Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman
Autoren: Daniel Moor
Vom Netzwerk:
Kopf zu, grinste mich breit an und sagte: «Also los! Nun pass mal gut auf!»
    In diesem Moment sagte Ivicas Stimme hinter mir ruhig , aber be stimmt: «Pass du mal besser auf, wenn du die Miniw urst da behalten willst!»
     
    In diesen ersten paar Momenten nach Ivicas völlig unerwartete m Eingreifen glaubte ich fest an eine Halluzination. Ich war unterkühlt und aufgrund der Schläge, die ich eingesteckt hatte, waren innere Blutungen nicht ausgeschlossen. Ivica hätte Mina beschützen sollen, aber Mina war hier. Das bedeutete, dass die Glatzköpfe ihn e r wischt haben mussten . Ivica war nicht hier. Er konnte nicht hier sein. Ich musste mir seine Stimme eingebildet haben.
    Die Glatzköpfe waren allerdings genauso schockiert wie ich. Jeder im Raum erstarrte, niemand regte sich. Rappolder selbst stand in seiner lächerlichen Pose da wie bestellt und nicht abgeholt, nackt von der Hüfte an abwärts und mit der Flagge auf Halbmast.
    Wieder diese Stimme: «Wehe, es rührt sich einer von euch Arsch löchern! Hey, das gilt auch für dich. Ja, du da mit dem Zauberstab . Lass die Hosen unten!»
    Okay, das war wirklich Ivica, kein Zweifel! Ich versuchte meinen Kopf zu drehen, aber die Fesseln um meinen Hals waren zu eng und es ging nicht. Mit einem Ruck versuchte ich es erneut, und diesmal gelang es mir. Es schnürte mir zwar die Luft ab, aber nun konnte ich Ivicas breites, freundliches Gesicht im Rahmen des geöffneten Fensters erkennen. Er stand im Halbdunkel draussen und zielte mit einer Automatik grinsend auf Rappolders Körpermitte.
    Harald war der Erste, der sich aus seiner Erstarrung löste. Er brüllte los wie ein verwundeter Auerochse und machte gleichzeitig zwei schnelle Schritte vorwärts , so dass sich nun Mina und der Balken, an dem sie angebunden war, zwischen ihm und dem Fenster befanden . Einige der anderen Kerl schauten sich auch suchend um. Einen Augen blick lang stand die Situation auf der Kippe. Dann flog die Tür auf und Steiner erschien mit blitzenden Augen wie ein biblischer Racheengel im Tür rahmen. Er trug einen schwarzen Overall, und seine schwere Schutz weste liess ihn riesig erscheinen. Seine MP5 hielt die Glatzköpfe in Schach, während er barsch bellte : «Wer sich bewegt, stirbt!»
    Rappolder , immer noch nackt von der Hüfte an abwärts, tobte. «Wehrt euch, ihr Feiglinge! Sie sind nur zu zweit, sie können euch niemals alle erledigen!»
    Fast gleichzeitig herrschte Ivica die Meute vom Fenster her jedoch an: «Sobald sich einer bewegt, singt er nur noch Sopran!» Das wirkte.
    Steiner ergänzte: «Ich habe hier dreissig Schuss. Bevor einer zwei Schritte macht, hat die Hälfte von euch schon eine Bleivergiftung. Und mein Kollege am Fenster erledigt den Rest.»
    Die zwei Bewaffneten hatten eindeutig die besseren Argumente. Niemand bewegte sich. Niemand sprach.
    Der Schock über die urplötzliche Umkehrung der Machtverhältnisse sass tief. Von der Tür her befahl Steiner barsch: «Umdrehen und an die Wand! Beine breit, Hände hinter den Kopf! Du da, zieh deine ver dammten Hosen hoch, du Dreck sau!»
    Die Skinheads kamen seiner Aufforderung widerstandslos nach. Diese Spra che verstanden sie. Rappolder zog seine Hosen hoch und blieb unschlüssig an Ort und Stelle stehen.
    Hinter mir hörte ich paar Kratz- und Schleifgeräusche, dann flüsterte mir Ivica ins Ohr: «Nur einen Moment, okay?» In seiner Hand befand sich eine kleine Kneifzange. Damit ging er zur gefesselten und immer noch stinkwütenden Mina hin und befreite sie, nachdem er bereits seine Windjacke über ihre gebückte Form gelegt hatte, um ihre Nacktheit notdürftig zu verhüllen. Kaum war sie frei, zog sie die Jacke an, schloss den Reissverschluss und wollte sich auf die an der Wand stehenden Beinahe-Vergewaltiger stürzen . Ivica hielt sie mit Mühe zurück, bis sie sich schliesslich soweit beruhigt hatte , dass er auch mich losbinden konnte.
    M eine Hände waren ganz taub , so dass ich die traurigen Überreste meiner Kleider, die in einem unordentlichen Haufen neben meinem improvisierten Marterpfahl lagen, kaum anziehen konnte. Ich kreiste mit den Armen und umarmte mich selbst, bis das Blut wieder soweit zirkulierte, dass ich meine Finger spürte. Es kribbelte noch einige Zeit höllisch, aber wenigstens konnte ich nun meine Jeans und Schuhe anziehen. Jacke, Pullover und T-Shirt waren nicht mehr zu retten. Nur halb angezogen stand ich deshalb verloren da und schlotterte vor mich hin, unsicher über das weitere Vorgehen und voller
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher