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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See
Autoren: Jan Braband
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Netze reparierten.
    Als Corin das Boot fast an sein Ziel gerudert hatte, konnten er und Sture vor der Tür der Hütte eine Person in Uniform ausmachen. Knapp hinter der Linie, bis zu der die mäßig engagierten Wellen gerade noch an Land reichten, lag ein Ruderboot auf dem Strand.
    Zwei Strandkrabben liefen zwischen Boot und Wasserkante um die Wette und versuchten sich gegenseitig in die Wellen zu schubsen. Die größere der beiden Krabben war hellrosa, hatte kräftige Scheren und Corin hätte wetten können, dass sie Hermann hieß, wenn Krabben überhaupt einen Namen hatten. Das kleinere Krustentier war dunkler, hatte eine hässliche Seepocke auf dem oberen Panzer und hieß Bernd.
    Hermann versuchte Bernd immer wieder in die Fluten zu schubsen und dachte wohl, das sei irgendwie lustig. War es aber nicht und Bernd war entsprechend bedient. Eben noch hatte Bernd diesen wundervollen, feuchten Traum, das Meer hätte eine herrlich verweste Kuh angespült, ein Festmahl. Bernd reckte seine Scheren in die Höhe, tanzte um die eigene Achse herum und dankte seinem Schöpfer, dessen Namen ihm dummerweise gerade entfallen war.
    Doch gerade als Bernd sich auf den Delikatessenberg stürzen wollte, riss ihn Hermann mit einem unsanften Tritt in die Gonopoden 121 zurück in die nüchterne Realität. Wenn man eine männliche Krabbe war, wusste man, wie sehr man nicht in die Gonopoden getreten werden wollte, und schon gar nicht von einem muskelbepackten Krustentrottel wie Hermann. Das tat nicht nur höllisch weh, man musste auch um seinen Ruf fürchten, denn das Letzte was Bernd gebrauchen konnte, waren Gerüchte, Hermann hätte ihm in aller Öffentlichkeit an den Gonopoden rumgefummelt.
    Bernd hatte genug. Er wollte einfach nur weg, sich unter irgendeinem Stein verkriechen, vielleicht auf dem Weg noch die eine oder andere Seegurke vermöbeln. Aber im Wasser war Hermann noch schneller als er, darum war die Taktik der Wahl Hermann an Land abzuhängen und erst dann in die See zu kriechen, was sicherlich auch im Sinne seiner überaus lästigen Seepocke war. Gerade schubste ihn Hermann wieder in die nahende kleine Welle, als ein riesiger Keil die Fluten teilte und sich mit einem ohrenbetäubenden Schleifgeräusch die Sanddüne hinaufbohrte. Bernd erstarrte vor Schreck, seine Seepocke bekam einen Herzanfall und Hermann machte sich in den Panzer. Dann drehten sich die beiden Krabben auf der Stelle, hechteten panisch ins Meer und verschwanden in der Tiefe.
    »Wiedersehen«, rief Corin leise den Krabben nach, sprang mit Sture auf den Strand und zog das Ruderboot weiter hoch ins Trockene. Corin rückte seine Cinquedea in der Lederscheide zurecht und starrte auf den Soldaten, der vor der Tür der Fischerhütte Wache schob.
    Nicht nur, dass der Mann aussah wie Herkules, er war auch mit einer leichten Armbrust und einem Kurzschwert bewaffnet. Sture, selbst unbewaffnet, schmunzelte und ging energischen Schrittes auf die Behausung zu, Corin folgte mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube.
    Als sie die Hütte erreicht hatten, öffnete Herkules die Tür und machte einen Schritt zur Seite. Ohne Misstrauen und Vorsicht an den Tag zu legen, trat Sture in den dunklen Raum, hinter ihm Corin, schließlich die Wache, die die Tür sofort wieder hinter sich schloss.
    Die Augen der Piraten gewöhnten sich schnell an das spärliche Licht, das sich mühsam von zwei entzündeten Öllampen her sowie durch ein paar verformte Bretter in den Außenwänden in die restliche Dunkelheit kämpfte.
    Der Raum war groß und der einzige in der Hütte. Einen weiteren Ausgang gab es nicht, lediglich ein paar unverglaste Fenster mit geschlossenen und gesicherten Läden. Eine Sitzecke und eine Feuerstelle waren vorhanden, sogar ein Bett, ein Regal mit allerhand Krimskrams, den man wohl zum Fischen brauchte, ein paar Kisten, Stühle, Netze. Man konnte sich noch gut durch die Hütte bewegen, aber Corin fand, ein wenig Aufräumen und Entmüllen wäre dem Ambiente der Behausung zuträglich gewesen.
    Stoffe raschelten, ein helles, großes Ding kam hinten in der Sitzecke empor und fing ein wenig mehr Licht von der nahen Lampe ein. Corin hielt den Atem an.
    Das war die Königin! Königin Margarete! Plötzlich schien ihr weiches Gesicht im fahlen Licht zu leuchten und Corin glaubte jedes kleinste Detail in ihrem Gesicht zu erkennen. Sie hatte glatte, faltenfreie Haut, eine schöne Stupsnase, aber ihre angestrengt zusammengepressten Lippen passten so gar nicht zu diesem ansonsten
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