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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln
Autoren: Mary Kay Andrews
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ein Getränk mit Kohlensäure probiert, und die Blasen kitzelten ihr in der Nase, so dass sie einen Schluckauf bekam.
    Quixie schmeckte nicht wie Getränkepulver mit Kirschgeschmack oder wie Kirschbonbons, nicht einmal wie Kirscheis. Der Fruchtgeschmack war gleichzeitig würzig und gewagt, süß und säuerlich, wie eine Explosion von Sauerkirschen mit kribbelndem Nachgeschmack im Mund. Annajane hatte in ihrem gesamten Leben noch nichts derart Leckeres probiert.
    Außer den Quixie-Flaschen wurden auf der Party Tabletts mit winzig kleinen Sandwiches ohne Kruste, mit Plätzchen und Petits Fours serviert, außerdem gab es eine dreistöckige Geburtstagstorte mit bunter Dekoration, die Mrs Bayless bei einer Bäckerei in Charlotte bestellt hatte. Doch für Annajane reichte nichts an den Geschmack von Quixie heran.
    Pokeys Vater hatte auf der Party den Butler und Oberkellner gespielt und freute sich über Annajanes Begeisterung für das Produkt der Familienfirma. Nur zu gerne hatte er die erste leere Flasche durch zwei weitere ersetzt.
    Als die Feier vorbei war, bekam jedes Mädchen eine große Tüte mit einer echten American-Girl-Puppe, einem Haarreifen mit eigenem Monogramm und noch eine Flasche Quixie, die einen besonderen Aufkleber zur Erinnerung hatte:
ZUR FEIER DES 5. GEBURTSTAGS
VON POKEY BAYLESS,
EIN GANZ BESONDERER TAG
    Schon mit fünf Jahren war Annajane klug genug gewesen, um ihrer Mutter nicht alle Details der Bewirtung zu verraten. Sie versteckte die Quixie-Flasche tief unten in ihrer Spielzeugkiste und verzog sich zwei Stunden nach der Rückkehr, immer noch mit dem geliebten silbernen Diadem auf dem Kopf und der Federboa um den Hals, gekrümmt zur Toilette, wo sie lautlos das heimlich genossene Getränk hervorwürgte.
    Doch der verdorbene Magen konnte Annajanes Begeisterung für Quixie und ihre neue beste Freundin Pokey nicht mindern.
    Pokey war so blond, hellhäutig und rund, wie Annajane dunkel und dünn war. Zu Ruth Hudgens’ Missfallen wurden die beiden Mädchen unzertrennlich, übernachteten fast jedes Wochenende abwechselnd beieinander. Gegenüber Annajane verlor Ruth nie ein Wort über Pokey – wie konnte sie auch? Die liebenswerte Pokey mit dem sonnigen Gemüt war ein Kind, das alle liebten, selbst Ruth, wenn auch wider Willen.
    Sallie Bayless ihrerseits war immer freundlich zu Pokeys bester Freundin, doch als Annajane älter wurde, merkte sie, dass sie Sallies Ansprüchen niemals gerecht werden würde. Nicht als Freundin und ganz bestimmt niemals als Schwiegertochter.
    Im Haus der Bayless’ war Pokeys zwei Jahre älterer Bruder Davis eine unangenehme Begleiterscheinung im Leben der Mädchen. Er kommandierte sie herum, hänselte und quälte sie, bis sie sich in Tränen aufgelöst zu Annajane nach Hause verzogen. Annajane hörte viel über Mason, den angebeteten großen Bruder, vier Jahre älter als Pokey, doch sie sah ihn nur selten. Mason besuchte ein Internat in Virginia und ging in den Sommerferien Segeln oder Wasserskifahren in Camp Seagull an der Küste. Glaubte man Pokey, war Mason so etwas wie ein Heiliger. Er war der Held, der sie gegen Davis verteidigte, in jeder Sportart alle anderen schlug, und in den Sommerferien, wenn die Familie einen Monat Urlaub in ihrem Haus in Wrightsville Beach machte, mit ihr zum Angeln ging oder ihr das Kartenspielen beibrachte.
    Bei den wenigen Gelegenheiten als Kind, wenn Annajane in Masons Nähe gewesen war, hatte sie kein Wort herausgebracht, so dass sie überzeugt war, mit ihm nie mehr als ein »Wie geht’s?« gewechselt zu haben.
    Jeden Sommer luden die Bayless’ Annajane ein, mit ihnen ans Meer zu fahren, und jeden Sommer weigerte sich Ruth, ihrer Tochter die Erlaubnis zu geben. Sallie Bayless schrieb Ruth Hudgens eine höfliche Nachricht auf ihrem blassblauen Briefpapier, und als das nicht fruchtete, suchte Pokeys Vater, Mr Glenn Bayless, Annajanes Stiefvater Leonard in der Fabrik auf, klopfte ihm auf den Rücken und verkündete für alle hörbar: »Hören Sie, Leonard, meine Tochter Pokey macht mir die Hölle heiß, weil ihr eure kleine Annajane nicht mit uns ans Meer fahren lasst. Ich hätte bestimmt mehr Ruhe, wenn ihr zumindest eine Woche auf sie verzichten könntet.«
    Doch Leonard hatte seine Anweisungen. »Tut mir leid, Mr Bayless«, sagte er bestimmt. »Aber im August treffen wir uns immer mit Annajanes Großmutter, ihren Tanten und Onkeln in den Bergen. Ich hätte die ganze Familie im Nacken, wenn es mit diesem Treffen nicht klappen
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