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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See
Autoren: Jan Braband
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Cinquedea in Angriffsstellung. Keinen Augenblick zu spät, denn Herkules hatte sich neben ihm aufgebaut und zum finalen Hieb ausgeholt.
    Corin war schneller. Die Cinquedea fuhr in die Brust des Leibgardisten. Der Mann sank kraftlos zusammen und war wenige Augenblicke später tot.
    Corin keuchte und prustete. Als er versuchte sich aufzurichten, sah er ein großes drehendes Schachbrett vor seinen Augen wabern und so gönnte Corin sich eine kleine Verschnaufpause auf dem gemütlichen Gerümpel. Seine Wirbelsäule war ohnehin schon tödlich beleidigt.
    Die Flammen wüteten derweil und hatten ein Viertel des Raumes bereits in ihren Rachen gestopft.
    »Mach, dass du weg kommst«, presste Sture hervor und funkelte Margarete wütend an. Die Königin sah ihm weiterhin in die Augen, zu ihrer eigenen Überraschung aber ohne sichtbare Regung.
    Ob Margaretes Hälften sich mit dem glühenden Eisen beharkt, gegenseitig erwürgt oder Hand in Hand in den Sonnenuntergang aufgemacht hatten, war unwichtig. Was wichtig war - es gab sie in ihrer Halbform gar nicht mehr. Stattdessen blieb eine vernarbte Hülle mit einer herrlich schweigenden Leere zurück.
    Nein, das war nicht ihr Ende, wusste Margarete, noch nicht. Aber es würde eine Weile dauern, bis die leere Hülle wieder Inhalt finden würde. Vielleicht, kam es der Regentin in den Sinn, sollte sie überhaupt keinem Menschen jemals wieder gestatten, diesen Platz einzunehmen. Es gab schließlich andere Dinge. Es gab Erinnerungen. Es gab Gott. Und neben diesen anderen Dingen, neben dem lieben Gott, war Nichts ein echt prima Kumpel.
    Margarete strich ihrem Kommandanten ein letztes Mal über die Wange und Sture konnte die Geste trotz einer abwehrenden Kopfbewegung nicht verhindern. Dann ergriff sie das schwere Silberkreuz, das um ihren Hals hing. Ihr Daumen fuhr über den Elfenbeinstein mit dem Portrait ihres verstorbenen Sohnes. Das Kreuz war eiskalt, aber das Elfenbein in der Mitte schien heiß wie die Sonne. Margarete stand auf und bahnte sich einen Weg durch das Gerümpel.
    »Corin«, ächzte Sture laut. Corin nahm seine Kräfte zusammen und richtete sich auf. Er war erschöpft, aber außer ein paar Blessuren nicht ernsthaft verletzt. Jetzt erschrak der junge Giles vor der Wucht, die das Feuer mittlerweile entwickelt hatte. Er hetzte rüber zu Sture und fand den Kommandanten, der sich vor Schmerz auf dem Rücken wand und in hektischen, kurzen Zügen Atemluft durch die Nase sog. Corin packte Sture so gut er konnte und half ihm auf die Beine. Gemeinsam kämpften sie sich durch die Hütte und erreichten endlich den Ausgang.
    Die verdammte Bretterbude brannte lichterloh, Flammen und Rauch waren den Schiffen vor Anker natürlich nicht unbemerkt geblieben. Margarete stand am Wasser und blickte hinaus auf ihr Flaggschiff, auf dem emsige Geschäftigkeit ausgebrochen war. Mehrere Boote wurden gerade zu Wasser gelassen, um der Königin zu Hilfe zu eilen. Corin stützte Sture mit seiner ganzen Kraft und bugsierte den Kommandanten in das Beiboot auf dem Strand. Sven fiel rücklings in das Boot und schrie erneut vor Schmerzen, aber Corin hatte keine Zeit sich um ihn zu kümmern. Er hetzte zum Bug des Bootes und schob das Gefährt in die Wellen. Als das Boot endlich genug Auftrieb hatte um sich vom sandigen Grund zu lösen, sprang Corin hinein, brachte die beiden Riemen in Position und ruderte sich die Seele aus dem Leib.
    Corins Blick fiel auf die Königin, die ausdruckslos hinaus auf das weite Meer schaute. Er drehte sich um und sah die sich nähernden Boote des Flaggschiffes. Corin stieß einen Fluch aus und legte sich noch mehr in die Riemen, mit Kurs auf den Raben und damit leider nicht wirklich weit von den feindlichen Kräften entfernt. Einer der Soldaten im ersten Boot mit Kurs auf die Königin legte seine Armbrust auf Corin an. Sture lag mehr oder weniger in Deckung auf dem Boden. Corin widerstand dem Impuls ebenfalls in Deckung zu gehen und ruderte stattdessen wie ein Berserker weiter. Die Entfernung zwischen den kleinen Booten war recht groß und würde vermutlich auch nicht weiter schmelzen, denn die Männer hatten zu aller erst das Wohl und die Sicherheit der Königin im Sinn.
    Corin glaubte die Visierklappe der Waffe zu sehen und in direkter Linie dahinter das Auge des Schützen. Vielleicht sollte er sich über Bord werfen? Aber dann würden sie niemals den Raben erreichen. Corins Hals schnürte sich zu und es wurde unerträglich heiß unter seinem Leinenhemd.
    Der Soldat drückte ab,
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