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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura
Autoren: Anne Laureen
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gehörte, war ungewöhnlich hoch.
    Ob Manson darin wohnte?
    »Da wären wir. Sie sind wirklich ein braves Mädchen.« Nachdem der Mann abgestiegen war, half er Helena aus dem Sattel und zerrte sie am Arm zum Hintereingang. Auch sein Begleiter saß ab.
    Zu ihrer Überraschung führten die Männer sie aber nicht in die oberen Räumlichkeiten, sondern zu einer Treppe, die in den Keller führte. Dort befreiten sie Helena von dem Knebel.
    »Kein Wort, Schätzchen, sonst ergeht es dir und der Kleinen schlecht«, zischte der Bewaffnete.
    Die Warnung war unnötig, denn vor Angst brachte Helena kein Wort heraus.
    Als sein Kumpan sie die Stufen hinunterstieß, schaffte Helena es gerade noch, sich am Geländer festzuhalten.
    »Na mach schon! Oder willst du die Treppe runterfliegen?«
    Vorsichtig setzte Helena einen Fuß vor den anderen. Modergeruch strömte ihr entgegen. Ein finsteres Verlies!, fuhr ihr durch den Kopf, während die Angst sie beinahe wahnsinnig machte. Will Manson mich hier so lange verrotten lassen, bis ich in den Verkauf einwillige?
    Schon hüllte Dunkelheit Helena ein. Eine Lampe schien es hier unten nicht zu geben.
    »Manson wird sich gleich um Sie kümmern, nur Geduld.« Schon fiel die Tür ins Schloss, und Helena war mit ihrem Kind allein.
    Laura klagte leise. Helena kniete sich hin, löste den Knoten des Tragetuchs und nahm ihre Tochter heraus. Dann ließ sie sich auf den Boden nieder und bettete die Kleine in ihren Schoß. »Sei ruhig, mein Schatz, alles wird gut!«, redete Helena sanft auf sie ein, obwohl ihr Herz vor Angst raste. »Wir werden hier rauskommen, das verspreche ich dir.«
    Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an die Umgebung. Ein schwacher Lichtschein drang durch die Ritzen der vernagelten Kellerfenster herein.
    Wie soll Zane mich hier nur finden?, überlegte Helena verzweifelt, während sie ihr Kind wiegte, damit es nicht vor Angst zu weinen begann.

14

    Als es dunkelte, sah Zane besorgt auf die Uhr. Viertel nach acht, und Helena und Didier waren immer noch nicht zurück. Dauerte das Maori-Ritual so lange?
    Die Feier zum Aufgang der Plejaden konnte die ganze Nacht über dauern, aber Totenfeiern waren bestimmt auch bei den Maori zeitlich begrenzt.
    Unruhe stieg in ihm auf. Sollte ihnen etwas zugestoßen sein?
    Eigentlich war das unmöglich, denn Didier war kräftig und konnte sich gut verteidigen. Aber vielleicht war etwas anderes geschehen.
    Rastlos wanderte er im Hof auf und ab. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und lief zum Stall, um sein Pferd zu satteln. Er würde nachsehen, wo sie blieben.
    Die Rufe der Nachtvögel begleiteten Zane, vermochten das Pochen seines Herzens aber nicht zu übertönen. Er drängte die finsteren Ahnungen zurück. Wahrscheinlich hat die Heilerin Helena noch zu einem Imbiss im Dorf eingeladen, redete er sich ein.
    Plötzlich scheute sein Pferd. Auf dem Wegrand lag etwas. Zane beruhigte das Tier und saß ab.
    Didier!
    Vor Entsetzen stolperte Zanes Herz. Er kniete sich neben den Leblosen und drehte ihn vorsichtig um.
    Blut klebte im Haar des Maori.
    Jemand musste ihm einen Schlag auf den Kopf versetzt haben.
    Doch der Kutscher atmete noch. Zane lockerte Didiers Halstuch und holte die Wasserflasche, die er immer am Sattel trug. Er zog sein Taschentuch hervor, befeuchtete es und fuhr Didier damit über das Gesicht.
    »Didier, können Sie mich hören?«
    Als Zane die Wangen des Ohnmächtigen tätschelte, stöhnte der Kutscher auf.
    »Didier? Kommen Sie, alter Junge, wachen Sie auf!«
    Nachdem Zane ihm die letzten Tropfen Wasser über die Stirn gegossen hatte, schlug der Kutscher die Augen auf.
    »Was ist passiert?«, fragte er leise.
    »Das wollte ich von Ihnen hören. Wo ist Helena?«
    Entsetzt riss Didier die Augen auf.
    Zane hinderte ihn daran, sich aufzusetzen.
    »O mein Gott, ist sie nicht nach Hause gekommen?«
    »Nein. Sie wäre sicher nicht ohne Sie gegangen.«
    Didier starrte einen Moment ins Leere und versuchte erneut aufzustehen. »Jemand hat mir eins über den Schädel gezogen.«
    »Haben Sie gesehen, wer das war?«
    »Nein, es ging alles ziemlich schnell. Es hat hinter mir geraschelt, und da habe ich auch schon den Schlag gespürt.«
    »Es ist ein Wunder, dass er Ihnen nicht den Schädel zertrümmert hat.« Newmans Magen krampfte sich zusammen. Wenn der Angreifer so mit Didier umgesprungen ist, was hat er dann nur mit Helena gemacht?, fragte er sich entsetzt.
    »Bleiben Sie ganz ruhig liegen, ich komme gleich wieder. Ich will nach Helena
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