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Sonne über Wahi-Koura

Sonne über Wahi-Koura

Titel: Sonne über Wahi-Koura
Autoren: Anne Laureen
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Nigel nachsetzen wollte, hielt sein Kamerad ihn zurück.
    »Halt! Wir dürfen hier keine Schweinerei machen, dann merkt die Kleine gleich, was los ist. Legen wir ihn ins Gebüsch.«
    Die beiden packten den Bewusstlosen und zerrten ihn hinter einen Baumstamm. Dann suchten sie sich ein Versteck in der Nähe.
    Als Helena sich von den Maori verabschiedet hatte, machte sie sich auf die Suche nach ihrem Begleiter. Ob er sich ein Stück zurückgezogen hatte, weil er einem anderen Stamm angehörte?
    »Didier?«, rief sie, als sie sich ein Stück von den anderen entfernt hatte, aber er antwortete nicht.
    Da ertönte ein Rascheln dicht neben ihr.
    »Didier, da sind Sie ja ...«
    Ein Fremder! Eine Woge der Angst erfasste Helena, aber sie wirbelte geistesgegenwärtig herum und rannte in die Richtung, aus der sie gekommen war.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun!«, zischte der Mann.
    Ein Revolver klickte.
    Helena blieb stehen. Sie war plötzlich wie gelähmt. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.
    »Und wagen Sie ja nicht zu schreien, sonst rutscht mein Finger ab!«
    Sie zwang sich zur Ruhe und wandte sich langsam um.
    Noch ein Mann trat aus dem Busch. Das sind die beiden Kerle, die im Weinberg herumgeschlichen sind!, dachte Helena grimmig. Sie wollen dich nur einschüchtern, redete sie sich ein.
    »Was wollen Sie?«
    »Es gibt jemanden, der gern mit Ihnen reden würde.«
    »Und warum bemüht Mister Manson sich nicht persönlich zu mir?«, fragte Helena frech, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug.
    Die Männer sahen einander überrascht an. Wahrscheinlich hatte Manson ihnen eingeschärft, seinen Namen nicht preiszugeben.
    »Wir haben keine Zeit für Gerede!« Ein Mann packte sie am Arm und zerrte sie mit sich.
    In der Hoffnung, dass Didier in der Nähe war, schrie Helena um Hilfe, doch sofort spürte sie den Revolverlauf im Rücken.
    »Halt die Schnauze, sonst jag ich dir eine Kugel in den Leib!«
    Ängstlich blickte sich Helena um. Von Didier war nichts zu sehen. Aber vielleicht hatten die Maori sie gehört?
    Die Männer schleppten sie zu den Pferden, die sie im Busch versteckt hatten.
    »Rauf da!«, herrschte der Kerl mit dem Revolver sie an.
    Helena zögerte. Ob sie es wagen sollte wegzulaufen? Nein, sie durfte Lauras Leben nicht aufs Spiel setzen. Mit ihr würde sie ohnehin nicht weit kommen. Schon erwachte das Mädchen und begann zu weinen.
    »Stopf dem Gör das Maul!«, brüllte der andere.
    Helena verließ plötzlich der Mut. Die Angst um ihre Tochter überwältigte sie. »Sei still, meine Kleine!«, flüsterte sie und wiegte Laura sanft. Dabei starrte sie wie gebannt in die Richtung, aus der sie gekommen war. Irgendwer musste das Weinen doch gehört haben. Warum kam ihr bloß niemand zu Hilfe?
    Als Laura sich wieder beruhigt hatte, zog der Bewaffnete ein Tuch aus der Tasche und knebelte Helena damit. Ihr blieb nun nichts anderes übrig, als auf das Pferd zu steigen. Er setzte sich hinter sie auf die Kruppe, während sein Begleiter sich auf das zweite Tier schwang.
    »Bloß keinen Mucks, sonst schubse ich dich mitten im Galopp runter!«, raunte der Mann hinter Helena. Dann griff er nach den Zügeln und trieb das Pferd an.
    Helena hatte Mühe, sich im Sattel zu halten. Sie war so verkrampft, dass Arme und Beine schmerzten. Die Nähe ihres Entführers war ihr unangenehm. Während er das Pferd einen steilen Pfad hinuntertrieb, hielt er ihre Taille mit einem Arm umschlungen, und sie spürte seinen warmen Atem im Nacken.
    Wo bringen sie mich hin?, fragte sie sich bang, während sie Laura nicht aus den Augen ließ. Sie können doch so nicht mit mir durch die Stadt reiten.
    Schnell wurde ihr klar, dass die Männer öffentliche Straßen und Wege mieden und stattdessen querfeldein durch die Wildnis ritten. Wenn die mir wirklich etwas antun, wird mich hier draußen niemand finden, dachte Helena verzweifelt. Als ihr jedoch Meeresluft entgegenströmte, schöpfte sie wieder Hoffnung. Vielleicht wollen sie doch in die Stadt, dachte sie.
    Nach einer Weile tauchte Napier tatsächlich vor ihnen auf. Vielleicht kommen mir ja Passanten zu Hilfe, tröstete Helena sich. Manson will mich bestimmt lebend, sicher werden die Kerle mir nichts tun.
    Enttäuscht musste sie allerdings feststellen, dass die Seitenstraßen, die die Männer wählten, nahezu menschenleer waren und sie plötzlich wieder die Mündung des Revolvers im Rücken spürte. Schließlich durchquerten sie das Tor zu einem Hinterhof. Das Gebäude, zu dem er
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