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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura
Autoren: Anne Laureen
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Ihre Tochter entdeckte sie zunächst nicht. Erst als sie näher trat, entdeckte sie auf dem Sofa ein in eine graue Decke gehülltes Bündel.
    »Denk dran, in zehn Minuten hole ich dich wieder ab«, schnarrte der Mann und warf die Tür hinter ihr zu.
    Helena stürmte zu ihrem Kind und schlug die Decke zurück.
    Laura schlief seelenruhig. Ihr kleiner Mund bewegte sich, als wolle sie sprechen. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
    Helena küsste sie, selig vor Erleichterung, und eilte zum Fenster.
    Unmöglich, mit Laura hinauszuklettern! Sie musste sich etwas anderes einfallen lassen. Vorsichtig trug Helena das Kind zur Tür. Dort legte sie die Kleine ab und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Neben dem Bücherregal entdeckte sie einen großen silbernen Kerzenleuchter. Zehn Minuten!, donnerte die Stimme des Wächters durch ihre Erinnerung, als sie zum Fenster eilte und es aufschob. Anschließend holte sie den schweren Leuchter und postierte sich damit neben der Tür.
    Helena schlug das Herz bis zum Hals. Die Minuten dehnten sich ganz furchtbar, während sie angestrengt lauschte. Ob der Kerl eine Uhr hatte?
    »He, Missy! Bist du fertig?«
    Helena schloss die Augen und zwang sich zur Ruhe. Sie presste sich fest an die Wand und wartete.
    »He, was ist mit dir, hat es dir die Sprache verschlagen?«
    Die Tür wurde aufgestoßen, und der Wächter stürmte herein.
    »Was zum Teufel ...«, murmelte er mit Blick auf die Gardine, die sich im Wind bauschte.
    Als Helena seinen Rücken direkt vor sich hatte, löste sie sich von der Wand, hob den Kerzenleuchter und schlug ihn mit aller Kraft auf den Kopf des Mannes.
    Der Wächter taumelte und stieß einen Fluch aus. Als er sich umdrehen wollte, schlug Helena erneut nach ihm. Diesmal traf der Leuchter ihn an der Stirn und hinterließ einen blutenden Riss. Stöhnend fiel der Mann zu Boden.
    Helena betrachtete ihn fassungslos und ließ den Leuchter fallen.
    Raus hier!, befahl ihr ihre innere Stimme.
    Helena raffte Laura an sich, und das Mädchen schreckte auf.
    »Still, meine Süße, wein jetzt bloß nicht!«
    Auf Zehenspitzen huschte sie zur Treppe. Die Stufen knarrten leise unter ihrem Gewicht. Vielleicht hat Manson den Schlüssel zum Haupteingang stecken lassen.
    Vorsichtig drückte sie die Klinke der Glastür herunter. Das Quietschen der Türangeln hallte durch den Schalterraum. Helena rannte geradewegs zur Tür.
    Abgeschlossen. Kein Schlüssel im Schloss. Sie wich zurück und sah sich suchend um. Sie musste einen anderen Ausgang finden ...
    »Wo wollen Sie denn hin, Mistress de Villiers?«
    Helena wirbelte herum.
    Manson stand mit dem Wächter, der an der Kellertür zurückgeblieben war, auf der Schwelle der Schalterhalle und musterte sie finster.
    »Haben Sie das Papier bereits unterschrieben?«
    Helena antwortete nicht. Ihr Geist arbeitete fieberhaft. Was konnte sie tun?
    »Lassen Sie mich gehen!«, flehte sie schließlich.
    »Erst wenn Sie das Papier unterschrieben haben.«
    »Sie wissen genau, dass das Erpressung ist. Sie haben kein Recht, mich dazu zu zwingen.«
    »Wer zwingt Sie denn?«, entgegnete Manson spöttisch. »Ich verlange nur einen Gefallen von Ihnen, sonst nichts.«
    Im nächsten Augenblick polterte der zweite Wächter die Treppe hinunter. Er war blutüberströmt. »Verdammtes Weibsstück!«, knurrt er. »Ich dreh dir den Hals um.«
    »Immer mit der Ruhe!« Manson trat ihm entgegen. »Wir brauchen diese Frau noch.«
    »Sie hat mir 'nen Kerzenleuchter über den Schädel gezogen!«
    Helena presste ihr Kind fester an sich.
    Laura begann zu weinen.
    »Das ist allein deine Schuld. Warum hast du nicht besser achtgegeben? Du hättest sie gar nicht erst aus dem Keller lassen dürfen.« Manson lächelte eisig.
    »Ich habe Sie gewarnt, Gnädigste. Meine Geduld ist allmählich erschöpft. Ich fürchte, ich muss jetzt andere Saiten aufziehen.« Dann wandte er sich an den Wächter: »Nimm mal das Kind!«
    Der Mann entriss Helena das Kind.
    Sie schrie auf und klammerte sich an seinen Arm.
    Aber der Wächter versetzte ihr einen derart kräftigen Stoß, dass sie zu Boden fiel.
    Rasch rappelte sie sich wieder auf und rannte ihm nach. Aber da packte der zweite Wächter sie und drehte ihr brutal den Arm nach hinten.
    Manson ging seelenruhig zu einem Holzkasten, in dem die Notaxt für Brandfälle aufbewahrt wurde. Er zog sie demonstrativ hervor.
    Helena schrie, so laut sie konnte.
    »Schaff sie wieder nach unten!«, bellte Manson.
    Während der Wächter mit dem Kind
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