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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück
Autoren: Peter Heim
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Christa in ihr, das ewige Pflichttier, jetzt aufreihte? – Nein. Nie! – Wenn schon alle verrückt spielen, sagte sich Christa, dann hast auch du ein Recht dazu.
    »Amüsier dich gut, Schätzchen!« hatte Theo befohlen.
    Und ob sie sich amüsieren würde! Sie würde, sie würde … nun, was? … Irgendwas jedenfalls würde sie, und das gründlich. So gründlich, daß es ihr keiner mehr nehmen konnte!
    ***
    Sechsunddreißig Stunden nach dem Telefonat, das Christa Schmidle mit ihrem Vater führte, kurz nach achtzehn Uhr, rollte Micheles weißer Alfa dem Parkplatz der ›Villa Caruso‹ am Gardasee entgegen.
    Er blieb an der Einfahrt stehen. Hineinrollen ging nicht, denn dort stand ein junger Mann in einer eindrucksvollen Hotel-Livree und hob die rechte Hand.
    »Was wollen Sie denn?« fragte Michele ungläubig.
    »Sie einweisen. Sind Sie Gast oder Besucher? Ich meine, falls Sie Gast sind, werde ich mich um Ihr Gepäck kümmern.«
    »Sie werden was?«
    »Das Gepäck natürlich«, versicherte der junge Mann. ›Natürlich‹ – er hatte es tatsächlich gesagt. Und trug auch Christas kleinen Koffer voran, über frischgestreuten, schneeweiß schimmernden Kies, die Treppe hoch, zwischen den beiden Göttinnen hindurch.
    Dort blieb Christa erst mal stehen.
    »Michele …« Sie hatte eine ganz kleine Stimme. »Michele, zwick mich mal.«
    Auch Michele zeigte denselben halb angestrengten, halb kindlichen Ausdruck eines Menschen in tiefstem Staunen.
    Die Göttinnen leuchteten.
    Sie leuchteten so weiß, so strahlend, als habe der Meißel des Bildhauers sie gerade erst erschaffen.
    »Sandstrahl«, sagte Michele schließlich mühsam. »So 'nen sauberen Busen hatten die noch nie. Das haben die mit einem Sandstrahlgebläse fertiggebracht.«
    Die? Wer? – Die Heinzelmännchen?
    »Prego, signori!« sagte der junge Mann in Livree und winkte einladend, während Christa mehr und mehr in dem Gefühl versank, zu träumen.
    Ein Blick hinüber zum Swimmingpool … Brandneu, weiß und farbig leuchtende Liegestühle unter brandneu, weiß und farbig leuchtenden Sonnenschirmen? Und alles vom Feinsten!
    Die Eingangstür wurde vor ihnen aufgestoßen.
    Die Halle ertrank buchstäblich in Blumen. Blühendes wo man hinsah. Flammenfarbene, mannshohe Gladiolen, Rosengebinde, Tulpen – und ein Herr in Schwarz hinter dem Tresen, der zwei goldene Schlüssel am Aufschlag der Jacke trug.
    Christa versuchte zu schlucken. Wie sollte sie? Ihr Mund war so trocken.
    Und im nächsten Zimmer, im ›Goldenen Saal‹, stand ein schwarzer Flügel. Der Flügel, den sich Theo immer gewünscht hatte. Und auf dem Flügel lag nichts als eine einzige rote Rose.
    Dies war alles doch wohl nicht wahr! Dies war so unwirklich, daß man lachen oder weinen mußte. – Oder war es vielleicht doch …?
    Der Mann, der um den Flügel kurvte, die Arme weit ausgebreitet, ein unbezwingbares Siegerstrahlen auf dem runden Gesicht, der war echt, war Fleisch und Blut – ihr Fleisch und Blut.
    »Da seid ihr ja!« schrie Theo und rannte auf sie zu. »Endlich! – Na, was sagt ihr jetzt? Gefällt's euch? Das ist es, Christa, was? Das ist doch unsere ›Villa Caruso‹ wie wir sie uns vorgestellt haben. Vielleicht noch nicht ganz, aber bald! Hauptsache, die Richtung stimmt!«

Epilog
    Chaos, das sagen uns die ganz klugen Bücher, ist ein schöpferisches Prinzip. Zuerst formen sich daraus die Strukturen, dann Leben und Ordnung. Ordnung, auch das muß festgehalten werden, ist kein Vorgang – und daher meist etwas ziemlich Langweiliges.
    Die Giulietta Caprara wußte schon, warum sie die verrückten Männer den normalen vorzog …
    An Theo Schmidles Beispiel können wir verfolgen, was passieren kann, wenn aus dem Chaos der schöpferische Funke aufspringt. Nun hat er auch die Ordnung geschaffen, und wer's nicht glauben will, überzeuge sich selbst. Er braucht nur an den Gardasee zu fahren und dort, in der ›Villa Caruso‹ oder dem ›Guts-Hotel Mirtillo‹, das dem Unternehmen angeschlossen ist, ein Zimmer zu buchen! Besonders preiswert, das wäre anzufügen, ist ein solcher Spaß allerdings nicht.
    Aber warum auch? Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hervorragend, außerdem haben die ›Villa‹ wie das ›Guts-Hotel Mirtillo‹ einen Ruf zu verteidigen, der weit über den Gardasee hinaus bis in die Region Verona strahlt. Kein Bett ist während der Festspiele zu haben. Beide Hotels sind für Monate ausgebucht, und selbst die ganz Großen, ein Künstler wie der Weltstar Placido
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