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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See
Autoren: Jan Braband
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dürrer, alter Pirat mit riesigen, leuchtenden blauen Augen und langen, spärlichen Haaren über den schmächtigen Schultern, stand wie aus dem Nichts neben Corin und hielt ihm sein Schwert an den Hals. Einen winzigen Moment später war das Schwert der alten Krähe – diese Bezeichnung passte für den Alten am besten, fand Corin - geblockt.
    Doch der alte Seeräuber schien nicht von ungefähr so lange am Leben geblieben zu sein. Sein dünnes Ärmchen wirbelte das Schwert schnell und präzise herum und eröffnete einen neuen Angriff. Mehrere Sätze an Attacken, Paraden und Blöcken folgten zwischen den beiden, doch während die Krähe bereits an den Höhepunkt ihrer Fertigkeiten kam, wurde Corin erst richtig warm. Immer höher trieb er das Tempo des Schlagabtauschs. Die wilde Entschlossenheit und die Sicherheit, mit der Corin seine Waffe führte, beeindruckten den Alten nachhaltig. Klonk. Ein letzter Block des Alten misslang und Corin schlug ihm das Schwert aus der Hand.
    »Ooooh«, raunzte der Pirat aus einem nahezu zahnlosen Mund, als er einen Lidschlag später die Spitze der Cinquedea an seinem faltigen Hals zu spüren bekam. Corin fixierte den Alten mit seinem Blick. Einen Atemzug später senkte er sein Schwert. Die Krähe gluckste freudig und nickte ihm dankbar zu. Dann drehte sich der Seeräuber um die eigene Achse und stakste schnell auf seinen hageren Beinen davon.
    »Ob das eine gute Idee war«, murmelte Corin zu sich selber, aber da fiel sein Blick seitwärts. »Vater«, schrie er lauthals, als er Jasper Giles knapp zehn Schritte weiter im Kampf mit einem jüngeren Piraten sah. Der alte Giles hatte mächtig damit zu tun, sich gegen den Seeräuber zur Wehr zu setzen und war sichtlich in der Passiven. »Ich komme!«, schrie Corin und wollte gerade über eine Kiste springen, die den kürzesten Weg zu seinem Vater versperrte.
    Jasper Giles drehte sich zu seinem jüngsten Sohn. Auf dem Gesicht des Vaters glaubte Corin unendliche Traurigkeit zu sehen - als der Pirat sein Schwert seitlich in die Brust des Vaters trieb.
    Die Schwerkraft verhundertfachte sich.
    Corin kam auf der Kiste zu Fall, die er gerade überspringen wollte. Ein heißer Schauer zuckte von den Fußspitzen bis in Corins Kopfhaut und ein kalter Schauer flitzte augenblicklich hinterher. Es war, als ob heiße Eisen und kalte Schneewalzen abwechselnd über seine nackte Haut rollen würden, immer und immer wieder, weil weder das heiße Eisen noch die blöde Schneewalze es dem anderen gönnte, als letzter über Corin hinweg gerollt zu sein.
    Corin wollte schreien, aber er konnte nicht.
    Der Seeräuber stieß die Klinge mit der zweiten Hand noch tiefer in die Brust des Vaters und dieser sackte auf die Knie.
    Das heiße Eisen und die Schneewalze hatten sich unerwartet gütlich geeinigt und waren davon gerollt, aber nun kam ein ganzer Ameisenstaat vorbeimarschiert, um auf Corins Organen die Alexanderschlacht bei Issos nachzustellen. Für einen Augenblick hoffte der junge Giles, ohnmächtig zu werden. Der Augenblick war zu kurz und der Wunsch blieb unerfüllt.
    Der Pirat hob das Bein und trat dem knienden Jasper Giles gegen die Schulter. Die blutige Klinge rutschte quietschend aus der Wunde und der Körper von Corins Vater fiel schlaff zur Seite auf den Boden. Corin sah einen kleinen Schwall Blut aus der Brust quellen.
    Jasper Giles, Corins Vater, war tot.
    Und der Pirat - grinste?
    Die Trauer, die heulend vor Corins Verstand wartete eingelassen zu werden, spielte kurz mit dem Gedanken, die Tür einzutreten. Zu spät. Corins Zorn blies sich auf und trommelte mit den Fäusten auf der Brust herum. Der Junge wollte den Mörder seines Vaters töten, wie war ihm völlig schnuppe. Er hätte ihn erwürgt oder aufgehängt oder Bissen für Bissen an ausgehungerte Seegurken verfüttert, aber praktischerweise hatte er ja eine Waffe in der Hand, ein Waffe, mit der er umgehen konnte und mit der die Aufgabe schnell zu erledigen war.
    Der junge Giles bäumte sich auf, presste seine Rechte um das Heft der Cinquedea und machte fünf lange Sätze direkt hinüber zum Ort der Katastrophe. Der Pirat, der sich bereits nach einem neuen Gegner umsehen wollte, bemerkte Corin aus den Augenwinkeln und stellte sich dem Kampf. Er parierte eine erste gewaltige Attacke Corins, holte zur eigenen Attacke aus, aber kam nicht mehr dazu sie auszuführen. Blitzschnell hatte Corin das eigene Schwert durch fliegendes Umgreifen in der Hand gewendet und stieß die Klinge mit solch gewaltiger Wucht
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