über Öl – es gab verschiedene Firmen, die mich mit Freuden einstellen würden. Ich fing an, mich wohler zu fühlen. Die irrsinnige Angst, die mich drei Tage und Nächte gewürgt hatte, wurde schwächer. Meine Gefühle wurden friedlicher … Und zu meiner Verblüffung war ich plötzlich in der Lage zu denken .
    Ich hatte wieder einen klaren Kopf und konnte Punkt drei in Angriff nehmen – das Schlimmste abzuwenden versuchen. Als ich mir mögliche Lösungen überlegte, tauchte ein völlig neuer Gesichtspunkt auf. Wenn ich meinem Anwalt die ganze Geschichte erzählte, würde der vielleicht einen Ausweg finden, an den ich nicht gedacht hatte. Ich weiß, es ist verrückt, dass ich auf diesen Einfall nicht früher gekommen war – aber da hatte ich natürlich noch nicht nachgedacht. Da hatte ich mir nur Sorgen gemacht! Ich beschloss, sofort am nächsten Morgen mit meinem Anwalt zu sprechen; dann ging ich ins Bett und schlief wie ein Stein.
Ich weiß, es ist verrückt, dass ich auf diesen Einfall nicht früher gekommen war–aber da hatte ich natürlich noch nicht nachgedacht. Da hatte ich mir nur Sorgen gemacht!
    Wie ging die Sache aus? Nun, am nächsten Morgen riet mir mein Anwalt, den Staatsanwalt aufzusuchen und ihm die Wahrheit zu erzählen. Und genau das tat ich. Dann erfuhr ich zu meinem Erstaunen, dass dieser Erpresserring bereits seit Monaten in der Stadt arbeitete und der Mann, der sich als ‹Regierungsbeauftragter› ausgab, ein von der Polizei gesuchter Verbrecher war. Das war eine große Erleichterung nach den drei schlimmen Tagen und Nächten, in denen ich mich mit der Frage herumgequält hatte, ob ich dem Schwindler die fünftausend Dollar geben sollte oder nicht.
    Diese Geschichte hat mir eine Lehre erteilt, die ich nie vergessen werde. Wenn ich jetzt ein Problem habe, das mich zu überwältigen droht, wende ich die ‹gute, alte Willis-Carrier-Formel› an, wie ich sie nenne.»
    Wenn Sie finden, dass Willis Carrier Probleme hatte, kennen Sie folgende Geschichte noch nicht. Es ist die Geschichte von Earl Haney aus Winchester in Massachusetts. Er erzählte sie mir einmal im Hotel «Statler» in Boston.
    «Damals in den zwanziger Jahren», sagte er, «hatte ich so viel Sorgen, dass mir die Geschwüre den Magen zerfraßen. Eines Abends bekam ich eine schreckliche Blutung und wurde schleunigst ins Krankenhaus gefahren. Mein Gewicht ging von 79 Kilo auf 40 Kilo runter. Ich war so krank, dass man mir sogar verbot, auch nur die Hand zu heben. Drei Ärzte, darunter ein berühmter Magenspezialist, erklärten meinen Fall für ‹unheilbar›. Ich lebte von
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