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Sophia oder Krieg auf See

Sophia oder Krieg auf See

Titel: Sophia oder Krieg auf See
Autoren: Jan Braband
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märchenhaften Antlitz. In ihrem hochgesteckten Haar waren ein paar graue Strähnen zu erkennen, sogar in dieser schlechten Beleuchtung.
    »Sture«, stelle die Königin fest und Sven konnte den Tornado fast hören, der in ihrem Inneren tobte. Herkules blieb aufgebaut vor der Tür zurück, aber Sture querte den Raum und konfrontierte die Königin direkt. Corin blieb wie abgesprochen direkt in Stures Nähe.
    »Margarete«, grüßte Sture wenig originell zurück und nickte der mächtigsten Frau der Welt jovial zu.
    Margarete atmete tief durch und hasste sich. Sie hasste sich dafür, dass es etwas in ihr gab, was sie permanent und ohne Unterlass in zwei Stücke zu reißen gedachte. Das eine Stück wollte Sture packen und ihm mit glühenden Eisen das lateinische Alphabet in den Körper einbrennen. Und wenn man bei Z angekommen wäre und es noch eine freie Stelle an Stures geschundenen Körper gegeben hätte, würde Margarete gleich noch das kleine Einmaleins hinterher schieben.
    Das andere Stück in ihr wollte ihn auch packen. Wollte ihn umarmen, sein warmes Gesicht an ihrer Wange spüren, mit der Hand durch sein goldenes, zausseliges Haar fahren, mit ihrer Fingerkuppe über die Kurven seiner weichen Lippen streichen, und, und, und, das volle Programm eben.
    »Was hast du mir anzubieten«, begann Sture ruhig und freundlich die Verhandlungen.
    Margaretes Augenlider flatterten kurz und ihr Unterkiefer mahlte. Mit Nachdruck versuchte sie sich selbst zu disziplinieren. Ihr Blick fiel auf Corin, der daraufhin unbeholfen eine Verbeugung andeutete. »Wie ich sehe, hast du dir ein Kind als Leibwächter mitgebracht«, stellte sie provozierend fest. »Nein«, war Corin drauf und dran das Gespräch zu kapern, »denn Sture ist eigentlich schon ein ganz großer Junge«.
    Der Piratenkommandant war schneller. »Wie ich sehe, hast du dir ein echtes Prachtexemplar gegönnt«, erwiderte Sture mit einer kleinen Kopfbewegung in Richtung Herkules, »leistet er so gute Dienste wie ich?«. Svens Betonung war so eindeutig, dass Corins Gehirn auf der Stelle einen Pietätsalarm auf hohem Katastrophenniveau auslöste und damit nicht nur ungeheure Blutmengen in seine Wangen beorderte, sondern auch den innigen Wunsch manifestierte, auf der Stelle im Holzboden der Hütte zu versinken und nie mehr, zumindest aber nicht innerhalb der nächsten fünfhundert Jahre, wieder aufzutauchen.
    Ratsch.
    Margarete war entzwei und die Hälfte mit den glühenden Eisen verpasste Sture eine Schelle mit der flachen Hand, während die andere Hälfte heulend auf den Boden fiel.
    Es klatschte laut und Sture rieb sich grinsend die Wange. »Dann kommen wir doch lieber zum Geschäft«, schlug der Pirat vor. Die Königin sog nochmals tief die Luft in ihre Lungen und zwang ihre beiden Hälften unter Androhung von Kloster und Haferschleim wieder zusammen.
    »Gib Gotland frei«, begann Margarete ihren Vorschlag. »Deine Piratenbande wird aufgelöst. Aus den Besten machen wir eine solide Söldnertruppe, andere können als Piraten von Zeit zu Zeit die Liga piesacken, aber der große Rest soll das bekommen, was er verdient«.
    Sture hob eine Braue und schürzte die Lippen. »Und was ist für mich drin?«.
    »Pardon«, versprach Margarete und lächelte zum ersten Mal, wenn auch fast unmerklich, »ein kleines Schloss irgendwo im Reich. Und…«.
    Ratsch.
    Margarete war wieder entzwei. Der Teil mit den glühenden Eisen taumelte dieses Mal zu Boden und brannte sich den Buchstaben V wie Verzweiflung selbst in die Stirn. Die andere Hälfte hörte einen Engelschor singen, machte einen Schritt auf Sture zu und berührte seine Hand. »Und mich«, kam gar nicht mehr über ihre Lippen.
    »Das ist alles?«, platzte es aus Sture heraus und Corin war sicher, dass der Kommandant ernsthaft beleidigt war. »Margarete, ich bin wirklich enttäuscht. Was du mir anbietest habe ich bereits«.
    Der Engelschor fiel kreischend in eine Jauchegrube und Margaretes zuversichtliche Hälfte stolperte betäubt rückwärts. Die Zuversicht selbst verschwand in einem kleinen Rattenloch in der hinteren Ecke des Raumes.
    »Ich dachte an ein Herzogtum«, setzte Sture seine Schimpfkanonade fort, »ein Sitz im Reichsrat, Unmengen von Geld. Aber was du mir anbietest ist gar nichts«. Seine letzten Worte waren so kalt und brutal, dass Corin die arme Königin, die vor ihm stand, am liebsten tröstend in die Arme geschlossen hätte.
    Margaretes ehemalig zuversichtliche Hälfte rang mit der anderen um das glühende Eisen,
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