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Sommerkuesse

Titel: Sommerkuesse
Autoren: Sara Ryan
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wiedergeboren worden«, stöhnt Battle, als wir vier ins Audimax kommen. Hier und da baumeln in dem ansonsten nur unwesentlich veränderten Saal ein paar schlaffe Luftschlangen und einsame Ballons herum. Zusammen mit den fehlenden Stühlen sind sie der einzige schwache Versuch, der in Sachen Deko unternommen wurde.
    Ich schüttele den Kopf. »Ich frage mich nur, wie sich diese Veranstaltung mit den Ermahnungen in Einklang bringen lässt, die dieser Typ uns am ersten Tag mit auf den Weg gegeben hat – von wegen, wir sollen unsere Zeit hier nicht mit romantischen Beziehungen vergeuden.«
    Da fällt mir ein, dass ich gerade Battle angesehen hatte, als er das sagte.
    »Wie kommst du denn darauf, Nic? Ich muss mich sehr wundern. Oder siehst du hier etwa irgendwas Romantisches? Das verspricht ein vernünftiger, drogenfreier bunter Abend zu werden – eine nette Abwechslung für unsere überforderten Hirne«, sagt Katrina.
    Der DJ steht etwa an der Stelle der Bühne, an der auch der dicke, kahle rosarote Mann stand, als er seine beeindruckende
Rede hielt. Ich kenne das Stück nicht, das er gerade auflegt – irgendeine sirupartige Frauenstimme singt zu einem Drumcomputer, aber auf der Tanzfläche sind ziemlich viele Pärchen, die sich halbwegs im Takt dazu wiegen.
    Plötzlich sehe ich Anne in den Armen eines großen Typen. Ich bin begeistert. Also hat sie es tatsächlich geschafft, sich einen neuen Freund zu angeln.
    »Hab ich euch eigentlich schon mal von Anne aus meinem Kurs erzählt?«, frage ich die anderen. Ich gebe ihnen eine knappe Zusammenfassung der Saga von Anne und John und meinem Rat an sie, Trost in den Armen eines anderen zu suchen. »Und jetzt schaut euch das an!« Ich zeige in ihre Richtung. Ich glaube, sie trägt dasselbe Kleid wie auf dem Foto, das sie mir ganz am Anfang des Ferienkurses gezeigt hat.
    »Na, das passt ja!«, sagt Battle.
    »Was?«, frage ich.
    »Du weißt ja wohl, wer das ist, mit dem sie da tanzt, oder?«, sagt sie.
    »Nein.«
    »Kevin.«
    »O Gott, du hast Recht!«
    Ich bin etwa fünf Minuten lang nicht in der Lage zu sprechen, weil ich so einen Lachkrampf habe. Isaac und Katrina haben nichts mitgekriegt, sie sind schon auf der Tanzfläche und tanzen zu einem besonders kitschigen Lied. Battle wartet neben mir, bis ich mich wieder beruhigt habe.
    »Okay, geht wieder.« Ich hole tief Luft. »O Mann, ist das komisch. Aber ich lege trotzdem keinen gesteigerten Wert darauf, den beiden zu begegnen. Du etwa?«
    »Nee, wirklich nicht«, sagt Battle. »Lass uns abhauen,
okay? Mal sehen, ob ich unsere beiden Turteltauben aufschrecken kann.«
    Sie geht zu Katrina hinüber, stupst sie an und erklärt ihr die Situation.
    »Na endlich – die Musik ist so was von Scheiße!«, sagt Isaac. »Außerdem schwitze ich in diesem Hemd und sehen kann ich auch nichts.«
    »Von mir aus können wir auch gehen. Ich wollte bloß einmal mit dir tanzen, mein Schnuckelchen«, sagt Katrina.
    Wir beschließen, an den Fluss zu gehen. Der Wald, der Fluss, die Bäume im Hof – das sind die drei wichtigsten Orte dieses Sommers. Ich hätte Isaac bitten sollen, sie auch zu fotografieren.
    Eine Weile gehen wir zu viert nebeneinander her, aber Isaac und Katrina werden immer langsamer. Katrina entdeckt ständig neue Blumen, die sie pflücken möchte, und jedes Mal wenn sie stehen bleibt, müssen sie und Isaac sich küssen, und so führt eines zum anderen und bald haben Battle und ich sie abgehängt. Als mir das klar wird, bekomme ich sofort Herzklopfen.
    Battle und ich haben uns heute im Laufe des Abends immer mal wieder an den Händen berührt, aber das war auch schon alles.
    »Sollen wir uns hier hinsetzen?«, frage ich, als wir am Fluss angekommen sind.
    Battle nickt. Eine Weile sitzen wir nur stumm da und schauen auf den Fluss, die Wolken und die Sterne am Himmel.
    »Guck mal – der Himmel.« Meine Stimme ist leiser als sonst. »Genauso sehen Bilder in der Erinnerung aus, findest du nicht? Dann ist alles so ein bisschen verschwommen und an den Rändern verwischt.«

    Der Blick, mit dem Battle mich ansieht, bedeutet normalerweise, entweder dass ich sie küssen oder dass ich weiterreden soll. Ich traue mich nicht, sie zu küssen, weil sie das womöglich gar nicht will, also entscheide ich mich fürs Reden.
    »Irgendwie kommt es mir gerade so vor, als wäre alles schon vorbei. Als wären wir schon weg. Du sitzt zu Hause in deinem Zimmer und denkst an den Sommer zurück, und ich gehe in der Schule den Gang entlang und renne
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