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Sonntags bei Tiffany

Sonntags bei Tiffany

Titel: Sonntags bei Tiffany
Autoren: Patterson James
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Suppe mit schwarzen Bohnen bestellt, und immer hatte meine Mutter gesagt: »Keine saure Sahne in die Suppe, Jane-Herzchen. Denk daran, du hattest erst vor ein paar Stunden einen großen Eisbecher.« Ja, mit Michael.
    Am Abend traf ich vor Hugh im Restaurant ein, und die wahnsinnig gut aussehende Blondine russischer Abstammung am Empfang führte mich auf die Empore. Sobald ich Platz genommen hatte, war ich gezwungen, die Leute zu beobachten. Das, muss ich zugeben, war schon seit ewigen Zeiten eine Sucht von mir.
    Auf der anderen Seite des Gangs saß ein auffälliges Pärchen, eine Schwarze und ein blonder Weißer, beide noch keine dreißig.
    Sein dunkelblauer Ralph-Lauren-Anzug sagte »erfolgreicher Anwalt«, ihre langen Beine sagten »Laufsteg-Model«. Sie waren eindeutig verliebt und scharf aufeinander. Zumindest an diesem Abend.
    Am nächsten Tisch saß ein Paar Mitte bis Ende vierzig. Sie trug Jeans und ein schlichtes Fünfhundert-Dollar-T-Shirt, er eine Stoffhose, ein dunkelbraunes Hemd und eine noch dunkelbraunere Samtjacke. Sein schwarzes Brillengestell war original Fünfzigerjahre.
    Ich hielt die beiden für Kunsthändler, die Frau zudem für eine Künstlerin. Es war ihr zweiter Jahrestag. Sie versuchte, ihm ihre schwarzen Fettuccine mit Tintenfisch zum Kosten zu geben.
    Ja, ich spielte das Jane-und-Michael-Spiel. Und, ja, ich
merkte es nicht einmal. Und, ja, verdammt, Hugh hatte sich an diesem Abend bereits eine Viertelstunde verspätet. Es war nicht das erste Mal – besonders nicht in letzter Zeit. Hm, eigentlich war das schon immer so, seit ich mit ihm zusammen war.

ELF
    I ch zog mein Handy aus der Tasche und legte es auf den Tisch. Dann bestellte ich einen köstlichen Bellini, an dem ich nippte, während ich auf meinen Freund wartete.
    Hugh war schon eine halbe Stunde zu spät. Verdammter Kerl.
    Schließlich wurde mir klar, dass es bereits das dritte Mal nacheinander war, dass Hugh erheblich zu spät kam, ohne mich anzurufen. Ich versuchte mir Sorgen zu machen, mir einzureden, er wäre von einem Taxi angefahren worden und läge vielleicht im Krankenhaus, wäre überfallen worden, doch rasch merkte ich, dass nur Wut aus mir sprach.
    Hugh war vielleicht im Sportstudio. Er war besessen davon, in lächerlich guter Form zu bleiben. Wie könnte ich etwas dagegen haben?
    Hugh war mittlerweile genau eine Stunde zu spät. In so guter Form braucht niemand zu sein. Und ich war von meinem zweiten Bellini schon leicht benommen und hungrig.
    Â»Vielleicht könnte ich Ihnen eine kleine Vorspeise bringen, Miss Margaux?«, fragte mein Lieblingskellner. Er war wirklich immer nett und erinnerte sich jedes Mal an mich. Schließlich kam ich schon seit Jahren hierher.

    Â»Wissen Sie, ich denke, ich werde bestellen.«
    Ich erinnere mich, Hunger gehabt zu haben – und dann, satt gewesen zu sein. Ich erinnere mich, nach unten geblickt und meine Hand mit dem Löffel gesehen zu haben, auf dem sich eine Art vollendeter Schokoladenpudding befand. Ich erinnere mich, dass der Kellner eine kleine Tasse Espresso und einen Teller Kekse vor mich gestellt hatte.
    Â»Ich habe das Essen auf Ms. Margaux’ Rechnung gesetzt«, sagte der Kellner. »Es war nett, Sie wiederzusehen. Ich hoffe, es hat Ihnen geschmeckt.«
    Â»Es war alles ganz wunderbar.« Hm, vielleicht doch nicht alles.
    Ich trat in den kühlen Manhattan-Frühlingsabend hinaus. Allein. Meine Wangen glühten, doch ob von den Bellinis oder der Erniedrigung, wusste ich nicht. Ich lebte in dem alten Klischee, dass alle anderen fabelhaft aussehen, wenn das eigene Liebesleben auseinanderbricht. Musste ich mir wirklich ein Pärchen mittleren Alters ansehen, das im Park händchenhaltend spazieren ging? Oder die Jugendlichen, die nur ein paar Schritte von mir entfernt stehen blieben und sich wild küssten? Nein! Warum waren plötzlich alle in New York so wahnsinnig verliebt, während ich allein mit vor der Brust verschränkten Armen umhergeisterte?
    Mein Handy klingelte.
    Hugh! Natürlich war es Hugh. Und als Entschuldigung würde er … ja, wie würde seine Entschuldigung heute lauten?
    Â»Hallo?« Vielleicht etwas zu sehr gekeucht? Zu Bellini-fiziert?

    Â»Jane Margaux?«, fragte die Stimme am anderen Ende.
    Â»Ja, hier ist Jane«, bestätigte ich, ohne die Stimme zu erkennen.
    Â»Hier ist Verizon Wireless, wir würden Ihnen gerne von unseren neuen
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