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Sommerprickeln

Sommerprickeln

Titel: Sommerprickeln
Autoren: Mary Kay Andrews
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Umschlägen gar keine fünf Kronkorken waren. In anderen waren drei oder vier Quixie-Verschlüsse und noch ein anderer, um die fünf voll zu machen. Annajane fand Colakorken, Pepsikorken, selbst von Kräuterbrause und Bier. Voller Verachtung warf sie sie in den Müll, zusammen mit der Anschrift des Absenders. Was glaubten diese Leute eigentlich, wen sie vor sich hatten?
    Nach ungefähr einer Stunde hatte sie ein System entwickelt. Sie öffnete fünfundzwanzig Umschläge am Stück, prüfte die Kronkorken und tippte die Namen in den Computer. Von Zeit zu Zeit stand sie auf, ging im Raum umher und spähte durch die Tür nach draußen. Sie fragte sich, wo Pokey blieb. Hatten sie nicht beschlossen, heute gemeinsam anzufangen?
    Mittags begann Annajanes Magen zu knurren. Ihr taten die Schultern weh, sie bekam langsam Kopfschmerzen vom starren Blick auf den flackernden Bildschirm. Sie ärgerte sich, nichts zu essen mitgenommen zu haben. Um eins ging sie hinüber in Vonciles Büro, um sich nach einer Pause zu erkundigen. Aber das Zimmer war leer, und die Tür zu Mr Bayless’ Büro war verschlossen.
    Schließlich fiel ihr der Pausenraum ein, wo sie früher mit Pokey Restaurant gespielt hatte; sie hatten den Arbeitern Pappbecher mit Quixie vom Getränkespender serviert und dafür gesalzene Erdnüsse oder Käseringe aus dem Snackautomaten geschenkt bekommen.
    Als die Tür schließlich aufging, saß Annajane schon wieder am Computer, trank einen Becher Quixie und knabberte an einem Schokoriegel.
    »Hey, Kleine!«, rief eine tiefe Männerstimme. »Mama sagt, ich soll dich mitnehmen zum Essen.« Ein Mann kam ins Zimmer, und Annajane erschrak sich derart, Mason Bayless zu erblicken, dass sie ihren Becher umstieß.
    Sprachlos beobachtete sie, wie ein Schwall roten Sodas über den Stapel von Zusendungen schwappte, die sie gerade neben dem Computer aufgetürmt hatte.
    »O nein!«, rief sie und sprang auf. Sie holte einen alten Umschlag aus dem Mülleimer und betupfte damit hektisch die Flüssigkeit. Aber es war zu spät. Gierig hatte sie sich einen großen Becher Quixie geholt, und jetzt war der gesamte Tisch überflutet.
    »Verdammt …«, fluchte sie und versuchte schwer atmend, sauberzumachen und dabei nicht den großen Bruder ihrer besten Freundin anzusehen. Als ihr klar wurde, dass sie laut gesprochen hatte, wurde sie noch roter.
    Mason Bayless war sonnengebräunt, was seine blauen Augen noch blauer wirken ließ; sein dunkelblondes Haar musste dringend geschnitten werden, es fiel ihm bis zu den dunklen Augenbrauen in die Stirn. Masons Nase war etwas schief, aber er besaß strahlend weiße Zähne, abgesehen von dem einen angestoßenen Eckzahn. Er trug eine ausgeblichene Jeans und ausgetretene hohe Arbeitsstiefel aus Leder, dazu das Uniformhemd der Quixie-Abfüllgesellschaft mit den roten Nadelstreifen und einem bestickten Namensschild auf der Brust, das ihn als Mason auswies.
    Nicht dass er ein Namensschild gebraucht hätte. Jeder der dreihundert Arbeiter der Quixie-Abfüllgesellschaft kannte Glenn Bayless’ ältesten Sohn, so wie fast jeder Einwohner der Gemeinde. Passcoe war eine Company Town ; Quixie und Passcoe waren seit über achtzig Jahren miteinander verbunden.
    Masons Hemd hing aus der Hose, die obersten drei Knöpfe waren offen. Nach einer Weile griff er ebenfalls zu einem Umschlag und fegte die vollgesogenen Zettel in den Müll.
    »Sorry«, murmelte er. »Wollte dir keinen Schreck einjagen. Hab eigentlich meine Schwester gesucht.«
    »Oh, warte«, sagte Annajane und griff in den Mülleimer. »Die dürfen nicht … ich meine … das sind Einsendungen zur Sommeraktion. Ich muss die Adressen in den Computer eingeben. Vielleicht kann ich sie irgendwie trocknen …«
    »Vergiss es«, sagte Mason. »Die sind hin.«
    »Aber ich muss sie alle eintippen. Das ist eine Aktion, und einige Gewinner bekommen eine Kühlbox, die anderen einen Gutschein für eine Flasche Quxie, sonst ist das nicht gerecht …« Annajane seufzte. »Ich muss es wohl Voncile erzählen. Ich weiß nicht, was sie dazu sagt.«
    »Voncile ist das scheißegal«, erwiderte Mason und lächelte. »Ich sag ihr einfach, dass ich es war. Stimmt ja auch irgendwie. War meine Schuld.«
    Er legte den Kopf schräg und betrachtete Annajane. »He. Du hast da was auf dem Oberteil.« Er streckte die Hand aus, und seine Fingerspitzen streiften den Ärmel ihrer Bluse.
    Sie zuckte zurück.
    Er lachte. »Du bist ganz schön schreckhaft, was?« Er hielt ihr die Hand hin. »Ich bin
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