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Jerry Cotton - 0535 - Piratenfalle Miami

Jerry Cotton - 0535 - Piratenfalle Miami

Titel: Jerry Cotton - 0535 - Piratenfalle Miami
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Vivian errötete. Sie war wütend und stocksauer. Außerdem hatte sie Angst. Sie wußte, wer Crafton war, und sie konnte sich denken, warum man ihn geschickt hatte.
    »Sicher kann ich das!« erklärte sie.
    »Her mit dem Kies!« meinte Crafton. »Ich schütte ihn gleich in meine Tasche. Gegen Quittung. Und mit einem hübschen Dankeschön. Ist das ein Wort, Blondie?«
    »Ich pflege nie mehr als 100 Dollar in meiner Wohnung aufzubewahren«, behauptete Vivian.
    »Verstehe ich«, nickte Crafton ungerührt. »Sehr kluge Einstellung! Heutzutage muß man vor den bösen Gangstern auf der Hut sein. Fahren wir also zur Bank. Mein Kraftsprinter lauert vor dem Haus.«
    »Nein, nein, so geht das nicht!« meinte Vivian nervös.
    Crafton erhob sich. Er kickte den Stuhl zur Seite und trat dicht vor Vivian hin. Die Schauspielerin gab sich Mühe, beherrscht zu bleiben. Sie versuchte ihn mit einem kalten, herrischen Blick in seine Schranken zu verweisen, aber bei Ed Crafton waren derartige Versuche völlig sinnlos.
    »Du hast den Zahltag versäumt, Häschen«, meinte er. Seine Stimme war so sanft wie der Schnitt seiner Rasierklinge. »Du hast dir Geld gepumpt und versäumt, es termingerecht zurückzuzahlen«, fuhr er fort. »Du bist dreimal gemahnt worden. Nun wird es ernst!«
    »Was soll das heißen?« fragte Vivian.
    Crafton grinste. Er hatte solide weiße Zähne. Alles an ihm war voller Kraft und Energie. Trotzdem hatte er etwas Lauerndes an sich, wie eine Katze, die noch ein wenig mit ihrem Opfer spielen möchte. »Das soll heißen, daß du jetzt zahlen wirst«, sagte er. »Innerhalb einer Stunde, verstehst du? Solange bleibe ich bei dir, Baby.«
    »So rasch kann ich die Summe nicht lockermachen«, protestierte Vivian. »Ich brauche mindestens eine volle Woche.«
    Crafton schüttelte den Kopf. Er lächelte dabei, doch sein Lächeln war ohne Heiterkeit. »Nichts zu machen, Schätzchen. Du hattest genug Zeit. Jetzt wird gehandelt. Entweder du blätterst mir die Bucks auf den Tisch, oder mit deiner Karriere ist es vorbei.«
    »Das ist doch Unsinn!« meinte Vivian. Jetzt war es soweit, ihre Stimme bebte, ganz deutlich sogar.
    Craftons Lächeln vertiefte sich. Er zog eine kleine Sprühdose aus seiner Tasche. Die Dose trug keine Aufschrift. »Sieh dir das an«, meinte er. »Enthält eine Säure. Unaussprechlicher Name. Fast so lang wie die Avenue. Aber nicht so stinkvornehm. Im Gegenteil! Das Zeug zerfrißt einem die Haut. In Sekundenschnelle. Scheußlich, was? Stell dir das bloß mal vor, Baby! Deine Larve wäre auf einmal nichts mehr wert, keinen Cent!«
    Vivian Dorsey schluckte. Ihr Gesicht und ihre Figur waren ihr einziges Kapital.
    Plötzlich fiel ihr ein, daß Ed Crafton auch nur ein Mann war. Mit Männern hatte sie Erfahrung! Vivian befeuchtete ihre schillernden Lippen mit der Zungenspitze. Sie zog die Beine unter sich. Als sie sich in die Couchecke kuschelte, wirkte ihr knapp sitzender Anzug plötzlich noch enger.
    »Wir müssen uns doch einigen können!« flüsterte sie mit rauchiger Stimme. »Sie sind ein harter Bursche, Ed. Ein richtiger Mann. Ich habe eine Schwäche für harte Männer!«
    »Leg eine andere Platte auf!« sagte er grob. »Mit deinen 36 Lenzen bist du für mich ungefähr so reizvoll wie ein weiblicher Lieutenant der Heilsarmee!« Er hob die Sprühdose.
    »Fort mit dem Ding!« japste Vivian Dorsey. Sie schlug ihre Hände vor das Gesicht. »Weg damit, sonst schreie ich!«
    »Aber, aber«, meinte Crafton tadelnd. »Noch hast du ja eine Stunde Zeit, Honey. Eine volle Stunde!«
    Vivian ließ die Hände fallen. Ihr Mund war trocken. Sie mußte einen Ausweg finden! Aber ihr war klar, daß es keinen gab. Sie bemühte sich seit Monaten um Geld, um einen neuen Vertrag , um einen Vorschuß bei ihrer Filmgesellschaft. Sie war total verschuldet. Die 18 000, die sie sich von Craftons Boß geborgt hatte, waren nur ein Bruchteil der Summe, mit der sie bei vielen Leuten in der Kreide stand. Ihr Bankkonto war überzogen. Sie war am Ende.
    »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen«, sagte sie mit heiserer Stimme.
    Sie war auf einmal ganz aufgeregt. Warum war ihr dieser Gedanke nicht schon früher gekommen? Er war das Ei des Kolumbus!
    Crafton hob seine Augenbrauen. Er sah skeptisch, aber auch interessiert aus. »Na ja«, meinte er. »Wir haben immerhin eine volle Stunde Zeit. Wenn du so versessen darauf bist, deine Zeit mit dummen Vorschlägen zu verplempern - bitte! Das ist dein Bier. Aber die Sprühdose wartet. Vergiß das
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