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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Autoren: Daniel Moor
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!», unter brach ihn Steiner mürrisch.
    «…und habe Zeit mit rumtelefonieren verschwendet. Die bei der Kapo wollten Steiners Handynummer partout nicht rausrücken, also hab ich halt meine hinterlassen. Bis der Papst dann aufgewacht ist und die Nachricht gekriegt hat, ist mehr als eine Stunde vergangen.»
    Ich schaute Steiner an. «Hättest du nicht im Krankenhaus bleiben müssen?»
    Er grinste . «Wahrscheinlich schon.»
    Ivica grinste ebenfalls und meinte beiläufig: « Immerhin Glück im Unglück! Am Schluss hatte mein Handy kaum noch Saft. Die Batterie hat wenige Minuten nach Steiners Anruf den Geist aufgegeben.»
    «Ihr wart aber erst nach etwa zwei Stunden dort.»
    «Na, zue r st mussten wir auch noch mehrere Streifen und die EGD aufbieten. Das hat auch knapp eine Stunde gedauert.» Die EGD war die Einsatzgruppe Diamant , die Interventionseinheit der Kantonspolizei Zürich.
    «Ach so.»
    Es hatte sich auch herausgestellt, dass Ivica Mina nicht verloren hatte, sie war ihm absichtlich entwischt. Das wurmte ihn immer noch mächtig, und auch Steiner hatte die Sache noch nicht ganz verdaut. «Erzähl mir nochmals, wie die Kerle das hingekriegt haben», forderte er mich auf, nachdem wir eine zweite Runde Bier bestellt hatten.
    «Ganz einfach: Sie haben Mina reingelegt. Rappolder brauchte unbedingt ein Druckmittel gegen mich. Und er wusste, dass ich eng mit Mina befreundet bin, aber sie hatten nur wenig Zeit. Also hat er ihr ein Fax mit dem Foto ihrer Mutter darauf geschickt, sie dann angerufen und gedroht, dass ihr…»
    «Mina?»
    «Nein, ihrer Mutter. Dass ihrer Mutter etwas Schlimmes passier t , wenn Mina sich nicht mit ihnen an einer Tankstelle in der Nähe trifft. Du weisst welche, die an der Birmensdorferstrasse kurz vor dem Triemlispital. Natürlich musste sie allein kommen, und so weiter .»
    «Und das hat sie geglaubt? Ihre Familie wohnt ja in Deutschland, nicht?»
    «Ja, aber die Glatzen sind international bestens vernetzt. Ganz so abwegig ist das also nicht, und Mina wusste das.»
    «Und woher hatten die Kerle das Foto? Wenn sie doch so unter Zeitdruck standen?»
    «Auf Minas Firmenhomepage ist ein Kurzprofil von ihr. Darin steht auch ihr richtiger Name und wo sie ursprünglich herkommt. Einer der Glatzköpfe hat sie dann gegoogelt und ist auf die Homepage ihrer Familie im Rheinland gestossen. Von dort hatten sie das Foto von Minas Mutter. Das haben sie rudimentär bearbeitet – gespiegelt, ein wenig gedreht, den Hintergrund abgedunkelt, solches Zeugs – und es dann Mina gefaxt.»
    «Und wieso hat die Familie überhaupt eine Homepage?»
    «Keine Ahnung. Viele Leute haben eine, mit Fotos und Infos über sie und so. Das gleiche Prinzip wie bei MySpace oder Facebook, einfach etwas individueller.»
    «Das ist aber nicht sehr clever.»
    «Nein, wie man sieht. Aber trotzdem wird es gemacht .»
    «Und Mina hat sich darauf eingelassen.»
    «Sie hat gesagt, dass Foto habe sie so schockiert, dass sie im ersten Moment gar nicht gross überlegt hat. Und du kennst Mina, sie denkt sowieso immer, dass sie mit allem alleine fertig wird.»
    «Und wie ist sie Ivica entwischt?»
    «Das weiss ich nicht.» Ich schaute Ivica bedeutungsvoll an und ergänzte: «Sie hat ihm versprochen, nichts zu sagen. Es ist wohl ein wenig peinlich. Wahrscheinlich war er auf dem Klo oder so.» Ich lachte.
    Ivica zeigte mir den Mittelfinger. Dann sagte er nachdenklich: «Aber wisst ihr, eines ist mir noch nicht ganz klar: Rappolder… Der Kerl wollte sozusagen das Vierte Reich errichten, nicht wahr?»
    Ich nickte. «Irgendwie schon, ja.»
    «Aber wie kann jemand ernsthaft daran glauben, dass so etwas im heutigen Europa machbar ist? Du hast ja gesagt, er sei so intelligent gewesen!»
    «Die Kraft der Selbstüberzeugung. Gunnar Neumann…»
    «Wer?»
    «Das ist dieser Sozialarbeiter, der so viel über die Rechtsextremen weiss. Steiners Bekannter. »
    «Ach so.»
    «Also, Gunnar hat ursprünglich Psychologie studiert und ist auch sonst ein sehr guter Menschenkenner, soweit ich das beurteilen kann. Er ist der Meinung, dass Rappolder eine antisoziale Persönlichkeitsstörung aufwies .»
    «Und was heisst das?»
    «Er war ein Psychopath.»
    «So wie ein Serienkiller?»
    «Möglicherweise. Auf jeden Fall führt e das in seinem Fall zu einem völlig übersteigerten Selbstwertgefühl. In seinem eigenen Kopf kann so jemand alles. Niemand ist so gut wie er. Die Welt dreht sich um ihn. Gleichzeitig fehlt ihm jegliche Empathie. Er kann sich nicht in
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