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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Autoren: Daniel Moor
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nix mit schiessen. Vielleicht stirbst du nicht einmal, aber du wirst dich nie wieder bewegen können. Überleg’s dir gut!»
    Rappolder wurde zunehmend nervöser. Sein Finger krümmte sich drohend um den Abzug und begann, Druck darauf auszuüben. «Ver schwin det endlich, oder sie stirbt!»
    «Dann stirbst du auch!»
    «Das ist mir scheissegal!»
    Rappolder war so auf Steiner fixiert, dass er zusammenzuckte, als ich mich einmischte. «Wer», fragte ich sachlich, «soll denn die Führung der Operation Sonnenfinsternis übernehmen, wenn du tot bist? Überleg mal. Da hat die Volksgemeinschaft was Besseres verdient, nicht?»
    Unter normalen Umständen hätte er mich wahrscheinlich ausgelacht, aber in dieser Situation lenkten ihn der Gebrauch seines eigenen Jargons und die verdrehte Logik meiner Worte für einen kurzen Moment ab.
    Steiner schoss.
    Die Kugel trat in einem leichten Abwärtswinkel durch Rappolders Mund ein und durch ein pflaumengrosses Loch in seinem Hinterkopf wieder aus, bevor sie sich in das dunkle Holz der Rückwand bohrte. Auf dem Weg zerschmetterte sie ihm mehrere Zähne, zerriss ihm den Gaumen und zerfetzte seinen Hirnstamm. Er war auf der Stelle tot. Seine Finger verloren jegliche Kraft, und sein Griff um Ivicas Pistole löste sich. Die Glock fiel mit lautem Poltern zu Boden. Der Schuss hatte seinen Kopf nicht wie im Film nach hinten gerissen , und so blieb seine leblose Hülle noch einige Sekundenbruchteile lang aufrecht stehen, bevor er langsam in sich zusammensackte und regungslos auf der Seite liegen blieb. Unter der Mitte des unnatürlich verrenkten Körpers formte sich eine langsam grösser werdende Pfütze.
    Vor meinem geistigen Auge erschien unwillkürlich eine Wieder holung der Schiesserei im Korridor unseres Belgrader Hotels, die fast gleich geendet hatte. War das wirklich erst zehn Tage her?
    Mina erhob sich und starrte die Leiche längere Zeit still an, ohne jede Gefühlsregung und ohne einen Muskel zu bewegen. Wir anderen warteten ebenfalls wortlos.
    Was in Steiner und Ivica vorging, konnte ich nur ahnen. Steiner hatte einen Fall gelöst und Ivica ein bisschen Spass gehabt, auch wenn ihn das eine gebrochene Nase und ein paar geprellte Rippen gekostet hatte. Für sie beide war das Ganze nicht so schwer, sie kannten Mina nur flüchtig. Aber ich war dafür verantwortlich, dass Mina um ein Haar gruppenvergewaltigt und umgebracht worden wäre. Was würde das für unsere Freundschaft bedeuten? Würde sie mir je verzeihen? Wie sollte ich damit umgehen?
    Schliesslich, nach einer halben Ewigkeit, murmelte Mina ein paar Worte vor sich hin, schüttelte mehrmals den Kopf, spuckte auf den toten Rappolder und verliess wortlos den Raum. Steiner, Ivica und ich schauten uns ratlos an.
    «Okay», brach Steiner schliesslich das kollektive Schweigen, « räumen wir den Schweinestall auf.»
     

Epilog
     
    Steiner, Ivica und ich sassen bei einem Bier im Paddy’s . Seit den Ereignissen im Klubhaus der Aktion Mjölnir waren vier Tage ver gan gen. Vier Tage, in denen die noch fehlenden Puzzleteile nach und nach gefunden worden waren.
    Steiner hatte uns gerade darüber info rmiert, dass eine interne Untersuchung Rappolders Spitzel bei der Polizei zum Vorschein gebracht h a tte. Es war tatsächlich eine Frau, aber es war nicht Zada Meier. Danach hatte ich mich dafür geschämt, dass ich die Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen hatte.
    Unmittelbar nach den Ereignissen am Rhein hatte mir Ivica erzählt, wie er mich überhaupt gefunden hatte. Anscheinend hatte ich ihm in Wien oder Belgrad von Rappolders Waldhütte erzählt, inklusive einer ungefähren Lagebeschreibung. Nach Minas plötzlichem Verschwinden hatte er zwei und zwei zusammengezählt und war schurstracks zum Tössegg gefahren, um die Hütte zu finden. Aber wie ich ja ebenfalls herausgefunden hatte, war das gar nicht so einfach. Deshalb hatte er nach einiger Zeit frustriert versucht, Steiner anzurufen, aber der war zu der Zeit gerade bewusstlos auf dem Weg ins Krankenhaus gewesen, weil Rappolders Leute seinen Wagen gerammt hatten. U nd den jenigen des Backup-Teams. Gründlich waren sie gewesen, das musste man ihnen lassen.
    «Wieso hat das eigentlich so lange gedauert?», fragte ich zum wiederholten Mal.
    Ivica zuckte mit den Achseln und antwortete: «Zuerst hatte ich kein Netz und musste zum Wagen zurück und aus dem Wald raus fahren. Dann konnte ich Steiner hier nicht erreichen…»
    «Ja, weil ich im Krankenhaus lag und mein Handy im Wagen war
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