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Sonnenlaeufer

Sonnenlaeufer

Titel: Sonnenlaeufer
Autoren: Melanie Rawn
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noch eine Menge ein, wie er sich die Zeit vertreiben kann, und keine dieser Beschäftigungen ist für Euch sehr gesund.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Das solltest du aber«, unterbrach Andrade sie. »Lass Rohan seine Bücher lesen und mit den Botschaftern reden – ja, sogar auch mit den Dienern der Botschafter! Er wird so Dinge lernen, die Zehava ihm niemals beibringen könnte.«
    »Warum kehrst du nicht zu deinen Pflichten in dieser schimmeligen alten Schule zurück und überlässt die Arbeit der Welt den Leuten, die etwas davon verstehen?«
    »Was glaubst du wohl, was ich in meiner schimmeligen, alten Schule tue – stricken?«, schnaubte Andrade und pickte sich eine zweite dicke Traube heraus. »Wenn ich aus albernen Knaben und Mädchen gute Faradhi’im mache, höre ich ihnen auch zu. Und was ich in letzter Zeit höre, Milar, ist nicht erfreulich.« Sie fing an, einzelne Punkte an ihren langen, schlanken Fingern abzuzählen, von denen jeder einen Ring aus Gold oder Silber trug, jeweils mit einem anderen Edelstein besetzt. Die Ringe waren durch zarte Ketten miteinander verbunden, die über die Handrücken zu den Armbändern verliefen, die sie als Herrin der Schule der Göttin auswiesen. »Erstens: Roelstra plant keinen Krieg gegen irgendwen, also ist Zehavas Demonstration von Kraft und Geschicklichkeit bei der Jagd auf Drachen zu nichts nutze. Zweitens: Der Hoheprinz, hat Spione an jedem Hof – auch an Eurem.«
    »Unmöglich!«, widersprach Milar heftig.
    »Euer Kellermeister sieht unangenehm aus, und für Euren zweiten Stallmeister würde ich auch nicht die Hand ins Feuer legen. Drittens: Der Fürst hat siebzehn Töchter, von denen einige die legitimen Nachkommen der armen, verstorbenen Lallante sind. Sie alle brauchen Ehemänner. Wo wird Roelstra in Frage kommende Männer für sie finden? Ich werde es dort sagen: an den wichtigsten Höfen, selbst für seine Bastarde.«
    Die Prinzessin richtete sich auf der blauen Samtliege kerzengerade auf. »Meinst du etwa, auch Rohan würde ein Angebot gemacht werden?«
    »Hervorragend, wie du das erkannt hast!«, rief Andrade mit vor Ironie triefender Stimme aus. »Ja, es wird bestimmt ein Angebot gemacht werden. Fällt dir ein besserer junger Mann ein als dein Sohn? Er ist reich, von edelstem Blut, er wird eines Tages über dieses Ödland herrschen – und wenn das an sich auch nicht als Empfehlung ausreicht, so verspricht es doch eine gewisse Macht. Und so schlimm ist sein Anblick nun auch wieder nicht.«
    »Mein Sohn ist der hübscheste junge Mann auf dem ganzen Kontinent!«, verteidigte Milar ihn. »Er ist perfekt und schön, und ich …«
    »Und noch völlig unerfahren?«
    Milar zuckte die Achseln. »Zehava behauptet, man könnte eine Frau allein durch ihren Gang von einer Jungfrau unterscheiden, aber ich habe noch niemals von etwas Ähnlichem bei Knaben gehört. Aber ist das wichtig? Es ist die Braut des Prinzen, die als Jungfrau ins eheliche Bett kommen soll, nicht der Prinz selbst.«
    »Ich wollte nur wissen, ob etwa sein Herz gebrochen ist. Er ist nicht der Typ, der nur aus Spaß an der Freud jedes Paar weiblicher Schenkel spreizt, das er finden kann. Rohan gehört zur romantischen Sorte, der arme Kerl.« Sie dachte einen Moment darüber nach, ehe sie seufzte. »Auf jeden Fall wird ihm ein Angebot bezüglich einer der legitimen Prinzessinnen unterbreitet werden, denn ein Bastard wäre eine Beleidigung für Euer Haus, und …«
    »Aber das ist ja wundervoll!« Milars blaue Augen strahlten unter dem seidigen Sonnenglanz ihrer Haare auf. »Diese Ehre – und die Mitgift! Wir müssen unbedingt Schloss Feruche verlangen. Rohan könnte es gar nicht besser treffen als mit einer Tochter des Fürsten!«
    »Milar, denk doch mal nach! Du würdest durch so eine Ehe zur Verbündeten von Roelstra …«
    »Aber ich habe nachgedacht! Den Gatten seiner Tochter würde er wohl kaum angreifen!«
    »Jetzt hör mir mal zu! Rohan und seine Prinzessin werden Söhne bekommen, die eines Tages die Wüste beherrschen. Was wäre natürlicher, als wenn der Enkel des Fürsten sein Reich mit dem seines geliebten Ahnen zusammenlegen würde?«
    »Niemals! Das Linser Abkommen schreibt die Wüste Zehavas Familie zu, so lange, wie der Sand Feuer hervorbringt.«
    »Sehr schön. Wörtlich zitiert, nehme ich an? Aber die Wüste wird doch durch Rohan weiterhin im Besitz von Zehavas Familie bleiben. Außerdem gehört sie dann aber auch Roelstras, durch die Tochter, die er als Rohans Braut schickt. Der
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