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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See
Autoren: Jan Braband
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keine Piraten herumtreiben«.
    »Warum sagst du das die ganze Zeit«, nörgelte Corin, »du weißt doch, dass ich auch dazu gehöre«. »Du bist anders. Hoffe ich. Denn wenn du nicht anders bist…«. Charlotte mochte ihm nicht drohen. Auf der anderen Seite hielt sie es für mehr als gerechtfertigt nicht die Augen vor der Tatsache zu verschließen, dass sie beide gegensätzliche Interessen vertraten.
    »Die Piraten haben uns alles genommen, Corin. Wir haben noch das Haus, in dem wir wohnen und ein paar Lebensmittel. Der Rest – pffft«. »Es ist für eine gute Sache«, versuchte Corin eine Rechtfertigung. »Oh bitte!«, explodierte Charlotte, »du glaubst doch nicht im Ernst…«. Weiter kam sie nicht, denn Corin hatte seinen Mund auf den ihren gedrückt.
    Charlotte schubste ihn weg, sah ihn mit großen Augen an, haute ihm eine schallende Ohrfeige und küsste dann ihrerseits Corin auf den Mund.
    »Das ist ja echt romantisch«, flüsterte Corin schmunzelnd, als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten. Gleichzeitig rieb er sich die schmerzende Wange.
    Charlotte grinste und seufzte stockend. Ihr Herz war gerade dabei sich mit der Lunge zu beulen, aber die Lunge war zu zweit und nahm die Pumpe mächtig in die Zange. Corins Herz drehte ebenfalls auf und sein Blutkreislauf hatte soeben gehässigerweise ein Ventil geöffnet, für dass er am liebsten im Boden versunken wäre. Nein, eigentlich wäre er am liebsten auf den Boden gesunken. Mit Charlotte.
    »Ich mag dich«, flüsterte Charlotte leise und strich Corin über die Wange, während sie mit der anderen Hand immer noch die Fackel hielt. Die Kaufmannstochter sah dem jungen Giles in die blauen Augen, die so hell und klar im Feuerschein leuchteten, dass Charlotte absolut sicher war, die Dunkelheit um sie herum war gerade dabei schwerste Depressionen zu bekommen. Was sollte sie bloß mit diesem Burschen anfangen?
    »Weißt du, Vater hat noch ein geheimes Schiff in Kalmar«, kam sie zögerlich mit einer Idee, die ihr gerade durch den Kopf geschossen war. »Vielleicht könnten wir…«. Corin küsste sie sanft und sie schwieg. Es war ohnehin eine blöde Idee gewesen.
    »Glaubst du, die Piraten werden irgendwann…«, fing sie wieder an und gab sofort freiwillig auf, als sie wieder seine weichen Lippen auf ihrem Mund spürte. Sie seufzte.
    »Na gut. Wir werden nicht mehr über die Piraten sprechen«, gestand sie Corin endlich zu und konnte es selbst nicht fassen, dass sie das gerade gesagt hatte. Corin lächelte.
    »Aber wirst du mir gegen die Piraten helfen«, versuchte Charlotte es ein allerletztes Mal, »wenn ich dich irgendwann darum bitte?«.
    Corin schwieg eine Weile. »Wirst du mir jetzt helfen, wenn ich dich jetzt bitte, mich nicht zu bitten?«, stellte Corin die Gegenfrage.
    Charlottes Verstand sezierte Corins rhetorisches Konstrukt und kam zu dem Ergebnis, dass Corin nach Punkten gewonnen hatte. Sie lächelte.
    »Wie alt bist du eigentlich?«, wollte Corin das Thema wechseln, obwohl es gar nicht mehr nötig gewesen wäre. Charlotte schnitt eine Grimasse. Das hätte er sicher gerne gewusst, der junge Giles. Sie war sechzehn, aber befand, dass ihn diese Tatsache einen ganz besonders müffelnden und ganz besonders feuchten Kehricht anging.
    Ihre Grimasse wich einem Lächeln.
    Vielleicht war er ja so schlau, die Anzahl ihrer Herzschläge abzuzählen, für den sie ihn nun küssen würde, und diese Anzahl als ihr Alter zu interpretieren.
    Sie gab ihm die Chance.

    118 Französich wörtlich falscher Schritt; Taktlosigkeit

45 Es war ein ausgesprochen mildwarmer Septembermorgen, als der Rote Rabe nach nur einer Nachtfahrt Öland erreichte.
    Corin hatte die halbe Nacht durchgearbeitet und die vereinbarten Sternpositionen zusammen mit der Anzeige der seltsamen Uhrkonstruktion, die Broklas Tick nannte, in einem Büchlein vermerkt.
    Nun döste Corin an Deck des Raben vor sich hin. Er hatte sich praktischerweise in seinen alten Käfig gelegt, der zwar auch einigen ungenutzten Gegenständen als Abstellkammer diente, aber noch genügend Platz für Corins müden Körper und viel frische Meeresluft bot. Düstere Gedanken an die Zeit, wo er hier als Gefangener hauste, und an das, was davor geschehen war, überkamen ihn jedenfalls nicht.
    Das einzige, was Corin wirklich auf die Nerven ging, war die Elfenbeinmöwe. Das Miststück schien sich einen Spaß daraus zu machen, immer dann aufzutauchen, wenn er gerade dabei war einzuschlafen. Der weiße Höllenvogel schlawenzelte dann um
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