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Sommernachtsschrei

Sommernachtsschrei

Titel: Sommernachtsschrei
Autoren: Manuela Martini
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ihnen gesagt, hab ich Leonie gefragt.
    Weil Winter die Ermittlungen leitet. Und weil eure blöden Joints verschwinden müssen und weil Olaf Ritter nichts am Bootshaus zu suchen hatte.
    Kommissar Winter ist der Typ, der Mum wieder ihren Führerschein verschafft hat und auch zum Club gehört.
    Es kotzt mich an. Aber in dem Fall ist es die Rettung.
    Nadias Aufzeichnungen. Herausgerissen aus einem Tagebuch und in Leonies Geheimschatulle verwahrt.
    Leonie muss ganz schön Angst haben, dass Nadia etwas verrät. Oder… Leonie will für immer etwas gegen ihre Schwester in der Hand haben.
    Für einen kurzen Moment schließe ich die Augen. Mache mir klar, was das alles bedeutet. Ich bin nicht schuld an Maurice’ Tod. Ich bin keine Mörderin. Warum fühle ich mich trotzdem nicht wirklich erleichtert? Wie eine Faust schließt sich etwas um mein Herz und drückt es zusammen.
    Wie hab ich nur so blind sein können? Wie konnte ich nur auf dieses ganze Freundinnengetue reinfallen? Ich war so gemein, bitte verzeih mir! Wir werden immer Freundinnen bleiben, ach, Ziska!
    Leonie hat mich die ganze Zeit schamlos belogen. Sie hat mich für ihre Tat büßen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich habe nicht für möglich gehalten, dass jemand so gemein, hinterhältig und falsch sein kann. Ein bitterer Geschmack breitet sich in meinem Mund aus, als hätte ich etwas Vergiftetes gegessen.
    Alles unter Kontrolle, hat Leonie gesagt , schreibt Nadia . Er sagt nicht, dass er uns gesehen hat.
    Leonie und Vivian…
    Die beiden waren im Bootshaus, haben Maurice und mich überrascht… sie haben ihn erschlagen und mich dabei verletzt. Dann haben sie mir das Ruder in die Hand gedrückt. Der Schrei von Maurice – oder mir – hat Olaf Ritter alarmiert, der kam rein, vielleicht gerade, als Leonie und Vivian hinausrannten. Sie haben ihm eingetrichtert, dass ich Maurice erschlagen hätte. Dann haben sie ihn allem Anschein nach erpresst: Wenn er erzählt, dass sie im Bootshaus waren, würde Leonie sagen, dass er mit ihrer fünfzehnjährigen Schwester Sex hatte. Das wäre das Aus für ihn gewesen. Ja, und auf einmal passt auch ins Bild, dass Leonie plötzlich keine Vieren mehr, sondern Zweien in den Fächern von Ritter hatte. Englisch und Deutsch. Das hat sie mir sogar ins Gefängnis geschrieben…
    Mein Handy vibriert, stimmt, ich hatte es auf lautlos gestellt.
    Eine SMS… von Leonie.
    Es ist nicht so, wie du denkst. Komm zum Bootshaus, dringend!, steht auf dem Display.
    Was will sie dort? Mich weiter anlügen?
    Die Wut in meinem Bauch ballt sich zu einer brennenden Kugel zusammen. Ich stopfe die ausgerissenen Tagebuchseiten und die Postkartenschnipsel in meine Hosentaschen, lasse die zerbrochene Schatulle mit den Glas- und Muschelscherben einfach liegen und laufe los. Zum Bootshaus.
    Es ist Zeit für die Abrechnung.

32
    Das Ende der Straße liegt direkt vor mir. Dahinter erstrecken sich die Wiesen von Franz Niederreiter bis zum schmalen Uferweg hinunter, der zum Bootshaus führt. Ein pulsierender Lichterschein liegt über den Bäumen und Musik dringt durch die Nacht. Schon höre ich Stimmen und Lachen. Der typische Geruch nach Holzkohlegrill und Würstchen steigt mir in die Nase und vermischt sich mit dem der Bäume und Blüten. So wie letztes Jahr, als ich mit Maurice über die Wiese schlenderte.
    Dieses Jahr ist Maurice tot. Sein Körper in der Erde vergraben. Tränen laufen mir über die Wangen, ich wische sie ab. Jetzt ist keine Zeit zu trauern. Von Weitem höre ich ein Grollen. Ein Gewitter?
    Ich steige über die Schranke am Ende der Straße und bleibe stehen, lausche. Das ist doch… mein Song! Meine Stimme!
    Du sagst, du bist nichts wert.
Man liebt nicht jemand wie mich.
Ich sage: doch ich liebe dich.
Das ist unmöglich,
entgegnest du und drehst dich weg.
    Und was soll ich jetzt tun?
Du sagst: Tu mir nicht weh.
Ich sag: Dann geh! Geh, geh, geh!
Denn Liebe braucht Mut,
stürz dich vom Fels und flieg!
Ich kann nicht fliegen!
Sagst du. Ich werde sterben!
Wirst du nicht!
Werd ich doch!
Du Feigling!
    Sag ich doch: Ich bin nichts wert.
Halt endlich die Klappe!
Gib mir die Hand und spring
Mit mir!
Nein!
    Dann geh und versteh
Liebe braucht Mut! Mut! Mut!
    Dass sie meinen Song spielen, wundert mich. In ihren Augen bin ich doch die Mörderin! Die, die von allen hier gehasst wird. Oder sie haben längst alle vergessen, dass ich bei den Flings mal dabei war… Wahrscheinlich sind Maya, Vivian und Leonie total stolz auf »ihren« Song – obwohl ich den
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