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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See
Autoren: Jan Braband
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aber die blöde Kuh wollte das Ding einfach nicht hergeben. Sie entschied sich für etwas, das sie nie für möglich gehalten hatte und für das sie sich bis an ihr Lebensende verachten würde. Totale und absolute Erniedrigung.
    »Komm zurück«, stammelte die Königin und ihre Lippen bebten. Ihre Hand suchte Stures, aber die Hand war bereits mit dem zugehörigen Kommandanten auf dem Weg zur Tür. »Corin, wir gehen«, brummte Sture und Corin folgte mit gesenktem Haupt.
    Was nun passierte, passierte so unglaublich schnell, dass Corin sich später nicht mehr an den genauen und fatalen Ablauf der Dinge zu erinnern vermochte.
    »Halt!«, rief Margarete laut. Vielleicht ein letzter verzweifelter Versuch Sture zum Dialog zu bewegen. Möglicherweise war auch die Vorstellung, die verfluchte Liebe ihres Lebens nie wieder zu sehen, der Grund dafür, dass sie viel zu energisch auf seinem Bleiben beharrte.
    Herkules jedenfalls war alarmiert und hob die Armbrust, eigentlich nur, um sich in Bereitschaft zu versetzen.
    Corin sah, dass die Armbrust ein Ziel erfasste und zögerte keinen Wimpernschlag lang. Er zog die Cinquedea und machte drei beachtliche Sätze hinüber zu Herkules.
    Herkules wiederum sah nun eine akute Bedrohung und drückte ab. Der Bolzen wurde mit einem Knall auf sein Ziel katapultiert, heulte davon, an Corin vorbei, und rammte sich mit einem dumpfen Schmatzgeräusch tief in Stures Schulter.
    »Nein!«, brüllte Margarete und stürzte, so gut das in ihrem Kleid möglich war, zu ihrem Geliebten, der soeben von der Wucht des Geschosses von den Füßen gerissen wurde und rücklings zu Boden krachte.
    Herkules schleuderte seine nun nutzlose Armbrust mit voller Kraft Corin entgegen und verschaffte sich damit genügend Zeit, selbst sein Schwert zu ziehen. Die Armbrust traf Corin im Gesicht und schlug seine Unterlippe auf Fingerbreite auf.
    Schon stand Herkules mit Gebrüll vor ihm und Corin musste die erste Attacke parieren. Herkules Hiebe waren enorm kraftvoll und vergleichsweise präzise. Dem konnte Corin nur seine Flinkheit entgegen setzen.
    Der Junge hüpfte über eine große Kiste, um die eigenen möglichen Angriffswinkel aus einem optimalen Bereich wählen zu können. Herkules setzte dagegen, in dem er einfach alles aus dem Weg schubste, was ihn in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte.
    Ein großes Regal mit diversen Kleinteilen fiel um, ein paar Keramikschalen zerbrachen, eine der Öllampen fiel um und zerplatzte.
    Herkules griff an, Corin blockte, Corin attackierte, Herkules parierte, alles ging zu Bruch.
    Das brennende Öl der Lampe ergoss sich über den Holzfußboden.
    »Aufhören! Sofort!«, brüllte Margarete, aber die beiden Kontrahenten hörten nicht. Sture lag auf dem Boden, das Gesicht schmerzverzerrt und mit beiden Händen den Bolzenschaft umklammernd, den kleineren Teil des Geschosses, welcher nicht in seinen Körper eingedrungen war. Die Wunde blutete kaum, aber die Qualen, die der daumenstarke Stahlbolzen in der Schulter verursachte, waren brutal. Sture presste einen langen Klagelaut durch die zusammen gequetschten Lippen und grunzte. Margarete kniete neben ihm, legte ihre Hand auf seine Stirn und überlegte, was zu tun sei.
    Wieder ging eine komplette Kiste zu Bruch und wurde in die Flammen geschleudert, die das Opfer dankbar annahmen. Herkules schnaubte laut und täuschte einen Seitenangriff an, den Corin leicht pariert hätte, aber dann stieß der Leibgardist die Blankwaffe geradewegs auf Corins Brust. Der Junge drehte sich weg um seinen Oberkörper nicht zu gefährden und versuchte die gegnerische Waffe zusätzlich mit seiner Cinquedea fortzudrücken. Das war ein gefährliches Manöver, denn Herkules war ihm kräftemäßig haushoch überlegen. Die königliche Klinge traf die Cinquedea und glitt an ihr hoch, schlug endlich gegen die Parierstange vor dem Griff, hatte aber noch so viel kinetische Energie, dass es Corin die Waffe in der Hand herumriss und ihm fast das Handgelenk gebrochen hätte.
    Herkules nutzte erneut seinen Kraftvorteil und schubste Corin zurück. Corin stolperte rückwärts in die Flammen, konnte sich gerade noch fangen und warf sich einfach wieder vorwärts, dem nachsetzenden Herkules in die Arme. Der schleuderte ihn herum wie ein Kopfkissen und beförderte Corin sehr unsanft in einen Haufen behagliches Gerümpel.
    Corin drehte sich liegend auf den Rücken, spürte schmerzhaft verschiedene Angel- und Küchengerätschaften über seine Wirbelsäule schubbern und hob die
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