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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück
Autoren: Peter Heim
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für ein schlechtes Gewissen habe.«
    Sie lachte. Aber das war keine Antwort.
    »Warum?« bestand Theo, fortgerissen vom Strom tragischer Gedanken.
    »Bist du vielleicht neugierig …« Das Gemüse kam in eine Kasserole.
    Verläßt den Hof, dachte er, kommt einfach runter, steht in der Küche, bringt das Fleisch noch mit, krempelt die Ärmel hoch und stellt sich an den Herd. Ja, die Henkersmahlzeit: das letzte Abendessen! Ein ›erstes‹ hat es in der ›Villa Caruso‹ sowieso nie gegeben …
    Es ist zuviel! Jede Blamage hat ihre Grenzen.
    Aber etwas wollte er noch wissen: »Warum, Giulietta?«
    »Weil du mir gefällst«, sagte sie da, gab Fett in die Pfanne und ließ es bruzzeln.
    Er glaubte, sich verhört zu haben. »Wie bitte? Wer? Ich? Dir!«
    Wenn Theo nicht mehr weiter wußte, pflegte er sich den runden Hinterkopf zu reiben. Und da der nicht nur rund, sondern auch blank war, sah es aus, als wolle er ihn polieren. Es war eine kreisende Bewegung mit dem Handballen, so verzweifelt, daß sie Giulietta erneut zum Lachen brachte.
    »Und wenn du noch so reibst, Haare kommen da nicht mehr raus! Trotzdem … Soll ich dir sagen, warum du mir gefällst?«
    Rote Ohren bekam Theo.
    Gerade noch hatte er voll Verzweiflung daran gedacht, allem ein Ende zu setzen, um den Alpträumen, der bevorstehenden Schande zu entgehen. Nun bekam er … ja, was zu hören? Eine Liebeserklärung?! Von diesem Vollweib?
    »Soll ich dir sagen, warum du mir gefällst, Theodore?«
    Theodore? Nicht mehr nur die Ohren glühten, es war bereits die Stirn.
    »Weil du so schön verrückt bist. Und verrückt müssen sie bei mir sein.«
    »Wer?«
    »Wer? Die Männer. Egal wie, aber richtig schön verrückt. Normale sind Langweiler. Stimmt's?«
    Das wußte er nicht. Außerdem hatte er sich eigentlich immer für normal gehalten. Allerdings, wie er die Geschichte hier anpackte, vielleicht hatte das Giulietta Anlaß gegeben …
    Und da kam es auch schon: »Daß du die Leute einfach losschickst, weil du keinen Koch kriegen kannst, ist das vielleicht nicht …«
    »Na gut, Giulietta.« Seine Stimme war nun ganz leise. »Aber wenn das alles wäre.«
    »Was denn noch?«
    »Was noch? – Ich bin banca rotta, Giulietta. Kapierst du? Pleite … Ich hab' kein Geld. Ich könnte noch nicht mal diesen Kerl bezahlen.«
    »Na und?«
    »Ich sag' doch, das ist die Wahrheit. Deshalb hab ich die Leute nach Verona geschickt. Aber wo um Himmelswillen soll ich sie denn morgen hinschicken? Die Leute haben ja bezahlt. Allerdings mit einer Ausnahme. – Verstehst du?«
    Sie sah ihn nur an. Sie wurde weder blaß noch hektisch. Nichts, als dieser Blick. Und dann: »Du bist wirklich noch verrückter, als ich schon dachte.«
    Theo stützte die Hände auf den Tisch. Sein Kopf sank nach vorne. Jetzt rieb er sich noch nicht mal die Glatze.
    »Nun komm schon! Was soll das denn?« hörte er sie. »Morgen bleiben sie hier. Wir finden schon was. Es geht immer weiter. Das hat mein Großvater immer gesagt: Auch wenn dir die letzte Kuh wegstirbt, weiter geht's trotzdem …«
    ***
    Wenn sie ihre Kreditkarte wenigstens noch hätte. Aber die hatte ja die blöde Bank eingezogen. Typisch. Das waren vielleicht noch Geschäftsleute, diese Banker, Flaschen, Versager, nein, Verbrecher waren sie!
    Dies sagte sich Angela Rottenkamp.
    Und sie sagte sich noch etwas: Es muß etwas passieren, Angela. Und bald! So kann's jedenfalls nicht weitergehen. Du landest im Abseits, was heißt im Abseits, in der Katastrophe!
    Angela hatte ihre trübe Stunde. Auch sie hatte sich diesem schmerzhaften Vorgang unterzogen, den man mit ›Bilanz machen‹ umschreibt. Dazu gehörte bei Angela Rottenkamp nicht viel. Es reichte, daß sie den Inhalt ihrer Handtasche aufs Bett schüttete.
    Der Anblick war katastrophal.
    Sechsundzwanzig D-Mark und ein paar Zerdrückte. Dazu noch ein paar schmierige Lire-Scheine, die sowieso nichts wert waren …
    Der Bus war ohne Angela abgefahren. Dabei hatte dieser Schmidle-Heini nichts unversucht gelassen, sie in die Karre hineinzuquetschen: »Was? Sie waren noch nicht in Verona? Also Fräulein Rottenkamp, das muß ich Ihnen nun wirklich sagen: Daß Sie sich diese Stadt entgehen lassen wollen, ist unverzeihlich … Natürlich können Sie später noch mal hin, da haben Sie schon recht. Aber ob Ihnen da unser Herr Kienzle auch noch mit seiner Sachkunde zur Hand gehen kann? Jedenfalls, eines steht fest: Eine derartig einzigartige Ansammlung von kulturgeschichtlich bedeutenden Monumenten
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